Eko Nugroho: Kunstprofil
Kurzprofil 1977 in Yogyakarta, Indonesien geboren. Lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt. Medien
| Kunstprofil Eko Nugrohos Werke haben stets einen starken Ausdruck und große Prägnanz, egal welches Medium er sich zu eigen macht. Meist bilden Fotos die Grundlage seiner Projekte. Diese Bilder übersetzt er in andere Medien. Kunst ist bei Nugroho auch ein kommunikativer Prozess. Er lässt andere partizipieren oder sich durch Gespräche inspirieren und leiten. Weitere Einflüsse für seine Werke sind Street Art und auch traditionelle Kunstformen seiner Heimat wie Teppichknüpfen und Schattenpuppentheater. Seine Kunst übt sanfte Kritik an politischen und gesellschaftlichen Phänomenen unserer modernen Gesellschaft. Galerie in Berlin |
Eko Nugroho – ein erster Eindruck
Graffitis in Räumen, Gemälde mit Mischwesen aus Mensch, Comicstil und grafische Mustern, humorvolle Sprüche, Gesichter hinter Masken, knallrosa Blumenskulpturen, traditionell geknüpfte Wandteppiche – Eko Nugrohos Werk ist vielseitig. Eines merkt man vielen Werken an: das Nugroho zunächst in der Street-Art-Szene zu Hause war. Manche Gemälde sind schwarz-weiß. Und dann sind da die prägnanten Farben, flächig aufgetragen und scharf gegeneinander abgegrenzt. Alles in einem Stil, der an Comiczeichnungen erinnert. Bei der Betrachtung vieler Gemälde vermutet man eine Geschichte dahinter – oder einen verschwommen erinnerten Alptraum. Die politische Kritik, die in vielen Werken durchschimmernd, ist stets sanfter Natur, gekleidet in rosa oder in zweidimensionale Mischwesen, die auch mit Echsenarm nur verhalten gefährlich wirken.
Die indonesische Gesellschaft – visualisierte Kontraste
Eko Nugroho stellt in seinem Werk zum einen das Leben in seiner Heimat Indonesien dar. Er visualisiert den Kontrast einer hierarchischen, islamisch geprägten Gesellschaft, die Teil der Globalisierung und westlich beeinflusst ist. Nugroho meint, in Indonesien sei man stets von politischen Dingen umgeben. Selbst wenn man nicht bewusst ein politisches Thema sucht, sind die Medien und das alltägliche Leben voll von Politik. Doch Nugroho hat nicht das Ziel scharf und direkt zu sein. Er übt eine sanfte Kritik und will Menschen ansprechen, die bemerken, was um sie herum passiert. Das mag auch damit zusammenhängen, dass direkter und öffentlicher Tadel einem Künstler in seiner Heimat Probleme bringen könnte.
Die Kluft zwischen den Generationen
Nicht nur die Strukturen in der indonesischen Gesellschaft, auch die in Europa sind für ihn von Interesse. Besonders die Situation älterer Menschen in unseren westlichen Gefilden treibt ihn um, da er das Gefühl hat, dass sie hier relativ abgeschieden von der Lebenswelt der Jungen Menschen leben. Ein Thema, das sich einem jungen Künstler von Nugrohos Format, der sich mühelos zwischen alter traditioneller Handwerkskunst und modernen Einflüssen und Undergroundkultur bewegt, leicht erschließt.
Eko Nugrohos Revier ist die Strasse: Malerei, Street Art und Videos
Ein weiteres zentrales Thema Nugrohos ist das moderne urbane Leben, wie er es seit 2008 in seinem Projekt Hidden Violence untersucht.
Diesem Thema nähert er sich nicht nur über die Malerei, sondern auch über Zeichnungen, selbst aufgenommene Videos und nicht zuletzt Street-Art Projekte. Nugroho zieht es nicht nur in Galerien und Museen. Sein Revier ist die Straße. Er sucht den Kontakt zum Publikum außerhalb der altgediegenen Kunsteinrichtungen. Im Jahr 2005 hat er mit Jugendlichen im Berliner Wrangelkiez ein Graffiti-Projekt umgesetzt, bei dem diese sich mit ihrer Lebenswelt künstlerisch auseinandersetzen sollten.
