Foto: Brigitte Bauer im Op Art-Badeanzug von Sinz, Griechenland, 1966 © F.C. Gundlach
F.C. Gundlach: Der Fotograf der Swinging Sixties
Neulich, bei der Jurysitzung der LeadAwards, heftete man F.C. Gundlach ein Namenschild an, darauf stand „Fotograf“. Da musste er doch sehr lachen, denn Fotograf beschreibt vielleicht seine Vergangenheit und vielleicht auch einen gewissen Blick auf die Welt, der selektierend, ausschnitthaft und verdichtend schaut, interessiert, aber unnachgiebig, schnell, immer noch, und unglaublich präzise, doch dieser Blick war nur der Ausgangspunkt für sein Schaffen. Der Blick bewirkte, dass Frauen in der Nachkriegszeit sich wieder trauten, etwas aus sich zu machen, er ließ sie freier agieren, das Weibchen-Schema der 1950er Jahre mit der Diorschen Taille und dem weiten Rock ablegen, das Sportliche, Selbstbewusste, ja, auch das Schmalbrüstige zu etablieren, die Swinging Sixities schwappten herüber, Twiggy, Mary Quant, der Minirock, die toupierten Hochsteckfrisuren, dann die Space-Looks von Andre Courreges und Paco Rabanne, Barbarella, Mondlandung, futuristische Materialien, die Trends flogen schneller als das Raumschiff MIR, und F.C. Gundlach war mittendrin und nahm die deutsche Frau an die Hand, die ihm willig in seine Welt der Inszenierung folgte.
F.C. Gundlach: Der Weltreisende
Denn nachdem F.C. Gundlach, geboren 1926 als Franz Christian Gundlach in Heinebach, Hessen, die gesamte deutsche Kinoprominenz von Romy Schneider über Nadja Tiller bis zu Hildegard Knef für die „Film und Frau“ abgelichtet hatte, und Deutschland verstanden hatte, was Glamour war, Persönlichkeit und Eleganz, belieferte er „Stern“ und „Twen“, und dann im Rahmen eines Exklusivvertrages bis 1983 die „Brigitte“: mit mehr als 160 Covern und 5.000 Seiten redaktionellen Seiten. Er war der erste Modefotograf, der im großen Stil „on location“ fotografierte, er reiste in den Nahen Osten, in den Fernen Osten, nach Mittel- und nach Südamerika, in die USA und nach Afrika. Seine strengen architektonischen Kompositionen, die Mode als einen Teil ihrer Umgebung verstand, sie durchdrang und überhöhte, schufen eine neue Bildsprache. Die Op Art mit ihren grafischen Mustern passte da natürlich super, sei es in dem berühmten Bild mit den Badekappen vor den Pyramiden in Kairo oder eben wie bei dieser Aufnahme mit Brigitte Bauer, die einen Badeanzug der deutschen Firma Sinz trägt und vor einer Kulisse posiert, die sich nur im Bildtitel als Griechenland zu erkennen gibt, aber in ihrer schwarz-grauen strengen Teilung und dem kühnen Schwung des Flachdaches als modernes Architektur-Ensembles zu erkennen ist. Die Arme sind nach hinten verschränkt, die Augen mit einer übergroßen spacigen Sonnenbrille verdeckt, nichts lenkt ab von dem, was gezeigt werden soll: die Mode, der Style. Zeitgeist pur.
Foto: Porträt F.C. Gundlach ©Esther Haase
F.C. Gundlach: Der Sammler und Stifter
Heute gehört das Bild zum Kanon globaler Gestaltungsmuster, ich habe sogar ein T-Shirt mit dem Motiv, es ist lila, der Badeanzug grün-weiß gemustert, und ich trage es manchmal bei Sixties-Parties oder Fashion-Shows. „F.C.“ ist da recht entspannt, das kann er als gefeierter Kurator, Gründungsdirektor des Hauses der Photographie, Deichtorhallen, und als Sammler von über 15.000 Prints zum Thema „Das Bild des Menschen in der Fotografie“, das er als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte, auch sein. „Modefotografie ist eine Projektionsfläche zur Identifikation“, sagt er gern. Und dass sie uns Visionen schenkt. Und Träume.
Nadine Barth stellt jede Woche eine Arbeit von ausgewählten Fotografie-Ikonen vor. In der Serie bereits erschienen sind u.a. Künstler wie Arnold Newman, Dorothea Lange, Stephen Shore, Hiroshi Sugimoto und Philip-Lorca di Corcia.