Marianne Lang und Borjana Ventzislavova
Die eine lässt Pflanzen über urbane Architektur wuchern, die andere setzt kommunistische Zitate in leuchtenden Neonfarben auf Inseln und Berglandschaften. Beide interessieren sich für die Veränderung von Realität und eröffnen zusammen in der Galerie Bäckerstrasse Berlin am Donnerstag (5. November 2015) ihre Ausstellung SHAPING REALITIES.
Die junge Wiener Künstlerin Marianne Lang (*1979) verwandelt mit Hilfe von Kletterpflanzen zeichnerisch behutsam urbane Architektur in eine überwuchernde Pflanzengesellschaft. In ihrer Serie „Haus im Grünen“ fokussiert die Künstlerin den Blick auf jenen Moment in dem die grüne lebendige Materie die sichtbare Architektur eines Gebäudes aufgelöst und damit einen scheinbar stabilen Endzustand erreicht hat. Aus Hochhäusern werden versunkene Dschungel-Paläste, Bürokomplexe erzählen mystisch von erloschenen Zivilisationen. Die Arbeiten von Marianne Lang, die an der Universität Mozarteum Salzburg Malerei und neue Medien studiert hat, entwickeln ihre Sogkraft sowohl über ihre Poetik als auch Ästhetik.
Borjana Ventzislavova (*1976) hat ihrer Wurzeln in Bulgarien und arbeitet mit Fotografie, Film, Video, Installation und neue Medien in Sofia und in Wien. In der Galerie Bäckerstrasse Berlin wird sie ihre dreiteilige Arbeit “For the future because of the past – specters everywhere“ (the curtain, behind the curtain, because the curtain) vorstellen. In ihr setzt sich Borjana Ventzislavova mit der Propaganda des „Ostens“ und der Verlockung des „Westens“ auseinander. Allerdings geht es ihr nicht um den Dualismus von Kommunismus und Kapitalismus in den NATO und den Warschauer Pak-Staaten. Ihr silberner Vorhang lässt vielmehr an etwas verborgen Verführerisches denken: Sehnsucht? Das wirklich schöne Leben? Gleichzeitig verweist er auf sich selbst als fertige Pop Art, ein Produkt der Konsumwelt, in der die Verpackung wichtiger ist als der Inhalt.
Borjana Ventzislavova: Works for public space, 2012
Auf einer Insel in Postkartenkitsch-Optik, leuchtet neonfarben „The bright future is still coming“, überraschenderweise ein kommunistischer Schlachtruf, mit dem die Künstlerin als Teenager in ihrer bulgarischen Heimat konfrontiert wurde. Dieser Satz, der genauso gut einem Meditationshandbuch für gestresste Geschäftsleute entliehen sein könnte, sowie die Verdopplung und Verdreifachung des Motivs, stehen für die Verwandtschaft der Ideologien, die sie in dieser Arbeit ironisch aufbricht
Ausstellung: Shaping Realities
Opening: Donnerstag, 5. November 2015, 18:30 – 21 Uhr
Ausstellung: 6. November 2015 bis 9. Januar 2016
Galerie Bäckerstrasse Berlin // Eisenacher Str. 57, 10823 Berlin – Schöneberg