Einmal gesehen vergisst man sie nie – Botticellis Frauen.
Auf einem Sockel eingerahmt fokussiert Botticellis „Venus“ im ersten Saal die Blicke der Besucher auf sich. Ihm nachgeordnet sind alle anderen Bilder, die dennoch größte Eigenwirkung erzielen. Eine Warhol-Venus“, Tomoko Navajos Comic-Venus, Reineke Dijkstras fotorealistische Beach-Venus im Vergleich zum Original ist das Raffinement dieser Ausstellung.
Angesichts der vielfältigen Rezeption trifft das Ausstellungsmotto „Botticelli-Renaissance“ werbewirksam in Schwarze. Es gelingt eine Kunstgeschichte der „Geburt der Venus“, flankiert von Botticellis „Primavera“, seine beiden inspirierendsten Motive.
Sandro Botticelli (1445–1510) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance, obwohl er nach seinem Tod zunächst vergessen wurde. Erst die Präraffaeliten entdeckten ihn wieder. Rossetti begeisterte sich für Botticellis „Frau am Fenster“, fand, was bislang als zu feminin verworfen wurde. Melancholischer Gesichtsdruck, fließende Linien in einer insgesamt flächigen Darstellung wurden plötzlich zum Vorbild.
Die schlichte, schlank natürliche Ausstrahlung von Botticellis Frauen entspricht gerade heutigen Schönheitsidealen. Doch gerade der Vergleich mit den Adaptionen der Moderne zeigt die einzigartige Natürlichkeit seiner Venus.
Eine Zeitreise zurück
Über 150 Exponate sind auf einer Zeitreise von heute in die Vergangenheit zu sehen, Über zeitgenössische Interpretationen führt die Ausstellung die Besucher zu den Schlüsselwerken seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert. Von David LaChapelle, Bill Viola, Cindy Sherman und Andy Warhol über René Magritte, Francis Picabia und Elsa Schiaparelli hin zu Dante Gabriel Rossetti, Edward Burne-Jones und Gustave Moreau. Um Skulpturen, Videos, Modepuppen mit Kleidern von Dolce&Gabbana, Stoffmustern, Kleidern und Teppichen erweitert fließen die Grenzen zwischen Kunst und Design, Aura und Alltag.
Am Ende der Ausstellungshallen präsentiert die Gemäldegalerie eine Vielzahl Marien-, Heiligen- und Jesusbildern aus der Werkstatt Botticellis, der der Nachfrage der reichen gläubigen Florentiner und ihrer ausgeprägten Marienverehrung nur noch mit Schablonenmalerei nachkommen konnte. Nur zwei Bilder hat er selbst signiert. Ihnen gebührt in rot ausgelegtem Einzelkabinett besondere Beachtung. In einer Zeichnung stellt er sich selbst dar, wie er in einer Gruppe von Gläubigen auf Gott trifft und ihm ein Schild mit seinem wahren Namen entgegenhält. Als Sandro die Mariano will er sich Gott in Erinnerung rufen.
Ausstellungs-Infos: Botticelli Rennaissance
Gemäldegalerie // Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 – 18 Uhr, gonnerstags bis 20 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr
Im Anschluss an die Präsentation in Berlin wird die Ausstellung unter dem Titel „Botticelli Reimagined“ vom 5. März bis zum 3. Juli 2016 im Victoria and Albert Museum, London, zu sehen sein.
Text: Michaela Schabel