Nach dem Trubel rund um die Berlin Art Week und der Messesaison kehrt wieder ein bisschen Ruhe in der Berliner Kunstszene ein. Kurz vor Winter, ist die damit die beste Zeit für einen ausgedehnten Besuch in den großen Ausstellungshäusern und Staatlichen Museen der Stadt. Wir stellen euch ab jetzt jeden Monat die schönsten Museumsausstellungen in Berlin vor. Im November haben uns vier Ausstellungen überzeugt die wir euch ans Herz legen möchten. Von Renaissance Malerei, etablierter Größen der Gegenwartskunst sowie der zeitgenössischen Fotografie bis zur jungen Künstlergeneration reicht dabei die Bandbreite.
The Botticelli Renaissance // Gemäldegalerie im Kulturforum
von: 24.09.2015 bis: 24.01.2016
An erster Stelle steht eine Ausstellung, dessen Plakat-Kommunikation man in Berlin wohl kaum entkommen konnte. Trotzdem legen wir euch “The Botticelli Renaissance” in der Gemäldegalerie im Kulturforum noch einmal ans Herz.
Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Werke Botticellis, die in der Sammlung der Gemäldegalerie mit 50 Originalen vertreten sind. Interessanterweise sind die Kuratoren nicht monographisch vorgegangen, sondern erweitern das Blickfeld um die gesamte Wirkungsvielfalt, die der Renaissance Altmeister Botticelli auf die Kunstgeschichte hatte. Seine Werke, allen voran die Venus, sind über eine lange Rezeptionsgeschichte in das universale Bildgedächtnis eingegangen. Transportiert und transformiert in Produkte der Populärkultur, Inszenierungen, Werbebildern und natürlich in der Kunst ist Botticellis Einfluss heute noch ungebrochen. Bekannte Künstler wie Andy Warhol, Edgar Degas, Dante Gabriel Rosetti, René Magritte und Cindy Sherman eigneten sich seine Motive an, verfremdeten sie und erhoben somit Botticelli zu einem der bedeutendsten Künstler der Renaissance.
The Botticelli Renaissance // Gemäldegalerie im Kulturforum, Genthiner Str. 38, 10785 Berlin
Anton Corbijn // C/O Berlin im Amerika Haus
von: 7.11.2015 – bis: 31.1.2016
Als die Retrospektive von Anton Corbijns Fotografien im Amerika Haus bei C/O Berlin letzte Woche eröffnete, lohnte sich auch dieses Mal das frühe Erscheinen, denn gefühlt die gesamte Berliner Kunstszene drängelte sich vor den ikonischen Fotografien Corbijns.
Anton Corbijn ist bekannt geworden für seinen besonders authentischen Stil, mit dem er Musiker, Künstler und andere kulturelle Ikonen fotografierte. Statt sie in einem Studio sorgfältig in Szene zu setzen, lassen seine Bilder flüchtige, intime Momente erahnen und zeigen so Stars abseits der Bühne und der konstruierten Hollywoodwirklichkeit. Die raue Körnigkeit seiner durchweg schwarz-weißen Fotografien und das Unperfekte sind zu seinem stilistischen Markenzeichen geworden. Besonders interessant ist die Corbijn Retrospektive für alle, die sich an die Mario Testino Ausstellung “In Your Face” im Frühjahr erinnern. Corbijns Stil unterscheidet sich krass von Testinos Glamour-gesättigten, hochgradig inszenierten und zweifellos wunderschönen Welt Hollywoods.
Anton Corbijn / C/O Berlin im Amerika Haus, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin
A Few Free Years. Von Absalon bis Zobernig // Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart
von: 28.11.2015 bis: 13.03.2016
Einen “außerordentlichen Glücksfall” nennt der Hamburger Bahnhof die großzügige Schenkung der Friedrich Christian Flick Collection, die am 28. November erstmals ausgestellt wird. Tatsächlich beinhaltet die Sammlung Flick einige der wegweisendsten Künstler der letzten 50 Jahre. Diese Positionen, überwiegend aus Europa und dem Amerika der 1960er Jahre, arbeiten sich an der künstlerischen Moderne, der gesteigerten Konsumwelt und der Nachkriegsgesellschaft ab. Gleichzeitig wurden die künstlerischen Ausdrucksformen um Medien wie Fotografie und Film erweitert und die Grenzen bestehender Formate niedergerannt: Die historische Halle wird dominiert von zwei Installationen von Richard Jackson und Paul McCarthy, Bildhauerei wird weitergedacht. Die Show zeigt eine beeindruckender Bandbreite der künstlerischen Vorläufer der postmodernen, heute zeitgenössischen Kunst.
Wem der Sinn nach dem vollen Kunstprogramm des 20. Jahrhunderts steht, für den lohnt sich auch ein Blick in die Neue Galerie im Hamburger Bahnhof. Hier werden, während die Neue Nationalgalerie renoviert wird, Werke der klassischen Moderne aufbewahrt und der Öffentlichkeit, ab dem 20.November 2015präsentiert.
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
Berlin Masters 2015 // Galerie ARNDT
von 20.11.2015 – 28.11.2015
Das Beste, was die Kunsthochschulen derzeit in Berlin zu bieten haben, wird die Galerie ARNDT ab nächster Woche Freitag (20.11.2015) vorstellen. Seit drei Jahren gibt die Galerie der “Kunst von Morgen” eine Plattform, um den angehenden Meisterschülern der Universität der Künste und der Kunsthochschule Weissensee Sichtbarkeit und erste Erfahrungen im kommerziellen Bereich der Kunst möglich zu machen. Kontakte zu den Protagonisten des Kunstmarkts, Kuratoren, Galeristen, Journalisten und Sammlern, sowie selbstverständlich auch zu uns, dem Publikum, sollen geknüpft werden. Ausgestellt wird eine Auswahl der talentiertesten Meisterschüler, die grenzen- und medienübergreifend arbeiten.
Nicht verpassen: die Kuratorenführung am 20. November um 17 Uhr, kurz vor der offiziellen Eröffnung.
Berlin Masters 2015 / ARNDT Fine Art, Potsdamer Straße 96, 10785 Berlin, Germany
Text: Anna Simon-Stickley