Fotografie 

Peter Lindbergh bei C/O Berlin

Immer, wenn ich mir in der C/O Berlin Galerie im ehemaligen Postfuhramt eine Ausstellung ansehe, denke ich an: Schule. Es fällt mir schwer, mich auf die Photographie einzulassen, die dort unbestritten großartig und großformatig an der Wand hängt.

Ich weiss natürlich warum. Es ist der Linoelumboden, der mir ein Grummeln in der Magengegend und ein Versagen der kunstliebenden Augen beschert. Und jedes Mal denke ich, es wird schon gehen.

So auch letzten Mittwoch. Wir waren eingeladen dem Launch des Photography Book Now beizuwohnen und im Anschluss eine private Führung durch die Peter Lindbergh Ausstellung zu genießen. Mittwochabend sprintete ich also mit meinen zwei Private Curators Jungs die Treppen des alten Postfuhramts hoch, um noch schnell die letzten Worte der dezent amerikanisch angehauchten Awardverleihung für Judith Stenneken’s Buch Last Call zu erhaschen. Judith, eigentlich wohnhaft in Berlin, war leider gerade in NYC, um dort ihre $25,000 Preisgeld abzuholen.

So applaudierten wir ihrer Videobotschaft und drängelten uns dann in Richtung Peter Lindbergh, ich mit angehaltenen Atem (wegen des Linoleums), die anderen mit überschwappenden Kirschsaftgläschen.

credit: Belle on earth

Ich will hier gar nicht so viel zu Peter Lindberghs Ausstellung „On Street“ schreiben, das haben die artschoolvets schon recht kurz aber prägnant getan. Und Belle on earth hat ein Interview mit ihm zur Ausstellung gefilmt.

Was mich beeindruckt hat, waren weniger die Fotos als ihre Hängung, die im oberen Stockwerk der c/o Berlin in Kombination mit den rauen Wänden, die sich schräg hintereinander anreihen ein grandioses Bild bot. Ich kann nur empfehlen sich auf einen der an die Wand gelehnten Stühle im Treppenhaus zu setzen und den Blick die Wände und die Durchgänge entlang spielen zu lassen. Ich tat es, weil ich recht emotionale Telefonate zu führen hatte und mich eher zufällig in diese wunderbar ästhetische Position gequetscht hatte.

Das nächste Mal werden wir das am Freitag, den 12. November um 19 Uhr tun dürfen. Dann eröffnet c/o Berlin die letzte Ausstellung zum Monat der Fotografie. Glaube Liebe Hoffnung ist die Abschlussausstellung des vierten Jahrgangs der OSTKREUZSCHULE für Fotografie. Was wir bis zum 5. Dezember sehen werden sind Ruinen von Atomkraftwerken, Pathologie, privates Lebensumfeld, tägliche Fabrikarbeit sowie Sex- und Waffenmessen von 21 jungen Fototalenten.

Und dann beginnen wir die Tage der c/o Berlin im alten Postfuhramt zu zählen. Ingo Pott skizziert mit seinen Pott Architects ja bereits das neue Zuhause der c/o Berlin in den ehemaligen Ateliers der Kunsthochschule Weißensee im Monbijou Park. Diesmal ohne Lineoleum. Aber wie ich hoffe mit atemraubenden Perspektiven.

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