David Adamo im Projektraum MD72 der Galerie NEU
Für seine erste Einzelausstellung in Berlin hat der in Rochester geborenen aber in Berlin lebenden Künstler David Adamo den imposanten Altbauräumen von MD72 eine ganz neue Räumlichkeit gegeben. Über drei Stockwerke erstreckt sich seine Ausstellung, die schlicht DAVID ADAMO heißt, und bezieht auch den hübschen Parkettboden mit ein. Weisser Kalk überzieht diesen, arrangiert als Fischgrätenmuster, und gibt den Skulpturen des Künstlers einen neuen Rhythmus. David Adamo:
I tend to think about my sculptures being more like performances, and my performances being more like sculptures.
Hinter MD72 (Mehringdamm 72) steht Alexander Schröder, einer der beiden Galeristen der Galerie NEU. Er betreibt den Raum seit einigen Jahren als Projektraum.
David Adamo: Ein Bogen in Berlin
Ich sehe eine DVD mit einer Dokumentation über einen Bogenmacher in München. Gleichzeitig trifft die Email ein mit den Bildern von David Adamo. Das letzte Bild ist ein Bogen. Eine Überschneidung von Momenten, eine Übereinstimmung durch verschiedene Medien und Ursprünge auf ein Objekt. Einer Skulptur die so einzigartig ist in ihrer Funktion und Aussage, das sie mich Adamo´s Arbeit im Bruchteil einer Sekunde neu erfassen, noch einmal neu ansehen lässt. Ein gut gemachter, handgefertigter Bogen hält bis zu 300 Jahre. David Adamo´s Skulpturen scheinen nur in ihrer jeweiligen Umgebung zu existieren, der Transport in eine andere scheint immer mit einer kompletten Transformation des Raumes und Objektes einherzugehen. Wir fühlen die Sogwirkung des inszenierten aber auch erschaffenen Ganzen. Nicht zufällig oder beliebig, sondern ein hartnäckiges Ping Pong der Gedanken im Auge des Betrachters. Die Harmonie des Gewohnten knickt auf leicht schräge Weise vor dem Auge des Betrachters weg. Jeder neue Blick auf die Skulpturen gibt eine eigene Bedeutung und Deutung. Es gibt viel Luft und Raum aber auch gleichzeitige subtile Führung.
Dreidimensionaler Kalk, der vergeht
Konsequent inkonsequent führt uns das über alle drei Räume von MD72 gelegte Fischgrätenparkett aus Kalk in einen neuen dreidimensionalen Raum. Der Kalk am Anfang noch geordnet, ein sich wiederholendes, beruhigendes Muster, eine uns bekannte Ordnung löst sich durch jeden Besucher ein Stückchen weiter auf, pulverisiert die eigenen Strukturen, lässt die Realität verschwimmen und sich auflösen. Der Kalk verteilt sich auf die Besucher, in der Luft, wird Teil des Ganzen seine ursprüngliche Form und Funktion verlassend, wie eine Befreiung, ein Verschmelzung mit allen Elementen des Raumes und doch bleibt er deutlich sichtbar.
Die Poesie in David Adamo’s Arbeiten
Die poetischen Installationen von David Adamo arrangieren Ernsthaftigkeit und Humor, Anstrengung und Leichtigkeit. Die Herstellung der Installation wird zur Performance und das wird erspürt, instinktiv und diffus und dennoch einer Choreographie folgend, die wir zwar nicht erfassen können, aber dennoch verstehen. Vielleicht ist es das Dreidimensionale, das es uns leicht macht. Der Betrachter der wie ein Schwamm aufsaugt, gleichzeitig den Kalk fühlt, das Loch im Tischtennisschläger sieht und über eine Geige nachdenkt die ohne den Bogen wertlos ist. Denn der Bogen ist, ja, macht die Geige. ——————————————————————————————————————————————————————–
Ausstellung: David Adamo bei MD72
Opening: 15.12.12, 18–21 Uhr Laufzeit der Ausstellung: bis zum 2. Februar 2013 Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 12–18 Uhr und nach Vereinbarung: +49 (0)30 746 840 21 Mehringdamm 72 // 10961 Berlin www.md72.com
Über David Adamo
Die Arbeiten von David Adamo sind u.a. in Ausstellungen in der Bergen Kunsthall, Bergen, im KW Institute for Contemporary Art, Berlin, während der Whitney Biennale im Whitney Museum of America Art, im MoMA P.S.1, New York sowie in der Kunsthalle Fribourg, Schweiz gezeigt worden.
Foto ganz oben: David Adamo Untitled (birdie), 2012 Bronze, paint. 8 x 6.2 x 6.2cm. Ed. 2/7