Fotografie 

Morton Bartlett im Hamburger Bahnhof

Morton Bartlett fasziniert im Hamburger Bahnhof mit geheimnisvollen und zum Teil verstörenden Fotografien einer Welt, die er selbst geschaffen hat. Die Ausstellung ist Teil der Reihe „Secret Universe“, in der das Museum Aussenseiter des Kunstbetriebes zeigt. Zu sehen bis zum 23.September 2012.

Morton Bartlett

Der Schatz von Morton Bartlett

So muss es sein, wenn man einen Schatz findet. Nach dem Tod von Morton Bartlett 1992 entdeckte die Kunsthändlerin Marion Harris in Bartletts Haus in Boston mehrere Kisten, die seit 30 Jahren niemand mehr geöffnet hatte. Darin 15 lebensechte Kinder-Gipspuppen, Zeichnungen, Kleider, und über 200 Fotografien. Der Werbefotograf hatte – als reines Hobby – die beweglichen Figuren in mühsamer Handarbeit in den 40er und 50er Jahren selbst angefertigt und dann in verschiedenen Posen vor der Kamera inszeniert. Manche Fotos wirken so echt, dass es geradezu unheimlich ist.

Morton Bartlett gilt, obwohl die Bilder zu Lebzeiten nie ausgestellt wurden, als Vorreiter der inszenierten Portraits. Wohl kein Zufall also, dass ausgerechnet Cindy Sherman von ihm begeistert ist und seine Fotos sammelt.  Es sind 12 Mädchen und 3 Jungen, eine eigene kleine Familie,  die das Haus ihres Schöpfers bevölkerte. Bartlett war als Waisenkind aufgewachsen, und zeitlebens unverheiratet und kinderlos geblieben. So kann man  glauben, dass die Figuren tatsächlich mehr für ihn waren, als blosses Handwerkszeug für seine Fotografie.

Morton Bartlett Hamburger Bahnhof

Manche der Posen wirken heute wegen ihrer sexuellen Anspielungen irritierend, aber man geht davon aus, dass die Fotos damals in aller Unschuld entstanden – vor allem aus Interesse für die technischen und künstlerischen Möglichkeiten der Fotografie. Tatsächlich hat Morton Bartlett meisterhaft mit seiner Kamera und dem Licht experimentiert.

Die Ausstellung im Hamburger Bahnhof zeigt auch einen kurzen Dokumentar-Film zur Entdeckungsgeschichte der Figuren und den wenigen Spuren des Lebens von Morton Bartlett. Die Autorin von „Lost Family“ ist Emily Harris, die Tochter von Marion Harris, ohne die die Meisterwerke von Morton Bartlett nie gefunden worden wären. „Secret Universe“ III ist noch bis zum 23. September 2012 zu sehen. Harris

Morton Bartlett Ausstellung im Hamburger Bahnhof

Secret Universe III.
Hamburger Bahnhof
11. Mai bis 23. September 2012

Text: Katrin Schirner