Credit: Stefan Korte
EIGEN + ART: Neue Galerie – Neues Konzept
Gerd Harry Lybke hat auf seinen Reisen viele Künstler getroffen, die er hochinteressant fand, aber durch ihre räumliche Distanz zu Berlin nicht ins Konzept von EIGEN + ART passten. So entstand die Idee, etwas völlig Neues zu machen, wo Künstler und Galerist sozusagen nicht gleich die Ehe eingehen. Ausstellen ja, vertreten nein – zumindest vorerst.
Im Lab haben wir eine offene Situation. Da vertrete ich die Künstler nicht gleich automatisch, man kann was ausprobieren und sehen, wie es funktioniert. Am Ende durchaus auch mal sagen, nein, da machen wir nicht weiter und das gilt für beide Seiten. Ein Labor eben.
Nun gilt ein Künstler, der bei EIGEN + ART ausstellt, als einer, der es sozusagen geschafft hat. Aber der Galerist will das nicht ganz so stehen lassen. Eine sichere Bank für den wirtschaftlichen Erfolg ist EIGEN + ART durchaus nicht, das liegt schon an der Art der Kunst, die gezeigt wird.
Konzeptionelle Kunst ist ja von sich heraus nicht so angelegt, dass sie ohne weiteres verkäuflich ist. Aber natürlich hilft es dem Künstler, wenn er mit einer bestimmten Galerie eine höhere Aufmerksamkeit erzielt. Trotzdem, es gibt immer ein Risiko und am Ende ist es die Qualität des Künstlers, die vor allen anderen Kriterien zählt.
Ryan Mosley. Xanadu to Zanzibar, 2012. Öl auf Leinwand. 220 x 190 cm. (li) // Ryan Mosley. Distant Ancestry IV, 2012. Öl auf Leinwand. 120 x 100 cm. courtesy Alison Jacques Gallery and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin. Photos: Uwe Walter
Ryan Mosley – ein Ausnahme-Künstler
Von der Qualität des Eröffnungs-Ausstellung des Lab ist Gerd Harry Lybke absolut überzeugt. Der britische Maler Ryan Mosley, 1980 geboren, zeigt in „Reversed Limbo“ Bilder, an denen er fast ein Jahr wie besessen gearbeitet hat.
Ryan Mosley ist ein absoluter Ausnahme-Künstler. Wenn man ihn in seinem Atelier erlebt, dann versteht man, dass für diesen Künstler seine Arbeit und sein Leben ein- und dasselbe sind. Für ihn gibt es nur die Kunst und sonst nichts.
Die Bilder kosten zwischen vierundzwanzig und achtundzwanzigtausend Euro. Bis jetzt. Denn es wäre nicht das erste Mal, das ein von EIGEN + ART geförderter Künstler zu einem hochdotierten Überflieger wird.
Credit: Kroos & Schlemper
Die Jüdische Mädchenschule als Standort – ein „Hammer“ nach Gerd Harry Lybke
Nach einem Standort für das Lab hat Gerd Harry Lybke lange gesucht. Wichtig war ihm die Nähe zur Stamm-Galerie EIGEN + ART, die ja nur ein paar Schritte entfernt, in der Auguststrasse, liegt. Da kann er schnell hin-und her springen und auch seine Kunden mal eben nach nebenan schicken. Noch wichtiger aber war die Lage aus einem anderem Grund.
Die Jüdische Mädchenschule ist als Haus einfach der Hammer. Früher, bis zum Krieg, war hier rund um die Auguststrasse das ganz normale Leben und dann war das jahrzehntelang weg. Jetzt ist diese Normalität wieder da, ein Organismus, der lebt und die Mädchenschule ist das absolute Herzstück.
In diesem Jahr ist, parallel zur Documenta, eine Gruppenaustellung von Künstlern unter anderem aus den USA, Korea und Mexiko geplant, im September eine Austellung des französischen Malers Marc Desgrandchamps. Daneben sind auch Veranstaltungen, Publikationen und Kooperationen, zum Beispiel mit dem Gorki-Theater, geplant. Das EIGEN + ART Lab(or) hat die Galerieräume in der Mädchenschule zunächst für drei Jahre gemietet, und eines ist sicher: es wird in der Berliner Kunstszene noch so einiges zum brodeln und dampfen bringen.
EIGEN + ART Lab – Eröffnung
Do 29.3.2012 17 – 21 Uhr
Ausstellung bis zum 19.5.2012
Auguststrasse 11-13
Mehr hierzu auf der Webpage von EIGEN + ART Lab
Text: Katrin Schirner
Fotos: Chloé Richard
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