Ellen Blumenstein – Neue Kuratorin der Kunst-Werke Berlin
Ellen Blumenstein: KW© Edisonga
Im Grunde macht Ellen Blumenstein das, was jeder Hausherr in einer neuen Wohnung erst mal anpackt: er geht durch alle Räume und guckt sich an, was haben wir hier, wo müssen wir ran, in welche Ecke stellen wir die Möbel? Nur, dass in den Kunst-Werken die Ecken ein bisschen grösser ausfallen.
Die Räume sind einerseits leer, weil es noch keine Ausstellung gibt, aber andererseits auch richtig voll, weil das, was wir so an Ideen haben, bereits überall zu sehen ist. Ich wollte am Anfang mal einen Schritt zurück gehen und schauen, was können die KW, was sind sie, um dann zu entwickeln, was sein wird.
Die Zukunft der KW Berlin
Zusammen mit dem bulgarischen Künstler Nedko Solakov ist Ellen Blumenstein durch die verheissungsvoll leeren Hallen gestreift und hat „Teaser“ über das „Was“ und „Wo“ hinterlassen. Schön, wenn man so ganz frei nachdenken kann. Ein Projekt mit einem Vampirfilm und einer möglichen Zusammenarbeit mit der Berlinale, ein Schneidetisch von Christoph Schlingensief, im Keller gefunden, als Hinweis auf eine kommende grosse Ausstellung, etc., und immer wieder kleine, gerne auch selbstironische Randnotizen
Hier sollte eine weiterer bedeutender Satz stehen, aber dann haben wir angefangen, über Geld zu reden, und wie arm diese Institution wirklich ist.* Übrigens: das ist ein bedeutender Satz.
Dies liest man, mehrfach im Kreis gehend, an einer Säule im 3. Stock, der „Chora“. Für die Nicht-Humanisten: Chora ist altgriechisch für „zentraler Ort“. In den Kunst-Werken soll hier der Ort für Diskussionen, Performances, Konzerte und Veranstaltungen entstehen.
Die KW und die Auguststrasse
Ach ja, das Geld. Die Förderung durch das Land Berlin geht zwar weiter, aber die Finanzierung der Anfang der Neunziger gegründeten Kunst-Werke ist wackelig. Neben den öffentlichen und privaten Geldgebern bleiben die Ausstellungen das Kerngeschäft der Kunst-Werke. Trotz der weiter beanspruchten Avantgarde-Funktion wird man es sich schlichtweg nicht leisten können, die veränderten Bedingungen in der Berliner Mitte zu ignorieren, und das sind nun mal auch die vielen Besucher, die mit dem Touristen-Führer in der Hand durch die Auguststrasse streifen. Es wird Kooperationen geben, vor allem auch mit dem MoMa PS1, wo man mit KW-Gründer Klaus Biesenbach quasi einen natürlichen Verbündeten hat. Und natürlich wird es auch weiter Ateliers geben, so wie damals, als die alte Margarine-Fabrik ein Ort für die Kunst-Verrückten und Kreativen in der noch gar nicht schicken Auguststrasse wurde.
Die Produktion wird auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, wir wollen, dass vieles bei uns und für uns entsteht, und dass die Künstler direkt hier arbeiten und auch wohnen können.
Ein Bookshop im Vorderhaus, ein „Studiolo“ genanntes Publikations-Archiv im 1.OG, das Erdgeschoss ist jetzt komplett offen, mehr Quadratmeter können bespielt werden, zum Beispiel auch die frühere Pogo-Bar im Untergeschoss der Halle – es gibt mehr Raum und er ist klarer strukturiert. Die Hausbesichtigung macht Lust aufs Einrichten. Insofern hat Ellen Blumenstein mit dem Relaunch ganze Arbeit geleistet.