Arthur de Ganay
Arthur de Ganay wirkt fast ein bisschen spröde, wenn man ihm zum ersten Mal begegnet. Man könnte sagen, er verkörpere den Franzosen in Reinnatur mit dieser stereotypischen Mischung aus Charme und einem Hauch Rebellion. Diese Kombination an Persönlichkeitsmerkmalen wird außerordentlich interessant, wenn sie auf eine Stadt wie Berlin trifft. Denn Rebellion rennt in Berlin im Prinzip offene Türen ein. Alles scheint erlaubt zu sein, es gibt keine gesellschaftlichen Tabubrüche, ganz anders als in Paris, der Heimatstadt von Arthur de Ganay. Wohin dann also mit der Energie?
Sammlung Arthur de Ganay: Museumskunst in Berlin
Eine private Sammlung ist ein sehr egoistisches Projekt aber auch die Verwirklichung eines alten Traums
beginnt Arthur de Ganay unser Gespräch in seiner privaten Fotografie Sammlung in Berlin Kreuzberg, in der er jeden ersten Samstag im Monat seine Besucher durch großformatige Fotokunst auf Museumsniveau führt. Thomas Ruff hängt neben Thomas Struth, Hiroshi Sugimoto begegnet Candida Höfer und bricht sich im träge dahin fließenden Wasser der Spree. Die Fotografien sollen nicht nur miteinander, sondern auch mit der Spree und der Stadt dort vor den großen Loft Fenstern kommunizieren, das war Arthur de Ganay bei der Hängung wichtig. Rein egoistisch? Nicht ganz, denn Arthur de Ganay kämpft für die gleichberechtigte Stellung der Fotokunst neben der Malerei innerhalb der bildenden Künste. Ein altbekanntes Thema, da bis jetzt immer zu Gunsten der Malerei entschieden wurde. Die Kunst dort den glatten Wänden fühlt sich ob ihrer großen Bekanntheit vertraut an und gleichzeitig wirkt sie fast allein gelassen, in diesem großen Raum, der nur von halben Wänden bewohnt, versteckt im zweiten Hinterhof einer alten Marmeladenfabrik in Kreuzberg liegt. Wir fragen nach. Ob seine Sammlung den Anspruch hat, ein privates Museum zu sein?
Ein privates Museum? Davon kann man hier nicht sprechen, das ist eine ganz andere Dimension!
der französische Akzent erreicht seinen Höhepunkt, denn Arthur de Ganay ist erregt. Man spürt die Achtung und den Respekt, die er vor großer Kunst empfindet.
Arthur de Ganay: Sammlungsschwerpunkt
Bevor Arthur de Ganay die alte Fabrik in Berlin und damit sowohl einen Platz für seine Sammlung als auch zum Leben fand, studierte er Architektur in Paris, wo er bereits als Student begann, Fotokunst zu sammeln. Während andere Sammler sich peu à peu in ihren Sammlungsschwerpunkt hinein entwickeln, war es für Arthur de Ganay schnell klar, dass es die großformatige Landschafts- und Architekturfotografie sein sollte. Ein prägendes Erlebnis und vielleicht die Initialzündung war für ihn die Begegnung mit der konzeptuellen Fotokunst des in NYC lebenden japanischen Fotografen Hiroshi Sugimoto.
Arthur de Ganay in Berlin: Deutsche Fotokunst im Sammler Loft
Es war nicht leicht, die Sammlung auf die Berliner Kunstkarte zu setzen.
Erinnert sich Arthur de Ganay. So dicht und unüberschaubar war das Kunstangebot in dieser Stadt. Wohingegen die Zahl der öffentlichen privaten Sammlungen mit Ausnahme der Sammlung Hoffmann noch sehr überschaubar was. Es gab also wenig Orientierung und Erfahrungswerte wie man eine Privatsammlung bekannt macht ohne dabei die stillen Feinheit einer privaten Sammlung zu verlieren und gleichzeitig genügend Besucher an den Samstagen in der Sammlung zu haben, um dort nicht alleine zu stehen. Die Antwort liegt im Fall der Sammlung Arthur de Ganay in der Kunst selbst. Arthur de Ganay interessierten vor allem die eindruckvollsten und stärksten Arbeiten einer Werkgruppe. Dazu zählt ganz sich auch die Pariser Oper von Candida Höfer oder die Landschaftsaufnahmen von Elger Esser, einem der letzten Schüler der Kunstbewegung Düsseldorfer Schule für Fotografie, die durch ihre kühle Präzision und dokumentarische Herangehensweise auf großformatigen, plexiglaskaschierten Abzügen, Kunstgeschichte geschrieben hat. Zu meiner Freude entdecke ich aber auch junge Talente wie z.B. Sarah Schoenfeld mit ihrer Arbeit Wende Gelände.
Philosophie der Sammlung Arthur de Ganay: Unaufgeregt sakral
Dieses Gefühl möchte Arthur de Ganay bei seinen Besuchern wecken. Und er selber? Ist hier auch das Gefühl entscheidend beim Kunstkauf?
Es genügt nicht, wenn mir ein Bild gefällt, es muss auch thematisch und kuratorisch in die Sammlung passen.
Wir horchen auf, denn hier unterscheidet sich Arthur de Ganay von anderen Sammlern, die oftmals als einziges Kaufkriterium die persönliche Resonanz nennen, die ein Werk in ihnen auslöst.
Sammlung Arthur de Ganay: Neue Ausstellung
Am 11. September 2011, zum 5-jährigen Geburtstag der Sammlung hat Arthur de Ganay seine Fotografiesammlung neu zusammen gestellt. Das macht er sehr selten wie er uns erzählt. Zu sehen sind Fotografien von Lewis Baltz, Elger Esser, Candida Höfer, Arwed Messmer, Thomas Ruff, Thomas Struth und Hiroshi Sugimoto. An den zeitgleich statt findenden 10. Jahrestag der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York, erinnern zwei Bilder von Thomas Ruff. Die Arbeit jpeg td03, die den Einsturz des World Trade Centers zeigt, steht der Arbeit Nacht 20 I aus dem Jahre 1995 gegenüber. Eine Stadtansicht, in der Thomas Ruff ein Nachtsichtgerät aus der Kriegsberichterstattung während des zweiten Golfkrieges im Jahre 1990 verwendet. Fotos & Video: Sel Dizman Mehr zu Sammler in Berlin