Martin Kippenberger: Sehr gut!

 

Martin Kippenberger: Sehr gut!

Martin Kippenberger, Maler, Performer, Lebenskünstler, wäre heute 60 Jahre alt. Der Hamburger Bahnhof zeigt in der Ausstellung SEHR GUT einen Künstler, der immer Vollgas gegeben hat.

Martin Kippenberger

Martin Kippenberger: Weisse Bilder und lange Wege

Klare Ansage an die weiblichen Leser: Lasst die Highheels im Schrank für Martin Kippenberger. Gefühlte Kilometer sind zurückzulegen, um die gut 300 Werke auf 3000 Quadratmetern im Hamburger Bahnhof anzuschauen. Einer der unbestrittenen Höhepunkte: die Installation „Weisse Bilder“.  Kippenberger hatte 1991 einem Nachbarsjungen Kataloge seiner Bilder gezeigt und bat ihn um eine Beschreibung. Die kindlichen Kommentare hat Kippenberger auf weisser Leinwand mit weisser Lackfarbe nachgeschrieben. Und dann mit der Note „sehr gut“ bewertet. Die Installation ist sozusagen eine Ausstellung in der Ausstellung, ein Werk-Katalog der anderen Art und zugleich eine ironische Anspielung auf die Kunstkritik, die ja auch quasi Noten vergibt. Auch wenn Martin Kippenberger das professionelle Kunstpublikum eher suspekt war: die Bewertung seiner Arbeit war ihm wichtig. Und er hat angeblich schon als Teenager gewusst, dass er mal berühmt wird

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Martin Kippenberger: Frosch am Kreuz und weisse Unterhosen

Der Künstler hat ein Leben auf der Überholspur geführt. Viel gefeiert, viel gelacht, viel getrunken, viel getanzt.  Und war ruhelos, immer auf Achse, Maler, Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Selbstinszenierer. In Dortmund geboren, hat er in unter anderem in Berlin, Hamburg, Florenz, Graz, Los Angeles, Madrid, Syros, Tokio und Wien gelebt. Und sorgte immer wieder für Skandale. Die Skulptur „Zuerst die Füsse“, ein gekreuzigter Frosch aus dem Jahr 1990, veranlasste noch 2008 Papst Benedikt den XIV. höchstpersönlich, die Verletzung religiöser Gefühle zu beklagen. Auch die „Selbstbildnisse in Unterhose“ wurden als skandalös empfunden. Sie zeigen Kippenberger in grosser, weisser Unterhose, fast nackt und verletzlich, aufgedunsen und gezeichnet von den Spuren seines exzessiven Lebens. Martin Kippenberger starb 1997 mit nur 44 Jahren. 

 Martin Kippenberger

Martin Kippenberger: Berlin in der Paris Bar

Martin Kippenbergers Berlin Zeit war kurz, er lebte nur 3 Jahre in der damals noch geteilten Stadt. Eines seiner berühmtesten Werke, die „Paris Bar“, hing lange in derselben (siehe Paris Bar) und wirkt wie eine Spiegelung und optische Vertiefung des Lokals. Der Künstler hatte mit der Ausführung des Bildes übrigens einen Plakatmaler beauftragt. Eine Tatsache, die später, als das Werk bei Christie´s 2,7 Millionen Euro erzielte, eine aufgeregte Debatte über den Echtheit von Kunst auslöste. Mit der Überlassung etlicher seiner Werke hatte sich Kippenberger in der Paris Bar übrigens das Recht eingetauscht, dort lebenslang frei essen und trinken zu dürfen. Ein „Geschäftsmodell“, das auch in anderen Städten wiederholt wurde. Man möchte eigentlich gar nicht aufhören, über Martin Kippenberger und seine Kunst zu schreiben, aber der Platz ist begrenzt. Das soll aber kein Schlusspunkt sein, denn „alles geht immer weiter“, so schrieb Martin Kippenberger, und: „ein lebendes Komma ist besser als ein toter Punkt“. Mehr am besten in eigener Anschauung im Hamburger Bahnhof, zu sehen bis zum 18. August. In diesem Sinne…

Martin Kippenberger

Ausstellung: Martin Kippenberger / Hamburger Bahnhof:  „Sehr gut, very good“

Opening 22.2.2013
Laufzeit: 23.2. bis 18.8.2013
Hamburger Bahnhof / Invalidenstrasse 50 / Berlin

Fotos: Matias Sauter