Die Affinität zum O-Ton „Seltsamen“ ist nicht nur der vielbeschworene Rote Faden der sich durch das Ausstellungsprogramm der Galerie Ebensperger zieht, es ist auch die betont lässige Attitüde von Patrick Ebensperger und Sebastian Hoffmann die sie auf recht angenehme Weise von so manch hochtrabenden Galerie Kollegen unterscheidet.
Umso mehr Grund für uns die beiden in Österreich zu besuchen, wo sie heute, am 23. Juli, ihre neue Dependance mit der Groupshow „Centre of the World“ – in ja genau, Salzburg,
wo sonst, eröffnen!
Ne meth 2010 Trilogy onto a Contemporary Ass Still
„Von Adonis lernen“ – gibt den Ton an, im Pressetext der Galerie Ebensperger, die im dreizehnten Jahr ihres Bestehens eine Filiale in Salzburg, in einem ehemals griechisches Lokal eröffnet. Los geht es mit der Groupshow „Center of the World“ in der einige der Lieblingskünstler der Galerie Arbeiten zeigen. Passend zum Anlass geht es in der Ausstellung um gesellschaftlichem Trubel und Personenkult, sowie Idenitätskrisen und -prosperität. Cherry on the pie ist das ortsspezifische Environment des in Berlin lebenden und aus Salzburg stammenden Christian Schwarzwald, in den für diese Ausstellung bewusst roh belassenen Räumen.
Ihr seid von Graz nach Salzburg gezogen, eröffnet hier eure neue dependance in salzburg, was waren die gründe für den umzug?
Uns hat einfach das Spielbein gejuckt, und da in der Salzburger Kaigasse im ehemaligen Kremsischen Haus sehr originelle Räume frei wurde, wie es sie in der Geschichte der Galerie seit langem nicht gab – ein Ladenlokal! – lag der Zugriff auf der Hand. Wenn in dieser Stadt hin und wieder die Welt zu Gast ist, darf die Welt auch ein bisschen Off-Beat von uns angeboten bekommen mit für Salzburg untypischen Ausstellungen wie jetzt zum Auftakt „Center of the World“.
Installationsfoto Center of the World 2017.07 Ebensperger Salzburg 08 ©Christian Schwarzwald
Melhus, Heisenberg, Takemura, Thurn und Taxis, viele eurer Künstler arbeiten und drücken sich wie selbstverständlich in verschiedenen Medien, Materialien oder raumübergreifend aus.
Wie ist diese Ausrichtung entstanden?
Das Programms lässt sich durch die Medien Installation, Video, Malerei/Zeichnung zusammenfassen, wobei unsere und die Affinität der Galeriekünstler zu Musik, Film und dem Seltsamen die Ausrichtung des Hauses weiter bestimmen. Benjamin Heisenberg zum Beispiel deckt schon allein alle drei Medien ab; Bjørn Melhus‘ Filme werden in einem stets
installativen Rahmen gezeigt; Maria Thurn und Taxis bedient sich der klassischen Medien Malerei und Zeichnung einerseits und des Films und Videoclips andererseits.
Thurn und Taxis 2017 Untitled VIII Collage 46,6×36,6cm gerahmt ©LP-Web Courtesy Collection Roosen-Trinks Berlin
Ne meth 2010 Trilogy onto a Contemporary Ass Still
Der Österreicher Christian Schwarzwald, der von euch vertreten wird, arbeitet aktuell in der Artist Residency in Bad Gastein, der sommer.frische.kunst. Salzburg, bzw. Graz würden auch nicht zwingend sofort als Hotspot Orte für junge Galerien fallen.Dennoch scheint gerade deswegen vor allem junge Kunst, die jenseits der angestammten Metropolen gezeigt wird eine besonders starke Wirkung, bzw. interessante Wechselwirkungen zu erzielen, so konnte man es jedenfalls in den letzten Jahren in Bad Gastein beobachten. Wie seht ihr das?
Der Wille zum Hotspot entspricht nicht dem Charakter der Galerie. Wir freuen uns eher, wenn unser Standort im Berliner Wedding in einem ehemaligen Krematorium gewissermaßen eine natürliche Auslese befördert, man findet ihn nämlich nur, wenn man wirklich will oder sich das Video mit Mr. Niels Köpcke (aus „Berlin Ecke Bundesplatz“) anschaut. In Salzburg wiederum spielen wir schon durch den Ausstellungstitel „Center of the World“ mit alldem.
Ironie ist beschützend.
Was die zeitgenössische und junge Kunst ganz außerhalb der Städte und Zentren angeht, schließt zum Beispiel die Sommerfrische in Bad Gastein – das kann man bei allen Hotspotismen fast übersehen – an eine Tradition an, die seit Poussin das abgelegene Arkadien ohne Zwänge und Druck im Außerhalb der Stadt sucht.
Franz Marc in Kochel am See; Lovis Corinth am Walchensee; Chagall, Matisse, Picasso und Roger Moore(!) in St. Paul de Vence; Warhol in Montauk. Bad Gastein und seine Künstler sind in bester Gesellschaft und Christian Schwarzwalds nächste Ausstellung bei uns wird sicher von seinem Aufenthalt profitieren.
Ihr geht in diesem Jahr das erste mal mit Ebensperger auf eine Messe, die Code Art Fair.
Was erwartet ihr Euch und welche Künstler werdet ihr präsentieren?
Die Galerie ist nicht das allererste Mal auf einer Messe, aber das erste Mal seit längerer Zeit, mit Überzeugung. Ausschlaggebend war für uns, dass es sich um eine frische Kunstmesse handelt, „jung und voller Ideale“ und – ganz ehrlich – das Tageslicht im Bella Center Copenhagen. Wir werden dort ab dem 31. August einen Stand haben, den Christian Schwarzwald gestaltet hat, mit Bjørn Melhus, Möbeln von David Moises und einer Benjamin-Heisenberg-Box.
EBENSPERGER
Center of the World
25.07.–02.09.2017 | Kaigasse 5, 5020 Salzburg
http://galerieebensperger.net/
Autor: Esther Harrison