Vor fünf Jahren war ich zum ersten Mal auf dem ARS ELECTRONICA in Linz, einer kleinen Stadt in Österreich. Obwohl die ARS ELECTRONICA damals schon groß und international bekannt war, fühlte sie sich doch an wie die Keimzelle einer eingeschworenen Gemeinschaft, die sich mit den Zukunftsfragen unserer Gesellschaft mit Hilfe von Kunst, Wissenschaft und Technologie auseinandersetzte. Das nennt man dann wohl Spirit.
Seit 1979 such die ARS ELECTRONICA nach innovativen, radikalen und im besten Fall nach exzentrischen Ideen um die techno-kulturellen Phänomenen unserer Zeit zu erforschen.
Seit 1979 ist viel passiert. Die ARS ELECTRONICA ist zur weltweit bekannten Marke geworden und hat sich in ihrer Form ausgeweitet. Ein Festival als Testumgebung, der Prix als Wettbewerb für die besten Köpfe, das Center als ganzjährige Präsentations- und Interaktionsplattform und das Futurelab als Forschungs- und Entwicklungszelle.
Am Mittwoch, den 11. Juli 2012 besucht sie nun mit der Ausstellung „Impuls und Bewegung“ zum dritten Mal Berlin.
Gefördert von einem ihrer Kooperationspartner, Volkswagen, und speziell für Berlin vom künstlerischen Leiter der Ars Electronica, Gerfried Stocker, kuratiert, wird sie zwölf Exponate und sechs Videoarbeiten von Künstlern aus Europa, den USA und Japan zeigen. Sie alle haben sich mit dem Verhältnis von Selbst- und Fremdbestimmung auseinandergesetzt. Sie tun dies zum Teil drei-dimensional und interaktiv d.h. beziehen den Raum und den Betrachter mit ein. Was geschieht, wenn sie reale oder auch nur eingebildete Hindernisse in den Weg stellen? Sind sie neue Richtungsgeber oder bringen sie uns vom rechten Weg ab?
In Particles (2005) entwerfen Daito Manabe und Motoi Ishibashi eine Lichtinstallation aus scheinbar schwebenden Lichtquellen, die ein fantastisches Nachbild hervorrufen. Ihr Muster wird über den Sound gewebt, der über acht Lautsprecherkanäle widergegeben wird.
In Transition (2012) hat der deutsche Künstler Julius Stahl zwei Kopfhörer entwickelt, die Umraumsound aufnehmen. Jene beiden Freiwilligen, welche die Kopfhörer tragen werden, hören mit den Ohren des anderen. Während sie sich ihren eigenen Weg über den SoundWalk bahnen, nehmen sie die auditive Perspektive ihres Partners auf. Die eigene Wahrnehmung teilen also, eine paradoxe Situation.
Ich erinnere mich, dass wir damals in Linz geschlagenen zwei Stunden in der ARS ELECTRONICA Ausstellung verbrachten. Spielend bewegten wir uns durch die Räume und haben mit Sicherheit mehr als in sechs Jahren Physikunterricht gelernt. Warum ich das schreibe? Die Paarung von Wissenschaft, die rational argumentiert und analytisch zerlegt, mit der Kunst, die intuitiv Zugänge erforscht und neue schafft ist eine auf den ersten Blick vielleicht befremdliche aber auf den zweiten eine Faszinierende.
Lasst euch darauf ein.
ARS ELECTRONICA Ausstellungseröffnung
Impuls & Bewegung
11. Juli 2012, 19 Uhr
Automobil Forum Unter den Linden
Die Ausstellung läuft bis zum 16. September 2012, Eintritt ist frei
Die Kooperation zwischen Volkswagen und der ARS ELECTRONICA findet zum dritten Mal statt. 2010 lief sie unter dem Titel „Poesie der Bewegung“ – 2011 hieß sie „Wovon Maschinen träumen“.
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