ARTberlin trifft Galerie: Opening
Am Donnerstagabend klappte die schwere Tür zum weissen Galeriekubus auf und zu bis Künstler, Sammler, Kuratoren, Fotografen und ARTberlin Leser das weiss gleissende Licht in der Galerie Wentrup aus dem Gleichgewicht brachten. Wir hatten den Wettlauf mit ca. 100 gleichzeitig stattfindenden Weihnachtsfeiern um die beste Gästeschar gewonnen. Silke Hohmann, Redakteurin bei Monopol, hatte sogar die Ringer Feier für ihren Beitrag als Kunstexpertin auf dem ersten ARTberlin trifft Galerie Happening sausen lassen. Wir waren freudig sprachlos.
Um es vorweg zu nehmen, sollte diese erste Veranstaltung ein Pilot gewesen sein, dann hat er bestanden. ARTberlin wird Euch in Zukunft in ausgewählte Galerien zu Abenden einladen, an denen es vorallem darum gehen soll, im kleinen Kreis die Fragen zu Kunst, Künstler, Kunstmarkt und dem Galeristen selbst zu stellen, die einem erst in den Sinn kommen, wenn man sich rein geworfen hat in eine Kunstwelt, die oft verkopft und scheinbar verschlossen herüber kommt.
Am Donnerstag lief das ungefähr so:
Die Galeristin Tina Wentrup gab eine kurzen Überblick über die von ihr kuratierten Ausstellung zur Politisierung des Körpers in der Zeitgenössischen Fotografie in der sie Fotografen einer Generation versammelt hatte. Dann übernahm Nico Anklam, der als Kunsthistoriker u.a. die Führungen bei der Deutschen Guggenheim betreut. Einfühlsam gab er uns einen Einblick in die Fotografie von Zanele Muholi, die sich selbst als lesbische Schönheitskönigin in Südafrika inszeniert bzw. lesbische Frauen in stillen aber starken schwarz weiß Portraits fotografiert.
Nadine Barth, Kuratorin und Herausgeberin von Kunstbüchern zu Fotografie, liess uns tief hinter die filmisch anmutende Arbeit von Hannah Starkey blicken. Wir hörten von der schmerzlichen Spiegelung der eigenen Persönlichkeit und sahen plötzlich mehr.
Bis dahin verlief alles atemlos und smooth.
Silke Hohmann über Ryan McGinley
Dann kam Silke Hohmann, Monopol Redakteurin, und die AMANDA von Ryan McGinley. Mit glühenden Wangen erzählte uns Silke Hohmann in fünf weiss Gott druckreifen Minuten von Freiheit, Jugend, Wildheit und all dem, was Ryan McGinley bewegt und warum sie gerne dabei gewesen wäre. Ryan McGinley fotografiert bevorzugt Jugendliche beim Skaten, Tollen und Abhängen im Wald, der Tropfsteinhöhle, beim Sprung vom Felsen oder im Kornfeld. Oder in einem verlassenen Eisenbahnschacht wie das Werk, das ich auf der Art Basel entdeckt habe. Immer sind sie nackt, manchmal haben sie Drogen genommen, sehr oft mutet alles surreal an und gleichzeitig ist es Wirklichkeit.
Man ahnt es: das hier ist wilde spontane Jugendromantik, die aber auf höchstem Niveau inszeniert ist und Dinge zeigt, die nicht nur schön sind. Während Silke Hohmann von der wilden Romantik gefangen war, scharrte neben mir Jan Joswig mit den Füssen und merkte an, dass ihn das Blutgerinnsel an den Beinen des Mädchens an einschlägige Horrorfilme erinnerte, in denen die Vergewaltigung der Hauptdarstellerin durch einen Baum statt fand.
Na ja, auch das.
Ausblick: Unsere nächste ARTberlin trifft Galerie planen wir für Februar 2012.
Fotos: Nicolas Schwaiger & Winfried Veil