Fotografien sind die Basis für seine Projekte
Auf der 10. Lyon Biennale kam dann etwas ganz anderes. Nugroho veranstaltete ein Schattenpuppentheater. Er wandelte eine traditionelle Wayang Darbietung zu einer zeitgenössischen visuellen Welt um – ein Versuch, das westliche Publikum und den Geist der heutigen Gesellschaft einzufangen. So verschieden die von Nugroho verwendeten Medien auch sein mögen, eines haben viele seiner Werke gemeinsam: Die Basis seiner Arbeit sind meist Fotografien, die er in die anderen Medien übersetzt. In diesen Prozess der Übersetzung lässt er Eindrücke einfließen, die er aus Gesprächen mit den Menschen vor Ort über ihr Lebensumfeld und ihr Leben gewinnt.
Traditionelles Knüpfwerk und Underground Comics
Nugrohos Werk zeichnet sich durch viele unterschiedliche Einflüsse aus. Nugroho ist in der Street Art-Szene als Künstler gewachsen, doch er hat auch ganz traditionell Kunst an einer Hochschule studiert. Ein weiterer wichtiger Einfluss für Nugroho ist beispielsweise das Indonesische Schattentheater. Masken haben hier einen hohen Symbolwert. Wenn Nugroho auf seinen Gemälden Gesichter verbirgt oder verfremdet vermittelt er sein Verständnis für die alte Kunst. Er fokussiert sich auf die Idee. Alles verändert sich rasend schnell und alles kann Kunst werden. So kommt es, dass bei Nugroho ganz selbstverständlich traditionell geknüpfte Teppiche neben Comics, Skulpturen aus rosa Plastikblumen neben Gemälden und Stickereien neben Filmen stehen. Bei Nugroho werden indonesische Traditionen mit Street Art Kultur auf einen Nenner gebracht. Was alles verbindet ist neben der Idee, dem politischen und gesellschaftlichen Spiegel und der Fotografie als Grundlage sicher auch das rebellische Moment. Von seinen Kunstprofessoren an der Uni wurden seine Experimente nicht unbedingt wohlwollend aufgenommen. Sie wollten das traditionelle Gemälde. Und auch heute noch ist Nugroho die Arbeit im “Underground” wichtig. Mit seinem Kollektiv Daging Tumbuh (krankhafter Tumor) bringt er alle sechs Monate einen Comic mit einer Auflage von nur 150 Kopien heraus, der dann auf der Straße von Hand zu Hand weiter gereicht wird. Derartige Projekte funktionieren nach Nugroho nur im Untergrund und hier ist auch ein anderer Kontakt zum Publikum gegeben als in etablierten Museum und Galerien.
Eko Nugrohos Biografie
Nugroho wurde 1977 in Yogyakarta, Indonesien geboren, wo er auch heute lebt. Über sich selbst sagt er, dass er schon als Kind gerne zeichnete, ohne jedoch in seiner Familie einen künstlerischen Hintergrund zu haben. Er besuchte eine kunstorientierte High School und studierte am Institute of Art. Nach seinem Studienabschluss beschloss er, etwas eigenes zu machen und begann mit einigen Straßenprojekten in Yogyakarta. Mit seinen prägnanten Werken und Projekten machte er schnell national und international auf sich aufmerksam.
Ausgewählte Solo-Ausstellungen
- 2013 We Are Concern About Nothing, Arario Gallery, Seoul, Korea
- We Are What We Mask, Singapore Tyler Print Institure, Singapore
- 2012 Rally: Contemporary Indonesian Art: Jompet Kuswidananto & Eko Nugroho, NGV, Melbourne, Australia
- Threat As A Flavour, ARNDT, Berlin
- Témoin Hybride, Museum of Modern Art (MAM), Paris
- 2011/2012 Musee d’Art Moderne de la ville de Paris
- 2011 ZKM Center for Art and Media, Karlsruhe
- 2009 Lyon Biennal
- 2008 Kiasma Museum of Contemporary Art, Helsinki, Finnland
- 2007 In Wonderland, Valentine Willie Fine Art Project Room, Kuala Lumpur
- 2006 Merdeka Atoe Sms, Toimoi, Jakarta
- 2005 Sorry I Am Late To Celebrate, Artnivora Gallery, Jakarta
- Eko Nugroho, Artoteek Den Haag, The Hague
- 2004 Welcome Back Mayonnaise, Cemeti Art House, Yogyakarta
- 2003 Fight Me, Via – Via Café Yogyakarta, Yogyakarta
- 2002 Bercerobong (Like a Chimney) Cemeti Art House, Yogyaka
Text: Michaela Gross