Ein straffes, ereignisreiches Jahr liegt hinter ihm.
Die unmittelbare Zukunft sieht mehr als vielversprechend aus. Tomaso Baldessarini eröffnet heute Abend seine erste große Ausstellung mit einem Fotoprojekt, dass er ein Jahr lang mit viel Mut, Disziplin und schonungsloser Ehrlichkeit betrieben hat. 365 Tage lang hat er Menschen fotografiert. Ganz nah dran, an jeder Pore mit der analogen Kamera. Wer sind wir, wenn es keine Maske zum Aufziehen gibt? Sein Ziel: konsequente Natur, kein Photoshop. Das Ergebnis des Projektes sind nicht nur 50 berührende Portraits und 50 Videointerviews, die er ab heute im Kaufhaus Jahn in Berlin zeigen wird, sondern auch ein neues Leben. Tomaso ist auf dem Weg berühmt zu werden. Bald wird es große Neuigkeiten geben über die er allerdings noch nicht sprechen kann.
Tomaso, dein Foto-Projekt hat ja ziemlich an Fahrt aufgenommen, eine starke Dynamik entwickelt im letzten Jahr, hast du damit gerechnet?
Gerechnet habe ich damit überhaupt nicht, die Entwicklungen sind unfassbar und gehen mir sehr nahe! Ich freue mich sehr das es Menschen gibt, die verstehen um was es in diesem Projekt geht, viele bezeichnen es als „Seelenprojekt„. Diese Bezeichnung trifft es ganz gut muss ich sagen. Wir haben AntiMonoStereo als kleines Projekt ohne jegliche Plattformen angefangen, nun haben wir die erste große Ausstellung hier in Berlin, darauf bin ich unfassbar stolz.
Demut und Respekt sind wesentliche Dinge die ich gelernt habe, ich sehe die Welt mit anderen Augen.
Die letzten 17 Monate haben dazu gedient, mich neu zu definieren und kennenzulernen und der Auslöser war dieses Projekt. Ich habe Menschen die Chance gegeben, sich selbst kennenzulernen, sich nicht zu verurteilen. Es gibt Gründe warum wir sind wie wir sind, nicht jeder von uns war so privilegiert in einer heilen Welt groß zu werden. Wir tragen alle unsere Wunden mit uns die nur auf der Oberfläche verheilen, stets da sind,
Was waren die größten Schwierigkeiten, hast du manchmal daran gedacht aufzugeben?
Tatsächlich habe ich sehr oft darüber nachgedacht aufzugeben. Da sind vor meinem geistigen Auge Fragen aufgekommen wie: Wer will schon die Wahrheit über sich selber erfahren? oder sich selber unangenehme Fragen stellen müssen zum eigenen Leben?
Wer selbst teilgenommen hat an einem der vielen Shoots mit Baldessarini, weiß dass die Aufnahme des Portraitfoto der leichteste Part war. Danach wurden jedem Teilnehmer vor der Videokamera Fragen zu Liebe, Wiedergeburt, oder Schmerz gestellt. Die eigenen Assoziationen haben uns überrascht und kurze Ohnmachtsgefühle ob der Wucht der Gefühle hervorgerufen. Diese hoch intimen und völlig unverfälschten Momente werden festgehalten und geben dem davor entstandenen Portrait noch mehr Tiefe. Eine starke Kombination die uns direkt in die Seelen der Portraitierten blicken lässt.
Tief in mir bin ich ein Idealist und Philosoph, viele Antworten bekomme ich über die Musik und Filme, dennoch reicht das manchmal eben nicht aus.
Die größte Schwierigkeit bestand darin, ohne vorhandene Technik ohne Studio und finanziellen Background das Projekt zu realisieren. Aber meine Repräsentanz hat mich zwei Monate nach dem Beginn von AntiMonoStereo gefragt ob ich nicht in die Agentur wolle, der erste Anfang leichter auf Menschen in der Branche zuzugehen und vielleicht Sponsoren aufzutreiben. Kelly Kellerhoff ist ein Mensch der nicht mit Fotografen zusammenarbeitet weil er mit ihnen nur Geld verdienen will, er fördert seine Fotografen so wie in meinem Fall. Dafür bin ich sehr dankbar, für mich eher ein guter Freund der Herr Kellerhoff. Die ersten beiden Sessions haben wir bei Yoram Roth im Studio machen dürfen, nach und nach haben sich dann neue Möglichkeiten ergeben das Projekt zu realisieren. Nicht zuletzt hat uns ein Sponsoring von Delight es ermöglicht das Projekt fertig zu stellen. Wir konnten die Delight Studios nutzen sowie deren Technik bis heute, denn eine Session steht noch an.
Abgesehen davon finanziert meine Galerie Blond & Blond nun die erste Ausstellung und vertritt mich international als Künstler. Um auf deine Frage zurückzukommen, diese Momente des Zweifelns gehören zum Leben, völlig normal und doch immer wieder eine Herausforderung, besonders wenn man keinen Cent an so einem Projekt verdient aber es deine völlige Aufmerksamkeit beansprucht!
Verspürst du nun mehr Druck was deine Folgearbeiten angeht, oder beflügelt dich das eher?
Aus aktuellen Ereignissen über die ich noch nicht reden darf, ganz klar ja!
Du bist sehr offen was deine Arbeit, Schwierigkeiten und deine Emotionen dabei angeht, eckst du damit in der Berliner Szene an, bzw. ist es für dich auch eine Art Ventil das so offen zu kommunizieren? Du zeigst dich ja dadurch ähnlich wie deine Portraits, quasi ohne Filter.
In meiner Familie wurden die Dinge nicht so offen besprochen, ich habe mir früh beigebracht über das zu reden wie ich wirklich denke. Alles andere wäre nicht ehrlich mir und allen anderen gegenüber. Ich bin eh dafür das Menschen immer das sagen was sie denken ohne es schön zu reden, das würde unserer Gesellschaft sehr gut tun . Eine Art verbale Reinigung von innen oder auch ne Seelische Kneippkur.
Du stehst kurz vor der ersten Ausstellung, wie genau wird es danach weitergehen mit dem Projekt, und was planst du als nächstes?
Stillstand ist der Anfang eines langsamen und qualvollen seelischen Sterbens.
Die Ausstellung im Kaufhaus Jandorf ist der Start von AntiMonoStereo, wir werden 50 Bilder und 50 Interviews zeigen! Im November ist geplant, die kompletten 265 Bilder und Interviews in einer großen Installation zusammenzuführen. Die letzte Session für AntiMonoStereo werden wir Ende Mai durchführen, damit ist das Projekt dann auch in sich geschlossen und beendet. Im Moment habe ich viele Anfragen für Filmproduktionen im Bereich „Kunstfilm“, Musikvideos und diverse Dinge. Nur allein Fotografie wäre nicht das was ich alleinstehend für mein ganzes Leben machen will, ich finde die Kombination mit Film wunderbar und werde in Zukunft versuchen beide Medien wie in AntiMonoStereo miteinander zu vernetzen.
Unser erstes Interview mit Tomaso als wir bei im Studio waren, gibt es hier: Anti Mono Stereo
Anti.Mono.Stereo // Ausstellung & Opening
Opening: 18. April 2014 um 19.00 Uhr // ca.20:30 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit dem Künstler
Ab 21:00 Uhr: DJ Senay
Laufzeit bis 24.4.2014 (Finnissage=