Foster Huntington – The Burning House Project
Stellt Euch vor, in den nächsten zehn Minuten brennt Euer Haus ab und Ihr könntet nur das retten, was Euch wirklich wichtig ist – was würdet Ihr mitnehmen? Foster Huntington hat auf diese Frage Tausende Antworten bekommen. Sein Fotoblog The Burning House Project startete als Webseite, mittlerweile gibt es ein Buch und Ausstellungen, auch Prominente und Künstler senden Fotos ihrer „wichtigsten Dinge“, Medien berichten weltweit. Die erstaunliche Karriere einer Idee, die genau in unsere Zeit passt. Ich treffe Foster in Berlin, wo er seine Ausstellung im L40, dem schwarzen Hause am Rosa-Luxemburg-Platz vorbereitet, die heute (25.9.2013) eröffnet.
Ich habe mich regelrecht reingesteigert in diesen Gedanken, dass man zum glücklich sein viel weniger braucht, als man denkt. Meine Generation ist ja noch aufgewachsen in einer Gesellschaft, in der es heisst „kauft Dinge, dann werdet ihr glücklich sein“, aber das geht ja schon allein deshalb nicht, weil wir ganz sicher weniger Geld haben werden, als die Generation unserer Eltern.
Natürlich ist das Thema der Reduzierung von Dingen in unserem Alltag ein Luxusproblem des Westens, ähnlich wie Magersucht. Trotzdem bringt es den Zeitgeist auf den Punkt.
Foster Huntington – Ralph Lauren, Bloggen, Roadtrips im VW Bus und Surfen
Übrigens hätte Foster Huntington gar keine Probleme, Geld zu verdienen. Doch Freiheit ist ihm wichtiger. Ich staune nicht schlecht, als mir der 25 Jahre junge Künstler sein bisheriges Leben erzählt.
Eines Tages, ich war noch an der Uni, schickte mir ein Designer von Ralph Lauren, der meine Webseite gesehen hatte, eine Mail. Ich sollte in New York ein paar Leute treffen und kurze Zeit später hatte ich einen Job in einem der Designer Teams. Wir sind durch die Welt gereist und haben fotografiert, was uns gefallen hat, um die Klamotten in Szene zu setzen. Ich hatte viel Spass und habe viel gelernt mit tollen Leuten. Aber nach anderthalb Jahren in New York hatte ich die Nase voll vom Leben in der Stadt und davon, mich mit Dingen zu beschäftigen, die man eigentlich gar nicht braucht.
Foster schmiss den Job und hatte die Idee mit dem Burning House Projekt. Der Blog fand Tausende Follower und nach einem Monat rief ein New Yorker Verleger an, um ein Buch daraus zu machen. Das Angebot war so gut, dass Foster erst mal wieder ausgesorgt hatte. Er kaufte sich einen Campingbus, ging auf Tour durch die USA, um für das Buch Leute zu interviewen und zu fotografieren – aber nicht nur das.
Mein grosses Hobby ist das Surfen. Du brauchst Geduld und Demut vor der Natur. Der Ozean ist so viel gewaltiger als Du selbst und Du musst auf die richtige Welle manchmal ewig warten, um genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Eine perfekte Welle muss man sich sozusagen verdienen, aber dann ist das Gefühl einfach unbeschreiblich.
Foster Huntington stellt in Berlin aus
Man nimmt Foster Huntington den sonnigen American Surfboy aus dem Stand ab – er sieht auch so aus (toll!), ist dabei klug, eloquent und tiefsinnig (noch toller!) und vor allem wahnsinnig entspannt (am tollsten!). Diese Talente Fosters hat auch die Allianz Deutschland erkannt und ihn zum Botschafter der Social Media Kampagne „Eins ist mir wichtig“ gemacht. Bilder und Videos seines Roadtrips durch Deutschland kann man bis zum 6. Oktober in der „L40“ in der Linienstrasse besichtigen, die Eröffnung ist heute (Mittwoch) – natürlich in Anwesenheit des Künstlers.
Foster Huntington: Biografie
Foster Huntington wurde 1988 in Portland, Oregon, geboren. 2011 kehrte er der Modewelt New Yorks den Rücken und kündigte seinen Job als Creative bei Ralph Lauren. Seitdem reist er als Fotograf mit seinem VW-Bus durch die Welt. Bekannt geworden durch sein Blog http://theburninghouse.com/ , das die Frage „Was würden Sie mitnehmen, wenn Ihr Haus brennt?“ stellt, folgen dem jungen Amerikaner bereits über 400.000 Menschen online. Was im Mai 2011 als Gespräch unter Freunden begann, ist mittlerweile ein viral weit verbreitetes Projekt: Menschen aus aller Welt schicken Foster täglich Fotos der Dinge, die ihnen wichtig sind. 2012 erschien sein Buch zum Blog „The Burning House. What would you take?“ in den USA, das von der New York Times als „Fascinating…provocative.“ gelobt wurde.
Fotos: Foster Huntington