Erik Schmidt im Haus am Waldsee
Wir treffen Erik Schmidt im Haus am Waldsee inmitten seiner aktuellen Ausstellung „Downtown“. Nach einer kleinen Weltreise von Mitte nach Steglitz werden wir mit Sonne, einem verwunschenen Garten mit See hinterm Haus und wunderbarer Kunst belohnt. Über zwei Stockwerke verteilen sich die Arbeiten des Künstlers – eine Zusammenkunft aus neuen Werken im Erdgeschoß und älteren Arbeiten im ersten Stock. Die Ausstellung spannt den Bogen von Arbeiten aus den 2000er Jahren bis heute. Erik Schmidt taucht in die Tiefen gesellschaftlicher Systeme ein, beobachtet und dokumentiert Randgruppen, wie zum Beispiel privilegierte Adlige und ihre Jagd- und Speiserituale, aber auch die Demonstranten der Occupy-Bewegung. Als letztere begann, war er gerade für zwei Monate in New York. Fasziniert von der Ästhetik begab er sich in die Rolle des intensiven Beobachters, hielt seine Eindrücke zunächst mit der Kamera fest und setzte sie dann später in Malerei, Zeichnungen und Video um. Eine seiner Videoperformance zeigt den Künstler selbst in der Rolle drei atypischer Occupy-Demonstranten.
Erik, was kam zuerst: NYC und oder die Idee für deine Serie zur Occupy-Bewegung?
Ich bin mit der Idee nach New York gereist, mich inspirieren und treiben zu lassen. Ich bin sehr oft hier, die Stadt fasziniert mich Auch wenn NY nicht mehr so wild ist wie früher, trifft man dort auf viel verrücktere Menschen als in Deutschland.
Als ich ankam, ging die Occupy-Bewegung gerade los. Ich fühlte mich wie in einem Theaterstück mit einer unglaublichen Ästhetik.
Es war ein zauberhafter Moment, es war Spätsommer, die Sonne schien, in der Stadt war viel los. Zunächst war die Bewegung zwar eher klein, keiner wusste so recht was das jetzt genau ist und wer das ist. Die Visualität und Ästhetik dieser Situation war aber sofort enorm und sehr faszinierend.
Zwei Monate später stand ich vor meinem gesamten Material und überlegte, was ich damit machen soll. Von Außen kam eher eine kritische Haltung und ein gewisses Unverständnis darüber, dieses Thema künstlerisch umzusetzen. Trotzdem wollte ich mich durch das gesammelte Material wühlen und damit arbeiten.
Auch wenn ich mich immer wieder gefragt habe, ob ich das wirklich machen soll. Es ist schließlich ein populäres Thema und wäre letztendlich überholt sein, bis es ausgestellt sein würde.
Was du gezeichnet und gemalt hast, hast du vorher fotografiert. Warum?
Wenn ich durch die Kamera schaue sehe ich die Bilder, die ich malen werde. Die Vorstellung mich mit dem Skizzenblock ins Geschehen zu setzen, passt einfach nicht. In den Fotografien wähle ich meist genau den Ausschnitt, den ich später male.
Wohin hat dich deine Kamera innerhalb der Occupy-Bewegung geführt?
Ich wollte speziell den Platz, die Stofflichkeit und die Menschen, die herum lagen zeigen. Die Demonstration als Motiv selbst, hat mich nicht interessiert. Die Bewegung entwickelte sich schnell. An dem Platz, wo ich das Geschehen beobachtete, kamen immer mehr Leute dazu, immer mehr Schlafsäcke lagen dort. Es wurde für mich wie eine Landschaft, mit vielen Farben und Strukturen, die sich ständig wandelte.
Die Occupy-Arbeiten sind der eine Teil der Ausstellung. Worum geht es bei deinen anderen Arbeiten?
Unter den älteren Arbeiten sind drei Videofilme, die sich mit Jagdritualen und Adligen beschäftigen. Daneben stehen Arbeiten, die sich mit dem Thema Stadt beschäftigen. Der Titel der Ausstellung „Downtown“, steht deshalb auch nicht für die Occupy-Bewegung, ich wollte das bewusst offen halten. Dadurch lässt sie sich erweitern und ergänzen. Die Ausstellung zieht im März weiter in das Leopold Hoesch Museum, wo sie noch größer werden wird.
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Erik Schmidt Ausstellung: „Downtown“ Haus am Waldsee
Laufzeit der Ausstellung bis zum 30. Dezember 2012
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Die Fotografien wurden von Elena Capra mit einer Hasselblad aufgenommen – einer analogen Mittelformat Kamera mit 6×6 cm Negativ.
ARTberlin stellt ausgewählte, etablierte und junge Künstler vor, die in Berlin leben und die Stadt mit ihrer Persönlichkeit und ihren Arbeiten zur Kunstmetropole machen.