Die transmediale Nummer 26: Leicht macht sie uns den Zugang nicht
Leicht zugänglich ist das geballte Festivalprogramm der diesjährigen transmediale nicht. Diesen Stempel wird das Medienkunstfestival auch mit seiner 26. Ausgabe nicht los. Zu recht. Schon der Titel ist kryptisch: „BWPWAP“ – „Back when Pluto was a Plantet“. Das war bis 2006 der Fall, dann wurde dem Himmelskörper von heute auf morgen der Planetenstatus aberkannt. Was das mit Medienkunst zu tun hat? Nichts. Das Schicksal Plutos dient der transdermale als Metapher dafür, dass Wissen nicht absolut und die Vorstellung von linearem Fortschritt trügerisch ist.
Foto: Logy by Vanessa Gageos
transmediale 2013: Keine Nostalgie
Zu den künstlerisch in Szene gesetzten Medien gehören Overheadprojektoren, Teletext, Faxgeräte und nicht zuletzt ein knallgelbes Rohrpostsystem. Seine Plastikröhren winden sich durch das gesamte Haus der Kulturen der Welt, dem Hauptausstellungsort der transmediale. Der Eindruck man stünde auf einer Baustelle kommt dem Festivalthema recht nahe. Schließlich geht es darum, „Klassifikationskrisen, wie die im Falle Plutos, als Potential zu erkennen, weil sie wertvollen Raum für das Aushandeln von Kultur und künstlerische Interventionen ersöffen“, betont der schwedische Festivalleiter Kristoffer Gansing. Die transmediale schaut also nicht aus Nostalgie zurück, sondern um aus der Vergangenheit heraus einen geschärften Blick auf die Gegenwart zu werfen.
Die transmediale 2013 zeigt: Der Gebrauch bestimmt die Funktion
Der rasante technologische Wandel verheißt nicht nur Fortschritt, sondern auch Freiheit. Der legendäre Werbespot für den ersten Macintosh lässt daran keinen Zweifel. In dem Ausstellungsteil „The Miseducation of Anya Major“ läuft der Clip in einer Endlosschleife. Ein ironischer Ausgangspunkt, bedenkt man, dass standardisierte Optionen dem Benutzer nur einen minimalen kreativen Spielraum zugestehen. Dagegen hat die Gerative Art-Pionierin Sonia Landy Sheridan schon früh den Wiederstand ausgerufen. Sie experimentierte bereits in den frühen siebziger Jahren mit den ersten Farbdruckern und Kopierern. Auf der Suche nach unvorhergesehenen Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung entdeckte sie, dass sich mit Druckern Zeit dokumentieren lässt. Verzerrte Fotokopien und verwackelte Farbdrucke waren ihr Trumpf gegen die Gängelung der Gebrauchsanweisungen. Dabei gilt ihre Kritik nicht dem Medium, sondern dem beschränkten Umgang mit ihm. Ihn zu erweitern, erfordert einen Bildungsprozess, zu dem Medienkunst wie die von Sonia Landy Sheridan beiträgt.
Vieles summt, flimmert und brummt auf der transmediale 2013
Statt einer Retrospektive, die technologische Entwicklung als einen linearen Fluss nachzeichnet, präsentiert das Medienkunstfestival einen rauschenden Strudel in dem Vergangenes und Gegenwärtiges, Kreativität und Technik in einander laufen, sich affizieren und in Frage stellen. Der tägliche Gebrauch der neusten Technolgie ist selbstverständlich, der künstlerische Umgang damit erzeugt ein schwindelerregendes Gefühl. Der Zugang dazu ist nicht leicht, aber lohnenswert.
transmediale 2013: Öffnungszeiten & Programm
Die transmediale 2013 ist bis zum 03.02.2013 zu sehen. Parallel findet die Club transmediale statt, die experimentelle Klangwelten vorstellt.
Webpage mit dem gesamten transmediale Programm
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10 / 10557 Berlin
Öffnungszeiten
Festival // Mi 30.1. – So 3.2.: 10:00 – 24:00
Ausstellung // Mi 30.1. – So 3.2.: 10:00 – 22:00
Text: Nasiha Ahyoud