Interview mit dem Gründer der Art-Stuttgart
Wie baut man eine Kunstmesse auf in einer Stadt die zwar von Kultur strotzt aber trotzdem hinter Berlin in der öffentlichen Wahrnehmung hinter her zu hinken scheint. Zumindest aus Berlin-Perspektive… Wolfgang Wunderlich hat die Art-Stuttgart mit ins Leben gerufen, die im kommenden Jahr von 5. bis 8. Mai 2016 ihre Premiere feiern wird. Die Bewerbungsfrist für die teilnehmenden Galerien läuft, 50% der Fläche sind bereits vermietet und wir haben Wolfgang Wunderlich gefragt wie die Kunstmesse geboren wurde, wie er mit der Konkurrenz umgeht, was das Team der Art-Stuttgart antreibt.
Herr Wunderlich, erinnern Sie sich an den Moment als für Sie fest stand: Wir wollen die Art-Stuttgart gründen?
Mich beschäftigt die Idee schon seit 2006, als ich mich intensiver mit der Bildendenden Kunst auseinandersetze. Ich coache seitdem Künstler und baue Netzwerke für Künstler aus Europa und darüber hinaus.
Die realistische Möglichkeit für ein solches Vorhaben, ergab sich dann vor knapp einem Jahr, als ich mit den heutigen Partnern zusammentraf. Eine Unternehmensberatung aus dem Raum Stuttgart, die mit den nötigen Kontakten und weitreichenden Verbindungen mithelfen konnte, auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen für ein solches Projekt zu schaffen.
Das ging natürlich nicht von heute auf morgen. Wir mussten intensive Überzeugungsarbeit leisten, die dann aber angesichts der Bedeutung von Stuttgart in der Kulturszene, dem wirtschaftlichen Hintergrund und Anspruch der Stadt schnell zu einem positiven Ergebnis führte.
Bereitet ihnen die nicht gerade geringe Konkurrenz an Kunstmessen Kopfschmerzen?
Wir haben die Art-Stuttgart nicht konzipiert, um einfach noch eine weitere Kunstmesse in Szene zu setzen. Wirklich relevant sind ja längst nicht alles Kunstmessen. Wir sehen in Stuttgart nicht nur geographisch einen starken Standort, der sich für eine internationale Kunstmesse anbietet. Uns ist natürlich bewusst, dass wir direkt mit der ersten Ausgabe der Art-Stuttgart entsprechende Zeichen setzen müssen.
Warum gab es bisher noch keine Kunstmesse in Stuttgart?
Das war auch für mich lange Zeit eine unbeantwortete Frage, bis ich während der Vorbereitung für die Art-Stuttgart erfuhr, dass es zum damaligen Zeitpunkt und damit lange vor dem Bau des neuen Messegeländes am Stuttgarter Flughafen keine Möglichkeit gegeben hätte, eine Kunstmesse auf internationalem Niveau zu etablieren.
Was wird die Art-Stuttgart ausmachen?
Wir werden uns in einem überschaubaren Rahmen, das heißt ohne übertriebene Flächenambitionen, eine qualitativ hochwertige internationale Kunstmesse schaffen, die anerkannte Galerien und Kunsthandlungen mit Etabliertem und Neuem zusammenführt. Dies ohne Standardisierung und mit jedem Auftritt neu gestaltet.
Wo sehen Sie die Kunstszene Stuttgart im Moment?
Gemessen an der Einwohnerzahl hat Stuttgart innerhalb Deutschlands bei weitem die höchste Aktivitäten und Größe was das kulturelle Angebot angeht. Das haben repräsentative Studien belegt. Allein in der Bildenden Kunst fehlt ein markanter Auftritt für die Stadt. Stuttgarter Galerien sind durchaus national und international vertreten. Was bisher fehlte, auch zur besseren Wahrnehmung der lokalen Szene in der Bildenden Kunst, ist eine internationale Kunstmesse, wie wir sie mit der Art-Stuttgart gerade angehen.
Sie erzählten, dass der Ursprung der Art-Stuttgart ehrenamtlich ist – was heißt das genau?
Das bezieht sich lediglich auf meine Person und hat mit der Art-Stuttgart im Grunde nichts zu tun. Meine Arbeit in der Kunstszene war von Anfang an und bis heute ein ehrenamtlicher Einsatz, der damit begonnen hat, dass ich den Syrlin-Kunstverein e.V. Stuttgart International in 2007 übernommen habe. Dieser hat mittlerweile über 200 Künstlermitglieder aus ganz Europa. Später konnten wir dann mit Unterstützung einer Galerie Mitglieder auch auf Messen in Europa bis in die USA präsentieren und fördern. Für einen Verein ein völlig unübliches Konzept, das sich der echten Förderung von Künstlerinnen und Künstlern verschrieben hat, und nicht als Alibiauftritt dient. Diese Einstellung steht auch hinter der Art-Stuttgart, die von den engsten Mitstreitern getragen wird. Dabei darf natürlich eine gesunde Wirtschaftlichkeit und eine realistische Erfolgserwartung von Gesellschaftern und Investoren nicht aus den Augen gelassen werden.
Welche Art von Galerien werden auf der Art-Stuttgart präsentiert werden?
Die Art-Stuttgart wird Galerien aus ganz Europa präsentieren, die maßgebliche Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert zeigen. Die Voraussetzungen für kommerziell anerkannten Galerien und Kunsthandlungen sind bekannt. Eine Jury entscheidet darüber hinaus über die endgültige Zulassung, nicht zuletzt auch anhand der von den Galerien vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstler.
Übrigens wird auch Berliner StreetArt mit von Künstlern der Szene gestalteten Teilstücken der Berliner Mauer vertreten sein. Das hat sich gerade ganz neu ergeben.
Teilnahme an der Art-Stuttgart
Bis zum 30. November 2015 gibt es für alle interessierten Galerien einen Frühbucher-Rabatt für die Art-Stuttgart in Anspruch zu nehmen. Auf Anfrage besteht außerdem die Möglichkeit sich z.B. als Berliner Verbund mehrerer Galerien auf einer zusammenhängenden Fläche zu präsentieren. Mehr dazu auf der Webseite der Art-Stuttgart und auf Facebook.