Die Ausstellungseröffnung am Sonntagabend ist eine gute Gelegenheit die Person Erik Kessels besser kennen und verstehen zu lernen. Der als obsessiv bekannte Sammler von Alltagsfotografien ist nicht nur Kurator und Künstler, sondern in seinem anderen Leben Mitbegründer und erfolgreicher Kreativdirektor, der Amsterdamer Werbeagentur Kesselkramer, die übrigens in einer alten Kirche untergebracht ist und u.a. für Marken wie Diesel oder Unilever arbeitet.
Werbeagentur & Galerie – Kesselsche Logik
So anders ist dieses Leben aber nicht, eher eine logische Ergänzung der Art wie Erik Kessels Dinge sieht und bearbeitet. Denn Kessels bedient mit Kesselkramer nicht nur klassische Werbetools, sondern geht auch ungewöhnliche Wege. So geschehen bei dem von ihm produzierten und international ausgezeichneten Film „The other Final“ in dem es um die zwei in der Rangliste niedrigsten Fussballteams geht, die gegeneinander antreten und zwar am selben Tag des finalen Fussball Weltmeister Spiels im Jahr 2002. So fungieren auch beide Niederlassungen in Amsterdam und London nicht nur als Agenturen sondern schon immer auch als Galerien. Eine Trennung der Person Kessels in Arbeit und Kunst, oder gar so banal wie geschäftlich und privat scheint also erst einmal sinnlos.
Erik Kessels: Das Buch als absolute Form und Format
Umso interessanter ist es, sich auf Spurensuche zu begeben, zu verstehen, was ihn umtreibt diese Aufnahmen von Menschen, Tieren, Situationen in Bücher zu bündeln, aneinanderzureihen für immer verbunden, anfassbar und aufnehmbar und dem Betrachter diese als Paket darzubieten. Wir können dieses Paket anfassen, darüber streichen, in Besitz nehmen, genau studieren oder einfach weglegen. Diese Form der Erfassung bedient unseren kindlich-haptischen und zutiefst menschlichen Impuls, Dinge die wir sehen anfassen zu wollen, als könnten wir sie erst dann komplett verstehen und akzeptieren.
Sein neues Buch: Larbi Laaraichi
Im zwölften Buch seiner Reihe sehen wir einen Mann mit Schnurrbart, er hat eine oldschool Panasonic Kamera bei sich, die ganz offensichtlich sein Arbeitsutensil ist. Was erzählt uns das über Larbi Laaraichi? Wir erfahren er ist ein Hochzeitsfilmer der in Fez, Marokko lebt. Eine Stadt in der viele Menschen heiraten, warum dies so ist konnte ich auf die Schnelle nicht herausfinden. Schön ist es, das es aber Menschen und Arbeit wie diese hervorbringt – ein Gedanke der uns lächeln lässt. Denn kann denn ein Hochzeitsfilmer ein schlechter Mensch sein? Wir wissen es nicht, aber wir denken darüber nach. Auch über das Leben von Laaraichi in Marokko, was Kessels mit ziemlicher Sicherheit auch getan hat. Somit haben wir uns vielleicht doch ein kleines Stück an die Person hinter den Buchreihen angenähert, ohne ihn je gesehen zu haben.
Text: Esther Harrison
Erik Kessels: Buch Launch & Ausstellung in almost every picture # 12
9. Dezember 2012, 19 Uhr
Torstraße 161, 10115 Berlin
by triggerhappyproductions