David Bowie – der Soundtrack einer Epoche in Berlin

 

David Bowie – der Soundtrack einer Epoche in Berlin

David Bowie, Pop-Ikone, zugleich extrovertiert und zurückgezogen. Der Martin-Gropius-Bau zeigt die gefeierte Londoner Multimedia-Show des Ausnahmekünstlers.

David-Bowie-Berlin“HEROES” CONTACT PRINT (PIECE NO. 32), 1977

David Bowie – Spektakuläre Show im Martin-Gropius-Bau Berlin

Ein lautes „Ohhh“ geht durch die Reihen, als gleich zu Beginn der Pressevorstellung verkündet wird: David Bowie kann leider nicht persönlich nach Berlin kommen. Martin Roth, Direktor des Londoner Albert and Victoria Museums, das die Show konzipiert hat, ist nicht unglücklich darüber:

Ich kenne das schon, diese enttäuschten Blicke. Bowie ist ein Meister der Camouflage und der Distanz, er lässt sich nur selten irgendwo  blicken. Ich persönlich finde es sogar besser, keinen Personenkult zu betreiben, schließlich geht es um sein Werk; Und das lässt seine Verehrer buchstäblich meilenweit gehen. In Sao Paolo, unserem letzten Ausstellungsort, kam ein Besucher extra aus England, der es nicht geschafft hatte, in London in die Ausstellung zu gehen.

Der treue englische Fan hätte nach Berlin die deutlich kürzere Anreise gehabt. Die Show zeigt Bühnen-Outfits, Notizen, Plakate, persönliche Briefe, unter anderem an Marlene Dietrich, mit der Bowie eine Freundschaft pflegte, und natürlich viele Videos von Interviews und Bühnen-Auftritten.

David Bowie war immer seiner Zeit voraus

David Bowie hat schon in den Siebzigern Bilder in die Welt gesetzt, die wir heute als ganz normal empfinden – spektakuläre Bühnenshows, das androgyne Spiel mit Kostümen und Make-up, Musikvideos, die regelrechte Kunstwerke sind. Im Martin-Gropius-Bau hat man dank Multimedia-Technik das Gefühl live dabei zu sein. Die Songs, seine wunderbare Stimme, die Metamorphosen des für seine Verkleidungen berühmten Künstlers – mit Kopfhörern und 3D-Bildschirmen erlebt man die Bowie-Welt hautnah. Den Jahren in Berlin (1976-1978) ist breiter Raum gewidmet. Die Kuratorin Victoria Broackes:

Wir wollten eine völlig andere Show, eine Ausstellung mit Bild und Ton. David Bowie hatte immer gesagt, die Jahre in Berlin zählen zu den glücklichsten in seinem Leben. Er kam hierher nach einer Schaffenskrise in Los Angeles, begann wieder zu malen, besonders der deutsche Expressionismus und das Brücke-Museum interessierten ihn und natürlich die besondere Rolle von Berlin als Frontstadt des Kalten Krieges.

Hier drehte er auch den Film „Schöner Gigolo, Armer Gigolo“ – zusammen mit Marlene Dietrich, ihrem letzten Film. Und natürlich hatten auch die vielen Clubs in Berlin ihren Reiz, in den berühmten Hansa-Studios wurde ein Teil der sogenannten Berlin Trilogie aufgenommen, drei Alben, mit dabei auch der Song Heroes, der von der Liebe handelt und einer Mauer und zu einer regelrechten Hymne wurde.

David Bowie und seine vielen Gesichter

Selbst für die Generation Internet ist David Bowie ein Name, bei dem jedem sofort etwas einfällt. Noch mehr allerdings für die etwas Älteren, noch mal Martin Roth:

Es geht um unsere eigene Lebensgeschichte, das waren turbulente Zeiten in Europa. Bowie ist so was wie der Soundtrack zu unserem Leben, jeder hat sein eigenes Bowie-Erlebnis. Eigentlich hatten wir die Ausstellung als kleines, feines Erlebnis konzipiert, aber als dann die Pressemappe (!) schon für 12 Pfund bei Ebay angeboten wurde, war das der Moment, wo wir merkten, diese Ausstellung wird was Großes, ein Blockbuster.

Und so kam es dann auch. In London und den anderen bisherigen Ausstellungsorten war „David Bowie“ ein absoluter Publikumsmagnet. Darauf hofft natürlich auch Berlin, es wurden sogar extra die Ausstellungszeiten verlängert und ein Online-Ticket-Service eingerichtet. Bowies ehemaliger Berliner Ton-Meister Eduard Meyer erzählt:

Ich hatte einen Brief an David Bowie geschrieben, und ihm von meinem geplanten Ausstellungsbesuch berichtet. Die Antwort von Bowie: Good to hear from you. Hope the trip is worth it!

So was nennt man Bescheidenheit. Lieber David Bowie, der Besuch der Ausstellung lohnt sich zu tausend Prozent.

Ausstellung im Martin Gropius Bau

Die Ausstellung im Martin Gropius Bau läuft bis zum 10. August 2014
Mehr Infos zu Veranstaltungen wie Führungen und David Bowie Touren durch Berlin: www.davidbowie-berlin.de