Ausstellungen Berlin: Kunsttips für Ostern.

Ausstellungen Berlin 

Ausstellungen Berlin: Kunsttips für Ostern.

Mareike Dittmer, die Herausgeberin von frieze d/e, hat für Euch ihre Kunstwoche zusammengestellt. Vor Ostern gibt es noch einiges an Kunst zu gucken: eine wunderbare Empfehlung zu Ausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Galerien. Außerdem erfahren wir von Mareike, welche Literatur sich vor ihrer Couch zum Osterwochenende stapelt. Wir sagen: ein ausdauerndes Warm Up für das nahende gallery weekend berlin und die Berlin Biennale.

Motto Berlin BookstoreCredit: Motto Distribution

// WELCHE AUSSTELLUNGEN SCHAUST DU DIR DIESE WOCHE AN?

Die Woche vor Ostern ist kurz und anspruchsvoll, da wir bis Karfreitag die Produktion der internationalen Mai-Ausgabe von frieze international abschließen und die Sommer-Ausgabe von frieze d/e auch schon in die finale Planungsphase geht. Trotzdem muss Zeit bleiben für den einen oder anderen Ausflug und beim Aufschreiben der Planung fällt mir auf, dass die ganze Woche im Zeichen von Zeit (und Narration) zu stehen scheint:

MITTWOCH
beginnt mit der Pressekonferenz im Martin-Gropius-Bau zu Building the Revolution. Sovier Art and Architecture 1915-1935. Danach folgt ein Besuch in Kreuzberg bei HeldArt, um mir nochmal die Ausstellung Bücher von Arturo Herrera in aller Ruhe anzuschauen: Flohmarktexemplare, die jeweils Seite für Seite im Siebdruck überformt wurden und in ihrem Mix aus geometrischen Mustern und inhaltlichen Überlagerungen Fragen nach Ornament, Objekt und Obsession evozieren. Von da aus geht es in die Silberkuppe; die neuen Arbeiten von Leidy Churchman sind fantastisch und inszenieren hier auf kleinstem Raum surreale Gesten und humorvolle Expression. Und natürlich schaffe ich es danach wieder nicht, mich dem Reiz einer kleinen Weile Auszeit mit den Büchern und Magazinen bei Motto zu entziehen.

Sam Belinfante und Simon Lewandowski

Von da gleich weiter auf den Spuren von John Cage in den Wedding, wo The Reversing Machine (A Theatre of Kairos and Chronos) von Sam Belinfante & Simon Lewandowski bei Art Laboratory inspiriert von Cages Prinzip Zufall Zeit als Palindrom und maschinengewordene Redundanz des Vor- und Zurückspulens inszeniert.

DONNERSTAG
bin ich schon auf dem Weg ins Rheinland, um mir im Bonner Kunstverein Luca Frei anzuschauen, The Fifth Business, wie die Ankündigung verspricht eine Chance, ‚unter anderem eine bronzene Ananas auf gläserne Sanduhren treffen‘ zu sehen. Auf dem Weg gibt es noch einen Stop over in Wolfsburg, für Die Kunst der Entschleunigung im Kunstmuseum Wolfsburg.

Kunstmuseum WolfsburgBlick in die Ausstellung „Die Kunst der Entschleunigung.“, Nam June Paik, Stock „(Brandenburger Tor)“, 1992, Foto: Marek Kruszewski

DAS OSTERWOCHENENDE
unterbricht den Ausstellungs- und Veranstaltungsreigen und ich habe mir vorgenommen, es ganz der Literatur zu widmen, auf dem Büchertisch warten Künstlerbücher und Kataloge von Eva Grubinger, Katarina Burin, Sabine Hornig und Monika Baer sowie der neue Roman von Pétér Nadas (Parallelgeschichten) als auch ein alter von Julien Gracq (Au château d‘ Argol), Mark von Schlegells Versuch einer screenplay-as-science fiction novel (New Dystopia) und ich möchte auch noch einmal in Brian Dillons Sanctuary hineinlesen; dabei stelle ich mal wieder fest, wieviel meiner Lektüre ich der wunderbaren Arbeit von Caroline Schneider bei Sternberg Press verdanke.

Autocenter Berlin AusstellungS.A.A.B.S.D.P.D.J.I.M.K.R.L.C.P.T.R.S.S.S.W.M.W. Autocenter, Berlin, 2009, Foto: Markus Bachmann, von links: Maik Wolf, Sven Drühl, Alexander Braun, Stefan Sehler, John Isaacs (Skulptur)

// DIE INTERESSANTESTEN GALERIEN IN BERLIN

Das bezeichnende des Spannungsfeldes in Berlin besteht für mich nicht in einzelnen Personen oder Orten, sondern im Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure in immer wieder neuen Konstellationen. Der große Reiz Berlins als Kunststadt ist die Vielfalt der Galerien einerseits – mit manchmal quasi-institutionellen Ausstellungen (wie in den letzten Monaten Robert Morris bei SprüthMagers oder Günter Förg bei Max Hetzler), inspirierenden Gruppenausstellungen (aktuell Text Textile Texture bei Barbara Weiss), gelungenen Einzelausstellungen (aktuell Asta Gröting bei Carlier|Gebauer, Annete Kelm bei Johann König, Jonathan Lasker bei Thomas Schulte), dem wichtigen experimentellen Freiraum (zum Beispiel oft zu finden bei Isabella Bortolozzi, Supportico Lopez oder BQ to name but a few) und immer wieder auch Neuzugängen, wie gerade erst Schleicher&Lange aus Paris – und andererseits den vielen Projekträumen und temporären Ausstellungsorten (auch hier wieder nur als Stichwort denn als repräsentative Auswahl: Autocenter, Matthew, U37, Salon Populaire).

// WUNDERSAME ORTE IN BERLIN

Der japanische Garten in den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn.

Mareike Dittmer Frieze

ÜBER MAREIKE DITTMER

Mareike Dittmer wurde 1973 in Cottbus geboren und lebt seit 1991 in Berlin. Die Kultur- und Kommunikationswissenschaftlerin begründete 1999 gemeinsam mit Jörg Heiser das Berliner Büro des britischen Kunstmagazins frieze und verantwortet das Anzeigengeschäft in Kontinentaleuropa und im Mittleren Osten. In 2011 gründete sie gemeinsam mit Jörg Heiser und frieze international das deutsch-englische Schwestermagazin frieze d/e, das sie gemeinsam mit Jörg Heiser herausgibt.
Seit 2011 ist Mareike Dittmer auch im Redaktionsteam von Mono.Kultur aktiv.
In Kollaboration und Auseinandersetzung mit KünstlerInnen schreibt sie, zum Beispiel Stage for a Play for the Theater of Cruelty (Mathilde Rosier, Silberkuppe, Berlin 2009 & Serpentine Gallery, London 2010), Termini (Heidi Specker, Sassa Trülzsch, Berlin 2011), Army of Mirriams und Amaurots Mirror (Michelle Ussher, London & Melbourne 2011/2012) und aktuell Prologue (Frank Hannon, London, 2012).

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Foto ganz oben: René Schaller