THOMAS DEMAND

 

THOMAS DEMAND

Thomas Demand, Bildhauer und Fotograf, baut mit Hilfe von Papier und Karton bekannte Orte nach, um sie anschließend zu zerstören. Allein seine großformatigen Fotografien sind Zeugen dieser Orte.

Thomas DemandThomas Demand: Fotoecke / Photobooth, 2009, C-Print/ Diasec, 180 x 198 cm © VG Bild-Kunst, Bonn. Courtesy Sprüth Magers Berlin London

Medien

Skulptur
Fotografie

Galerien

Esther Schipper
Sprüth Magers

Webpage

www.thomasdemand.info

Lebt & arbeitet in

Berlin und Los Angeles


ZENTRALE MOTIVE BEI THOMAS DEMAND

In akribischer Detailarbeit baut Thomas Demand Tatorte nach, die auf Pressefotos dokumentiert und im Bewusstsein Vieler verewigt sind. Er fotografiert seine Modelle – um sie am Ende wieder zu vernichten. Während er die Fotos zum Mittelpunkt seiner Ausstellungen macht, bleiben die Modelle dem Betrachter unzugänglich: übrig bleiben hyperrealistische Aufnahmen als Zeugen einer vergangenen Erinnerung.

Thomas DemandThomas Demand: Kontrollraum / Control Room, 2011, C-Print/ Diasec, 200 x 300 cm © VG Bild-Kunst, Bonn. Courtesy Sprüth Magers Berlin London

WERK & THEMEN

In seinem früheren Künstlerleben schaffte Thomas Demand Skulpturen. Um den langwierigen Entstehungsprozess radikal zu reduzieren, begann er mit einfachen Materialien wie Papier, Pappe und Karton zu arbeiten. Er wollte seine Errungenschaften für zukünftige Projekte nutzen und dokumentierte seine Werke mit Hilfe der Fotografie. So fand der Künstler zu jener Methode, welche seine Werke heute so populär machen.

Demand selbst sieht sich nicht als Fotograf. Die Bezeichnung Illusionist trifft es da zuerst einmal genauer. Seine Innenräume entstehen meist im Größenverhältnis 1:1. Hinzu kommt, dass die großformatigen Fotos ungewöhnlich tief gehangen präsentiert werden. Auf ‚gleicher Augenhöhe‘ steigt der Betrachter direkt  in den Raum ein. Das Bild – oder auch der konstruierte Raum – wird zu dem des Rezipienten.

In der ersten Phase der Betrachtung gibt man sich der Illusion hin. Etwas an Demands Fotos jedoch lässt Zweifel darüber aufkommen, ob es sich tatsächlich um einen realistischen Ort handelt. Winzige Stellen im Bild geben deutliche Hinweise darauf, dass die abgebildeten Räume nicht wahrhaftig sind. Zu glatt geben sich die Gegenstände, zu sauber, ohne einen Fußabdruck auf dem Boden oder einer schattigen Delle in der Wand. Oberflächen wirken monochrom. Weder eine Spiegelung hier, noch ein Schatten dort. Welchen Ort sehen wir hier tatsächlich? Und warum gibt es keine Menschen, nichts Organisches, das auf Leben hindeutet?

Thomas DemandThomas Demand: Filale, 2012, C-Print / Diasec, 158 x 144 cm © VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy Sprüth Magers Berlin London

Demand als Illusionist zu bezeichnen, wäre demnach viel zu kurz gegriffen. Was ist es also, das den Betrachter an seinen Werken so fasziniert?
Essentialistisch ist die gesellschaftliche oder auch persönliche Relevanz der nachgebildeten Orte. Wüste Papiere in einem Büro geben Aufschluss über die Stürmung der STASI-Zentrale.(1) Und die kahle Badewanne ist mehr als nur das: sie war blutiger Fundort des ermordeten Barschel.(2)

Meine Kunst ist nicht politisch,

wiederspricht er.

Demand will vielmehr die Autenthizität seiner Bilder in Frage stellen. Der Wiedererkennungswert der Sache sei ihm nicht wichtig. Er denkt in größeren Kreisen. Das Fotos ist für ihn nur Teil des Gesamtwerks – dessen, wie er die Welt wahrnimmt:

(…) als Abbildung der Abbildung der Abbildung und so weiter.

Die von Thomas Demand nachmodellierten Szenen bergen eine präzise Beobachtungsgabe und handwerkliches Geschick. So kreiert er ständig neue Realitäten, die zunächst nur den Anschein haben, zum Verwechseln ähnlich zu sein. Trotz der bildlichen Dekonstruktion verweist er auf reelle Geschehnisse und verknüpft sie nach allegorischer Manier mit Vergangenem. Realitäten finden ihren Platz in unserer Zeit – und bleiben doch stets nur ein Ausschnitt unserer Erinnerung.

Thomas Demand: VaultThomas Demand: Vault, 2012, C-Print / Diasec, 220 x 277 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy Sprüth Magers Berlin London

THOMAS DEMAND: BIOGRAPHIE

Thomas Demand (*1964 München) studierte zunächst von 1987 bis 1990 in München an der Akademie der Bildenden Künste, um im Anschluss daran ein zweijähriges Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Fritz Schwegler zu folgen. Im Jahr 1994 absolviert er sein Master of Fine Arts am Goldsmith’s College London. Thomas Demand wird heute von zwei europäischen Galerien vertreten: Esther Schipper, Berlin und Sprüth Magers, Berlin/ London. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles.

Thomas DemandThomas Demand: Presidency I, 2008, C-Print/ Diasec, 310 x 223 cm © VG Bild-Kunst, Bonn. Courtesy Sprüth Magers Berlin London

AUSSTELLUNGEN (Auswahl)

2013
Gruppenausstellung Der Schein, Kestner Gesellschaft, Hannover (GER) // 23.08. – 03.11.2013

2012
Thomas Demand, Sprüth Magers, Berlin (GER) / Model Studies, Esther Schipper, Berlin (GER)

2011
Deutsche Börse Photograpy Prize 2011, C/O Berlin. International Forum for visual dialogues (GER)

2010
Gruppenausstellung Exposed: Voyeurism, surveillance and the camera, Tate Modern, London (ENG)

2009 – 2012
Nationalgalerie, Neue Nationalgalerie, Berlin (GER)

2005
Thomas Demand, MOMA, New York (USA)