© ARAM BEDROSSIAN: From „Bonnie and Clyde“ for LoveCat, 2010
Modefotografie: Wann bist du Kunst?
Der Bildband NEW FASHION PHOTOGRAPHY stellt jene Fotografen vor, welche aktuell den Ton und damit den Zeitstrom in der Modefotografie angeben. Wir blättern und finden u.a. Rankin, Alice Hawkins, Tim Richardson, Ruven Afanador, Miles Aldridge oder Nick Knight, aber auch noch eher wenig bekannte Künstler wie Wing Shya aus Hongkong, Yelena Yemchuk aus den USA oder Paola Kudacki aus Argentinien. Was sie verbindet ist ihr Geschick, Mode als Kunstform und damit als Barometer für den Zeitgeist zu inszenieren. Nicht die Beschaffenheit von Kleidungsstücken abzulichten, sondern visuelle Poesie zu schaffen: Exzentrisch, erotisch, farbenfroh und dennoch klar. Die Frage: was ist schön, was Manipulation durch digitale Technik, was real und was essenziell für eine Kultur wird immer wieder neu und überraschend durch ihre Bilder beantwortet. Herausgegeben wurde „New Fashion Photography“ von dem bekannten Art Director Paul Sloman aus London, der auch als Kurator der Ausstellung ist.
© BRUNO DAYAN: From the series „Art“, 2011. CONTRIBUTED_studio for the arts
Ein Zuhause für Modefotografie in Berlin
Seit 2009 kümmert sich CONTRIBUTED_Studio for the arts um die Modefotografie, die nicht selten und immer noch um Rechtfertigung als Kunstform ringt. Unter der Leitung der Journalistin, Buchautorin, Galeristin, Philosophin, Fotografie-Expertin und meiner persönlichen Mentorin Nadine Barth durfte ich als Assistentin in der Vergangenheit tief in dieses Genre eintauchen. Aufwendige Leinwandprojektionen, großflächige Fotografien und renommierte Künstler gingen durch die Tür des alten DDR-Gebäudes am Strausberger Platz.
© RUVEN AFANADOR: Bimba Bosé for Yo Dona Espana, 2010
Mode ist flüchtig, Modefotografie aber bleibt….
sagt Nadine Barth, Galeristin von CONTRIBUTED.
Fest steht: Was im Trend liegt, gefällt. Oder: Was in der Mode zu sehen ist, repräsentiert Zeitgeist und schafft damit Identifikation. Der Geschmack aber ändert sich ständig und damit die Mode. Von blumenbedruckten Hippiekleidern aus den Siebzigern zu den Nieten und Nadeln der Punks. Was einst ästhetisch und ansehnlich war, ist heute nicht mehr tragbar.
Was bleibt sind die Bilder. Modefotografie begann Anfang des letzten Jahrhunderts, getrieben von Magazinen wie der VOGUE, in denen stilprägende Fotografiegrößen wie Irving Penn oder Richard Avedon den Look der Zeit vorgaben. Da war aber die Modefotografie noch lange nicht in der Kunst angekommen und wurde schon gar nicht von deren Szene ernst genommen.
Der Wandel trat spät ein, markiert durch imposant selbstbewusste Ausstellungen wie „Weird Beauty – Fashion Photography Now“ im International Center of Photography 2009 in New York oder „Zeitlos schön“ vergangenes Jahr im C/O Berlin.
Mit der Ausstellung und dem Buch Launch NEW FASHION PHOTOGRAPHY knüpft CONTRIBUTED daran an. Wer wissen mag, was Modefotografie als Kunstform in unserer Gesellschaft, dieser Epoche aber in verschiedenen Kulturkreisen heute ausmacht, begebe sich am Freitag ab 19 Uhr an den Strausberger Platz. Auch wenn nichts so beständig ist wie der Wandel.
NEW FASHION PHOTOGRAPHY / Ausstellung & Book Launch
Bildband „New Fashion Photography“ (Prestel)
Opening: 12. April 2012 // 19- 22 Uhr
Ausstellung: 13. April – 18. Mai 2013
CONTRIBUTED_Studio for the arts // Strausberger Platz 16 // 10243 Berlin
© SANCHEZ AND MONGIELLO: From „La Nina Santa“ at La Toute Petite Agency, 2011