Anselm Reyle und Marianna Uutinen laden zum Last Supper

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Anselm Reyle und Marianna Uutinen laden zum Last Supper

Anselm Reyle und Marianna Uutinen inszenieren mit „Last Supper“ eine Ausstellung im Salon Dahlmann. Wo sind die Berührungspunkte der beiden Künstler?

Anselm Reyle

Üppiges Abendmahl mit Anselm Reyle und Marianna Uutinen im Salon Dahlmann

Kennt Ihr das? Man betritt eine Wohnung, die man ganz gut kennt. Der Besitzer hat kürzlich renoviert. Und zwar so überraschend, dass man erst mal unwillkürlich zusammenzuckt. So ging es mir, als ich beim Aufbau der neuen Ausstellung in den Salon Dahlmann spazierte, dessen Wände jetzt tiefschwarz gestrichen und zum Teil mit Silberfolie verkleidet sind. Umbau zum gruftigen 80er Jahre Discoclub? Nein – Teil des Einrichtungskonzepts von Anselm Reyle, der hier zusammen mit Marianna Uutinen die Ausstellung „Last Supper“ gestaltet hat.

Marianna Uutinen:

Ich hatte vor Jahren eines meiner Werke so genannt. Anselm gefiel der Titel für unsere Ausstellung. Und natürlich spielen auch die kunsthistorischen Bezüge ein bisschen eine Rolle, vor allem Andy Warhol, aber auch der Bezug zum Begriff „Salon“, der sich ja als eine Art Wohnzimmer für die Freunde der Kunst versteht, Essen und Trinken mit eingeschlossen.

Anselm Reyle und Marinna Uutinen haben die Ausstellung gemeinsam kuratiert.

Anselm Reyle: 

Wir haben ganz bewusst auf einen Kurator verzichtet, wir brauchten niemanden, der etwas erklärt. Wenn man die Ausstellung sieht, ist der Zusammenhang zwischen unseren Werken sofort klar, die Zusammenstellung erklärt sich von selbst. Ich hatte in den Neunzigern ein Werk von Marianna gesehen, das mich stark beeinflusst hat, später habe ich umgekehrt auch Marianna beeinflusst.

Uutinnen Salon DahlmannAnselm ReyleMarianna Uutinen 2013_65#Raphael Mathes PhotographyAnselm Reyle

Anselm Reyle & Marianna Uutinen – zwei Künstler – eine Wellenlänge

Persönlich begegnet sind sich die beiden erst vor ein paar Jahren, eher zufällig, als die Finnin Marianna Uutinen das Atelier von Anselm Reyle mit einer Gruppe besuchte. Im Grunde haben sie sich gar nicht oft getroffen, auch für diese Ausstellung nicht.

Anselm Reyle: 

Wir haben uns abgestimmt, ohne viel miteinander zu sprechen, es besteht sozusagen eine Verwandtschaft über unsere Arbeit. Im Salon Dahlmann hat Marianna mehr den Schwerpunkt der Malerei übernommen, ich stelle etwas weniger Bilder aus, habe dafür die Räume eingerichtet, Lampen, Skulpturen, das Sofa. Wir beide treffen uns auch beim Thema Farben, insofern, dass wir beide Farben verwenden, die uns persönlich fern sind, bei mir zum Beispiel das Flieder, bei ihr das Rosa.

Auch Marianna Uutinen, die wir einige Stunden zuvor gesprochen hatten, hatte bei der Frage nach der von ihr üppig verwendeten Farbe Pink etwas ganz ähnliches gesagt.

Marianna Uutinen: 

Das heftige Rosa steht ja auch für diese Barbie-Welt, die ich persönlich ganz schrecklich finde, ich verstehe nicht, wieso Frauen, die sich grell anziehen und schminken, das  überhaupt schön finden. Die Verwendung von Pink thematisiert und kritisiert gleichzeitig diese ästhetische Welt, in der wir heute leben, das Infantile und Verführerische, immer Spass haben, immer Wünsche haben, verkaufen und Werbung machen. Ich benutze Pink wie ein Symbol für die Künstlichkeit und wie ein Klischee für bestimmte Gefühle.

Marianna Uutinnen Marianna Uutinnen: Inside of the OutMarianna Uutinen 2013_71#Raphael Mathes Photography

Anselm Reyle & Marianna Uutinen – Kunst darf dekorativ sein

Dabei sind die Bilder, sowohl von Reyle, als auch von Uutinen, mit ihren starken Farben besonders dekorativ, sie sprechen Emotionen an, gerne mit einer kräftigen Prise Kitsch, so sagt es auch Marianna Uutinen im Interview. Die Ausstellung wirkt wie aus einem Guss – im Grunde ergänzen sich die beiden Künstler wie Zwillinge im Geiste. Eines der Bilder von Marianna Uutinen wirkt zum Beispiel wie ein Folienbild, in Wahrheit sind es übereinander gelegte Farbschichten, dick und plastisch aufgetragen. Auch das Bild „Inside of the Out“ von Marianna Uutinen ähnelt den aktuellen Folienbildern von Anselm Reyle, der zur Zeit auch in der Neuen Nationalgalerie in der Ausstellung „BubeDameKönigAss“ zu sehen ist.

Ich persönlich bin begeistert von der Ausstellung im Salon Dahlmann, jedes der Werke würde ich sofort mit nach Hause nehmen. Traut man sich kaum zu sagen, denn Kunst soll ja in erster Linie nicht dekorativ, sondern bedeutungsschwer sein. Aber die alte Diskussion, ob Kunst einfach gefallen darf, ist für Anselm Reyle schon längst entschieden.

Anselm Reyle:   

Jemand, der sich sein Bild danach aussucht, ob es über sein Sofa passt, wird ja  als Banause bezeichnet, als Dilettant. Warum eigentlich? 

Das beruhigt mich, da bin ich ja in bester Gesellschaft. Auch in mein Wohnzimmer würden diese Bilder und Objekte ganz hervorragend passen. Die Ausstellung „Last Supper“ im Salon Dahlmann ist noch bis zum 25. Januar 2014 zu sehen.

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Laufende Ausstellungen der beiden Künstler in Berlin

// Salon Dahlmann: Last Supper
Öffnungszeiten: Samstags 11-16 Uhr und nach Vereinbarung
Salon Dahlmann, Marburger Strasse 3, 10789 Berlin

// Anselm Reyle, aktuell auch in der Neuen Nationalgalerie: BubeDameKönigAss, bis 24. November
// Marianna Uutinen, parallel in der Galerie Carlier/Gebauer: 16. November – 20. Dezember 2013