Welche Veränderungen und Neuerungen auf dem Kunstmarkt und in der Berliner Kunstszene lassen sich seit den Anfängen von GOLDRAUSCH erkennen?
Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt startete 1989, mit dem Ziel, Künstlerinnen durch berufspraktisches Wissen und tragende Netzwerke mehr Ausstellungen und mehr Öffentlichkeit für ihre Kunst zu ermöglichen. In den bald 30 Jahren hat sich viel verändert, Berlin ist sehr international geworden, und ist die europäische Stadt mit den meisten Künstler*innen proportional zur Einwohnerzahl. Aktuell macht besonders die Gentrifizierung der Stadt und die daraus folgenden Atelier-Mietpreissteigerungen den Künstler*innen schwer zu schaffen. Leider ist Berlin mehr ‚Werkstatt’ als Handelsplatz für Kunst. Der Einkommens-Gap für Künstlerinnen ist mit 28% gegenüber ihren männlichen Kollegen auch 2018 immer noch signifikant.
Wie sieht der Alltag der Teilnehmerinnen während des einjährigen Kurses/ Stipendiums aus?
Wir strukturieren das Jahr entlang der Produktion von Website, Katalog und Ausstellung, die jede der 15 Künstlerinnen bei uns entwickelt. Dazu kommen Seminare, Ateliergespräche, Debatten. Möglich gemacht wird das durch die Förderung des ESF und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Abteilung Frauen und Gleichstellung.
Welche Ziele möchtet ihr für die Künstlerinnen in dieser Zeit erreichen?
Wir wünschen uns, und das bestätigen Absolventinnen, dass die Arbeiten der Künstlerinnen mehr Öffentlichkeit bekommen, weil sie spannend und ein wichtiger Beitrag zur künstlerischen Debatte sind. Und durch das Professionalisierungsprogramm bauen sich die Künstlerinnen ein stabiles, dauerhaftes berufliches Netzwerk auf. Daraus entstehen Mut und Selbstbewusstsein. Interessierte Künstlerinnen sind sehr herzlich eingeladen, sich bis zum 30.09.2018 für den neuen Kurs 2019 zu bewerben! Goldrausch-kuenstlerinnen.de
Warum ist es in der heutigen Zeit immer noch wichtig das Frauen im Kunstbetrieb unterstützt/ gefördert werden?
Leider sind Arbeiten von Künstlerinnen bei wichtigen Ausstellungen immer noch unterrepräsentiert, obwohl Frauen die Mehrheit der Kunststudierenden sind. Das Berliner Institut für Strategieentwicklung IFSE hat aktuelle Zahlen: Beim Gallery Weekend Berlin 2018 gab es einen Gender Show Gap von über 40 %; die befragten bildenden Künstler der IFSE-Studie hatten 22 % mehr Einzelausstellungen zu verzeichnen als ihre weiblichen Kolleginnen. Erst wenn da Gleichstellung erreicht ist, haben wir unser Ziel erreicht. Wir freuen uns, dass viele Absolventinnen jetzt in der Kunstszene präsent sind: Zum Beispiel die Installationen von Henrike Naumann oder die Filme von Yalda Afsah, die beide im Kurs 2014 waren.
Die kommende Ausstellung in den großartigen Reinbeckhallen in Oberschöneweide eröffnet am 22.09.2018 um 18 Uhr und ist bis zum 14.10.18 dort zu sehen. Was wird dort zu sehen sein?
Unter dem Titel Archipelago – Goldrausch 2018 wird eine Vielfalt künstlerischer Arbeiten zu sehen sein: Von Malerei, Bildhauerei, Zeichnung und Fotografie über (Sound-)Installation bis hin zu Video und (Lecture) Performance sind alle künstlerischen Medien vertreten. Wie in einem Archipel sind die vielen spannenden Einzelpositionen der Künstlerinnen gerade durch ihre zahlreichen fluiden inhaltlichen und formalen Schnittstellen verbunden. Besucher der Gruppenausstellung entdecken, wie sich aufstrebende Kunst über die Kontinente hinweg entwickelt und gehen der Frage nach, was die Künstlerinnen, die in Frankreich, Spanien, USA, Israel, Polen, Südkorea, Österreich und Deutschland studiert haben, verbindet.
Archipelago – Goldrausch 2018
Teilnehmende Künstlerinnen:
Alma Alloro, Lotta Bartoschewski, Samantha Bohatsch, Lena Marie Emrich, Anna Fiegen, Francisca Gómez, Gisèle Gonon, Agnė Juodvalkytė, Aneta Kajzer, Annelies Kamen, Soline Krug, Yeongbin Lee, Tomoko Mori, Kate-Hers Rhee, Silke Schwarz
Eröffnung: Samstag, 22. September 2018, ab 18 Uhr
Ausstellungslaufzeit: 23. September – 14. Oktober 2018
Ort: Reinbeckhallen, Reinbeckstraße 17, 12459 Berlin
Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag, 14 – 19 Uhr
Header Photo: Alma Alloro, Electric Garden (detail) 2015-2016, © Alma Alloro Hand-sewn quilt, 100% cotton fabric, 204 X 104cm
Autorin: Saskia Wichert