Ich möchte gleich mit deiner Herkunft, Cham anfangen das im Bayrischen Wald in der Nähe von Regensburg liegt. Wie war es für Dich dort aufzuwachsen, gibt es prägnante Erlebnisse, auch visuell die dich geprägt haben, bzw. Die du immer mit Cham verbindest?
Auch wenn ich inzwischen ziemlich milde geworden bin und an sich immer wieder ganz gern mal für ein paar Tage dahin fahre, als Kind wollte ich einfach nur weg, weg, weg.
Weg von der Langweile, der Spiessigkeit, dem Ende der Welt am Eiseren Vorhang.
Du hast sehr früh angefangen zu reisen, schon während deiner Schulzeit. Auffällig ist hier das du von Anfang an den Fokus auf Osteuropa hattest, wie kam es dazu?
Stimmt ja nicht ganz. In meiner Abneigung gegen alles heimatliche war mir sogar Osteuropa irgendwie suspekt.
Hatte diese “Beirut” Bild im Kopf, und bin dann ja auch auf der Suche nach Exotik und dem Staub des Nahen Ostens in den Weihnachtsferien 1989 nach Marokko gefahren. Für jemanden der 7 km von der inzwischen offenen tschechischen Grenze lebt und unbedingt Fotograf werden will eine ziemlich dumme Idee.
In den 90ern hast du u.a. in Moskau gelebt, spanisch, tschechisch und russisch studiert, gleichzeitig den Krieg im ehemaligen Jugoslawien fotografiert. Das klingt alles extrem intensiv, fordernd und fokussiert. Wie hält man den Krieg aus? Was treibt dich an, und noch wichtiger, wie entspannt jemand wie du?
Ich habe schon immer eine Balance gesucht nicht nur im Krieg zu sein. Daher auch das Sprachen lernen. Der Antrieb war die Neugierde und sicher auch irgendwelche ein bisschen verschrobene Bedürfnisse meine Angst zu überwinden und mir was zu beweisen.
Und wie gesagt, trotz all des Horrors, ich habe das gewollt.
Meine eigene Neugierde befriedigen zu dürfen, und gleichzeitig was hoffentlich halbwegs sinnvolles machen zu können. Und wenn ich mich über die Jahre in eine andere Richtung bewege, dieses Privileg bei historischen, echten, grossen und kleinen Momenten dabei sein zu dürfen ist unbezahlbar. Es riechen, sehen, hören zu dürfen. Ich bin an sich ganz glücklich und entspannt wenn ich intensiv an was arbeite. Brauch dann auch keinen besonders interessanten Urlaub.
Nach den anstrengendsten Geschichten hab ich mich meistens nur zu Hause ausgeschlafen.
Seit 2000 wurdest du Mitglied ( Nominee 2000/ Vollmitglied 2004) bei Magnum, im letzten Jahr bist du als Präsident gewählt worden, wie nutzt du diese Position und wie kann man sich als junger Fotograf einen typische Arbeitswoche bei dir vorstellen?
Oder gibt es so etwas grundsätzlich nicht bei Dir?
Jetzt der Präsident von Magnum zu sein ist in einer Kooperative die wir ja sind eine Art Ehrenamt. Hat viel damit zu tun die Balance zwischen den Fotografen, die Eigentümer der Agentur sind und dem Management das den Alltag regelt, das Geschäftliche usw. zu finden. Bei 50 Mitgliedern gibt’s da halt dann auch oft 50 Ideen. Und alles basis demokratisch. Aber ist alles nichts besonders dramatisches. Viel Verwaltungszeug. Und das meiste ist am Telefon und auf E-mail.
Das passt dann auch schon so jetzt. Bin nach 8-9 Jahren in Tbilisi und Tehran jetzt wieder ganz in Paris.
Es hat sich in meiner Arbeit sehr viel angestaut das ich trotz des schönen, und im Vergleich viel splendid isolation Lebens dort, nie irgendwie weiter bringen konnte.
Jetzt hock ich halt in meiner kleinen Wohnung und editiere, bastle an Sachen. Aber da ich, leider – Gott sei Dank – kein grösseres Projekt in Paris oder Frankreich habe, werde ich auch nicht von einem Gefühl nichts verpassen zu dürfen abgelenkt. “Conveniently boring”. Und Langweile war schon immer ein guter Antrieb für mich.
Die eineinhalb grösseren Ideen, Projekte and denen ich zur Zeit arbeite und anfange zu arbeiten, “Der Erste Weltkrieg” und “Kriegsspiele” sind auch in ihrer Intensität ein bisschen anders als was ich bisher gemacht habe, diese Art der völligen Absorbation in eine Geschichte, die laufen eher so nebenher.
Was liegt in deiner Verantwortung als Präsident und wo liegen deine Ziele verbunden mit dieser Position?
Um das auf einen Nenner zu bringen, neben dem offensichtlichen, das Erbe und die Geschichte Magnum’s zu bewahren, etc, hoffe ich das Magnum weiterhin und hoffentlich immer mehr dafür da ist uns Fotografen dabei zu unterstützten das was wir am besten können, sich in irgendeiner, hoffentlich so weit wie möglich gefächerten Art, fotografisch mit unserer Welt auseinander zu setzten. Eine Meinung haben zu können. Erzählen zu können.
Erzähle uns bitte kurz was du von der Photo Basel erwartest!
Ich bin zum ersten mal in Basel und lass mich überraschen.
Was hängt bei einem Herrn Dworzak zuhause an der Wand?
Souvenirs, Grusch, Bilder, Zeug von meiner Frau, sehr sehr wenig, fast keine Fotografie.
Thomas Dworzak | BEYOND SOCHI |
photo basel, Booth 24, Clair by Kahn
photo basel | Öffentliche Messetage:
Dienstag – Samstag (12.6-16.6.2018) von 12:00 – 20:00 Sonntag (17.6.2018) 12:00-18:00
Location:
Volkshaus Basel Rebgasse 12, 4058 Basel Schweiz www.photo-basel.com