Berlin hat jetzt eine ganze Kunstwoche im Kunstkalender des Kunstherbsts und ist damit noch mehr Kunstmetropole als je zuvor. Das ist zumindest der grundlegende Gedanke hinter der BERLIN ART WEEK, die am 11. September startet. Vom Senat unterstützt, soll sie „den Kunstmarktstandort Berlin stärken“ und nach dem Aus des art forum, ein Gegengewicht zu neuen, weltweit aus dem Boden sprießenden Kunstmessen wie der Art Basel Hongkong oder Dubai bieten. Und außerdem, so rumort es in der Kunstszene, die auseinander diffundierten Protagonisten von abc über Galerien bis Ausstellungshäuser wieder zusammen führen.
Aber wie macht man das auf Berlinisch? Und überhaupt: Ändert sich jetzt alles oder spielen wir einfach GALLERY WEEKEND BERLIN goes Herbst? Bevor ich durch die nigelnagelneue Webseite der Berlin Art Week browse, frage ich ein paar befreundete Sammler und Künstler nach ihrer Meinung zur neuen Kunstwoche. Was ist neu, was ist anders? Wird alles einfach nur mehr oder auch noch „besser“?
Berlin Art Week: Die Idee und die Macher
Die Berlin Art Week hat mehrere Eltern. Sie wird von einem sogenannten Initiativkreis getragen, zu dem die privaten Messe- und Galerienverbände abc – art berlin contemporary und Preview Berlin Art Fair aber auch Ausstellungshäuser und Institutionen der zeitgenössischen Kunstszene wie die Nationalgalerie, Akademie der Künste, Berlinische Galerie, C/O Berlin, Haus der Kulturen der Welt, KW Institute for Contemporary Art, Verein der Freunde der Nationalgalerie, Neuer Berliner Kunstverein n.b.k. und die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst NGBK e.V. zählen. Begegnen werden wir auf der Berlin Art Week aber weitaus mehr Berliner Kunstmachern: zum Beispiel den Messen zur jungen Kunst und Urban Art wie Stroke Urban Art Fair, Kunstsalon, Berliner Liste und Hunderte von Galerien.
Die Berlin Art Week wird damit zu einem offenen, dezentralen Konzept, eine riesige Kunstplattform für die Stadt. Ja, das kommt uns durchaus bekannt vor, denken wir doch spontan an die BERLIN MUSIC WEEK, die FASHION WEEK oder den DMY. Das Kunst-Programm wird also breiter und damit auch das Publikum. Zur Berlin Art Week werden etwa 35.000 Besucher erwartet. Damit versucht auch Berlin einem internationalen Trend gerecht zu werden, der ein deutlich gestiegenes und weiter wachsendes Interesse an Kunst zeigt. Die Kunst-(ver-) kaufsplattformen, die gerade im Netz aus dem Boden schiessen, sind Zeitzeugen davon.
An der Umsetzung der Idee, hochkarätige Ausstellungen mit Blockbuster Künstlern zu organisieren, mangelt es jedoch wohl dieses Jahr noch ein wenig, wie eine Galeristin meint…
Dieter Meier: Behind Flowers (performed by Bice Curiger), 1976/2011. courtesy Grieder Contemporary
Berlin Art Week Programm: Was muss man gesehen haben?
Wie zu erwarten, wird es hektisch werden in der Kunstwoche: 100 Openings hier, Kunstmessebesuch da, die ein oder andere Shortlistparty zwischendurch, Ausstellungsschnelldurchlauf woanders, Künstler spotten, Finissagen verwerfen, nebenher im Kingsize toben, unsere eigene Party zusammen mit dem TRAFFIC Magazin starten und viel zu wenig schlafen. Ein Traum! Für einen kleinen Vorgeschmack hier ein kurzer Flug über einige Highlights der Berlin Art Week, der ARTberlin Guide folgt. Versprochen.
Kay Rosen: HI, 1998/2011. Installation view at abc 2011, Klosterfelde and Helga Maria Klosterfelde Edition.
abc Art Berlin Contemporary
Die abc (13. bis 16. September 2012) bleibt auch nach Schließung des art forums, ihrer Positionierung treu, sich auf die Künstler, anstatt auf die Galerien zu konzentrieren und der Kunstproduktion Raum zu geben. Was das genau heißt, könnt ihr euch in über 150 Einzelpräsentationen von vielversprechenden zeitgenössischen Künstlern anschauen, um dann mühelos zur Buchmesse MISS READ hinüber zu gleiten, die dieses Jahr Gast auf dem abc Gelände sein wird.
Außerdem hat sich die abc Besuch aus NY eingeladen: Artists Space New York präsentiert 30 internationale Kulturproduzenten auf einem „Basar“, startet zwei „Interventionen“ und organisiert eine Vortragsreihe. Artists Space wurde 1972 vom New York State Council on the Arts (NYSCA) zur Förderung junger Künstler gegründet und setzt sich mit neuen Formen der Produktion, den Verhältnissen von Kunstmarkt und institutioneller Arbeit und der Präsentation von Kunst auseinander.
Zur Einstimmung: der ARTberlin abc Rundgang aus dem letzten Jahr.
Preview Berlin
Zum ersten Mal hat sich die Kunstmesse Preview Berlin neben internationalen Newcomern auch etablierte Galerien in den Hangar2 im ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof eingeladen. Zu sehen wird es sicherlich raumgreifende Installationen und performative Arbeiten geben.
Alfredo Jaar in der Berlinische Galerie
Eine große Kooperation für einen großen Künstler: Die Berlinische Galerie zeigt in Zusammenarbeit mit der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), der Alten Nationalgalerie und dem DAAD die Ausstellung Alfredo Jaar – The way it is. Eine Ästhetik des Widerstands.
Das Berlin Art Week Ticket
Wer die Kunstwoche nutzen möchte, um die lange gehegten Vorsätze mehr Kunstperspektive zu entwickeln, dem empfehlen wir das Ticket zur Berlin Art Week. Mit ihm kann man für 28,- € alle Veranstaltungen der Partner der Berlin Art Week besuchen. Fairer Preis finden wir. Hier könnt ihr das Berlin Art Week Ticket bestellen.
Foto im Header: Kati Heck, Multikultisause, 2011, 230 x 305 cm, oil on canvas, wooden cup holders, glass, beer, wine; Courtesy Tim Van Laere Gallery, Antwerp