Bad Gastein: Kunstsommer 2013

 

Bad Gastein: Kunstsommer 2013

In den Alpen von Bad Gastein tobt der Kunstsommer noch bis zum 23. September. Sieben internationale Künstler haben es gerade auf dem Abschlusswochenende der KUNSTRESIDENZ krachen lassen.

Bad Gastein: Lars Hinrichs    

BAD GASTEIN:  AUF DEM KUNSTFESTIVAL

Bad Gastein ist eine Ausnahmeerscheinung in der so traditionell kulturell geprägten Berglandschaft, schaffen es dort Hotelmacher wie Ike und Evelyn Ikrath vom Haus Hirt und Miramonte oder Olaf Krohne vom Regina, die urbane Bohème anzuziehen und mit ihr zusammen zeitgenössische Kunst und Kultur in den einst mondänen Badeort zu bringen.

Gründerin und Kuratorin Andrea von Goetz und Schwanenflies und Doris Hoehenwarter vom Tourismusverband Bad Gastein bilden die Doppelspitze des seit 2010 von Mai bis September stattfindenden Festivals sommer.frische.kunst in jenem Ort der Österreichischen Alpen, wo schon Thomas Mann seinen Sommer zu verbringen pflegte.

Der Kunstsommer 2013 läuft noch bis zum 23.September und wir kommen gerade zurück vom einem glühenden Wochenende, das mit dem Opening der Abschlussausstellung der KUNSTRESIDENZ, einem Collectors Dinner und einem Jazzbrunch gespickt war. Im August geht es weiter mit Kunst-Talks, Jazz- und Klassikkonzerten, Yoga sowie Fotoworkshops mit Linda Troeller und Giovanni Castell.

UNSER FAZIT:

Bad Gastein muss und kann sich nicht mit Berlin, Hamburg oder Wien vergleichen lassen, und das hat es überhaupt nicht nötig. Mit dem sommer.frische.kunst Festival hat der Bergort der Kreativen seine eigenen Maßstäbe gesetzt. Spätestens nach dem diesjährigen Kunstsommer und dessen hohem aber unprätentiösen Niveau ist klar, das hier konzentriert und höchst effektiv eine Vision in die Praxis umgesetzt worden ist, die in den Alpen Vorreiterschaft hat und sich erfolgreich abseits der üblichen Winterspaß-Marketingideen als Bewegung etabliert hat.

Mit dem Ergebnis, dass sich ein in den Alpen gelegener, ehemals mondäner, in die Jahre gekommener Kurort, als Kunststandort, ja als eine Art Sommer-Kunstkolonie verwandelt hat.

Bad-GasteinLinda TroellerBad-Gastein

KUNSTRESIDENZ IM WASSERKRAFTWERK

In der Kunstresidenz, ein einmonatiges Stipendiaten Programm in einem alten Wasserkraftwerk, haben sieben internationale Künstler, vier Wochen lang vor der monumentalen Bergkulisse Bad Gastein gearbeitet und gelebt.

Das Opening der Abschlussausstellung, die den Höhepunkt des Kunstsommers markiert, verläuft herrlich unaufgeregt. Die Arbeiten verteilen sich über die Räume und Ateliers auf drei Stockwerken im alten Wasserkraftwerk. In ihrer Essenz spiegelt sich die Begegnung der einzelnen Künstler mit Bad Gastein in diesem Sommer. Und diese könnte unterschiedlicher nicht sein.

Nicola Röthenmeyer (D) hat für ihre Scherenschnitte das Briefpapier der diesjährigen Künstlerherberge, dem Hotel Miramonte, sowie Kopien alter Bäderblätter aus dem Archiv von Bad Gastein verwendet .

Miriam Jonas (D) hat aus Styrodor unter Glashauben konservierte, Berglandschaften erschaffen.

Malte Urbschat (D) ist schwer inspiriert von Grillparzers Abschiedsgedicht an Bad Gastein und schweißt zum ersten Mal in seinem Leben. Das Ergebnis, seine mit „Bergkristall“ titulierten Stahlstrukturen findet man im alten Wasserkraftwerk,  sowie perfekt arrangiert auf der Yogaplattform über dem Wasserfall.

Lars Hinrichs (D) absolut hinreißende Inszenierung aus Heu  und einem schlafenden Pärchen in Tracht (bestehend aus einer Schauspielerin und ihm selbst) und vielen Kussmundspuren ist so offensichtlich ein Ergebnis der Symbiose, die hier zwischen den Künstlern und Bad Gastein entstanden ist, das einem das Herz springt.

Der Wiener Clemens Wolf (Österreich) vergoldet kurzerhand die seit Jahren aufgestellten Bauzäune vor den vor sich hin rottenden, ehemals großen Häusern am Platz und schlägt so den Bogen elegant, unmittelbar und klar zur ehemaligen Pracht dieses Ortes.

Großes Kino auch die „Rules of Work“ von Nicoló Degiorgis (Italien). Dieser hatte vor seinem Aufenthalt in den Bergen ununterbrochen gearbeitet und mehrere Projekte abgeschlossen. In Bad Gastein hat er künstlerisch durchgeatmet. Das Ergebnis überzeugt durch universelle Wahrheit und trockenem Witz.

Aslan Gaysumov, Kunstshootingstar aus Russland, hat an seinem bisherigen Arbeitsstil festgehalten. In seinem Atelier hat er einen Raum geschaffen, der seine Auseinandersetzung mit dem Krieg in Tschtschenien aufnimmt. Innerhalb dessen platzierte er einen nach eigenen Aussagen „unansehnlichen“ Wasserkrug, den traditionell Frauen seiner Heimat in ähnlicher Form zum Wasserholen nutzten. Wasser und der Wasserkrug sind auch Wahrzeichen Bad Gasteins und schließt sich der Bezug zum Ort. 

Wir können hier nur beschreiben, was sich viel besser selbst vor Ort erleben lässt- die Arbeiten sind noch bis zum 23.September zu sehen.

SOMMERFRISCHEKUNST badgastein

17.5. – 23.9.2013
Atelierbesichtigungen und Führungen bis 23.09.2013 / Mo – Fr. 14 und 17 Uhr 
Veranstalter | Host: Kur- und Tourismusverband Bad Gastein / Kontakt: Doris Höhenwarter / doris.hoehenwarter@gastein.com / Tel. +43 (0) 6432 3393-350
www.sommerfrischekunst.com

Interview: Esther Harrison
Fotografin: Sandra Beyer



Interview: Esther Harrison
Fotografin: Sandra Beyer