Monat der Fotografie Berlin: Fantastische Kunst oder Monokultur?
Der Monat der Fotografie: Ausstellungen über Ausstellungen, eine Flutwelle im Meer. Ich schätze diese monokulturellen Veranstaltungen nicht sehr, obwohl ich auch diejenigen verstehe, die sich freuen, weil sie ganz der Fotografie verfallen sind und nun endlich mal so richtig baden gehen können. Dazu gibt es genügend Gelegenheit. Der Grund meiner Abneigung ist vor allem mangelnde Offenheit im Blick und im Denken und eine ermüdende Gleichförmigkeit. Viele schöne Bilder, und sonst? Fotografie ist weitaus mehr als ästhetisierte Sozialkritik auf der einen und bemühte Vielschichtigkeit und endloses Zitieren auf der anderen Seite.
Für Berlin ist der Monat der Fotografie eine Institution geworden, die neben Gallery Weekend und so manchen anderen Massenveranstaltungen viel Überflüssiges hervorbringt, aber zu meiner Freude auch immer wieder Arbeiten, vor denen man sich verneigen kann. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Objektivität, aber wer dem Laufmarathon auf eine elegante Weise entkommen möchte, indem er willens ist, meiner Urteilskraft und Vorliebe zu folgen, dem seien folgende vier Ausstellungen empfohlen.
Tips zu Ausstellungen im Monat der Fotografie
Foto: Joel Sternfeld: McLean, Virginia, December 4, 1978, aus der Serie „American Prospects“, ©the artist
Deutsche Börse Photography Prize 2012
Beim Deutsche Börse Photography Prize 2012 ist John Stetzacker nicht nur mein Favorit mit seinen großartigen Collagen, sondern er ist tatsächlich erfreulicherweise der diesjährige Preisträger. Am 3. September 2012 erhielt John Stezaker die mit 30.000 GBP dotierte Auszeichnung für seine Ausstellung in der Whitechapel Gallery in London von Januar bis März 2011.
Gleichzeitig im C/O Berlin beim International Forum for Visual Dialogues Joel Sternfeld: Retrospektive. Dieser Held der amerikanischen Fotografiegeschichte ist bei aller Konventionalität ein stiller Meilenstein aller ersten Ranges.
C/O Berlin // Deutsche Börse Photography Preis
mit Werken von Pieter Hugo, Rinko Kawauchi, John Stezaker und Christopher Williams
Eröffnung: Freitag, 9. November 2012, um 19 Uhr im Postfuhramt in der Oranienburger Straße 35/36, 10117 Berlin
Laufzeit der Ausstellung: 10. November 2012 bis 13. Januar 2013
CAMERA WORK © Bettina Rheims: Simon K., 2011
CAMERA WORK
Die Gender studies von Bettina Rheims bei CAMERA WORK sind mit Sicherheit einen Blick wert. Die Künstlerin widmet sich erneut dem Thema Transgender, und hat für die Ausstellung in der Galerie Menschen portraitiert, die sich der Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit entziehen.
CAMERA WORK // Bettina Rheims
Laufzeit der Ausstellung: 20. Oktober bis 1. Dezember 2012
Kantstraße 149, 10623 Berlin
Erasmus Schröter: Frau in Rot, Leipzig 1985 © Erasmus Schröter. Sammlung Berlinische Galerie, Berlin
Berlinische Galerie
Auch sehr ans Herz legen möchte ich Geschlossene Gesellschaft, Künstlerische Fotografie in der DDR 1949 – 1989 in der Berlinische Galerie.
// Berlinische Galerie
Laufzeit der Ausstellung: 5. Oktober bis 28. Januar 2013, Alte Jakobstrasse 124-128, Berlin
Akademie der Künste
Und zu guter letzt Der Alchimist Heinz Hajek-Halke, Lichtgrafisches Spätwerk in der Akademie der Künste. Das ist schon keine Fotografie mehr, aber eine wirklich wuchtige und inspirierende Position innerhalb der vielen vielen Bilder, die alle soviel sagen wollen.
// Akademie der Künste
Laufzeit der Ausstellung: 8. September bis 4. November 2012, Pariser Platz, Berlin
Text: Sarah Schoenfeld
Die Fotografie von Sarah Schoenfeld bewegt sich zwischen Mythen, Geschichte und persönlicher Realität. Die junge, hochtalentierte Künstlerin fotografiert das, was nicht sichtbar ist. Ihre Arbeiten hängen bereits neben Jeff Wall im Museum. ARTberlin hat mir ihr einen Spuren hinterlassenden Tag verbracht. Lest das Interview mit Sarah Schoenfeld.
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