Gerhard Richter: Eine Kerze zur Geburtstags Ausstellung in Berlin
Viele sehen Gerhard Richter als den erfolgreichster Maler der Gegenwart und manche sogar als Picasso des 21. Jahrhunderts. Richter selber bezeichnet seine Werke als „Allerweltsbilder“. Das von einem, wenn nicht dem großen Deutschen Malerstar überhaupt, zu hören, dessen Bilder gerade im November bei Sotheby’s 20,8 Millionen Erlös erzielten, mag verwirren. Und doch hat der medienscheue Künstler nicht so unrecht mit diesem höflichen Understatement, ist es doch der mediale und private Alltag, mit dem er sich malerisch auseinandersetzt. Von Kerze und Fenstern, über das weltbekannte Portrait seiner Tochter Betty bis hin zu Bildern toter RAF-Mitglieder in Stuttgart-Stammheim ist alles dabei.
Heute eröffnet in der Neuen Nationalgalerie seine Jubiläumsausstellung „Panorama“. Es ist eine massive Ausstellung geworden. Gerhard Richter hat zusammen mit den Museen 140 Gemälde und 5 Skulpturen ausgewählt und damit einen Querschnitt durch Gerhard Richters vielseitige Arbeitsweisen geschaffen. Und würden wir über Mode schreiben, würde der folgende Satz so heißen: Hierzu kombiniert er kanonisch gewordene Bilder, wie die Kerze von 1982, mit selten oder bisher nie gezeigten Arbeiten. So auch die hier erstmals umgesetzte abstrakte „Variante I“ der „4900 Farben“, die auf 200 Metern Länge die chronologisch konzipierte Ausstellung im Obergeschoss der Neuen Nationalgalerie umrahmt.
Das Leben von Gerhard Richter: Miniatur Biographie
1961 aus der DDR nach Düsseldorf geflohen, um dem an der Kunstakademie Dresden damals vorherrschenden realsozialistischen Kitsch zu entgehen, findet sich Gerhard Richter, u.a. mit Sigmar Polke im „Kapitalistischen Realismus“ wieder. Zeitungsphotos, Familienportraits und Zutaten der amerikanischen Pop-Kultur werden verfremdet und verwischt auf Leinwand gebannt, das Profane verschwindet im Nebel seiner perfektionistischen Kunstfertigkeit. Es folgen ab 1966 abstrakte Gemälde, Wolken, Landschaften, dann 1988 die RAF, vor 10 Jahren zum 70. schließlich monochrome graue Farbtafeln – Richter sitzt stilistisch konsequent und antizyklisch zwischen den Stühlen. Immerhin Publikum und Fachpresse sind sich einig, auf welchen Stuhl er gehört – auf den Thron des „Deutschen Malerkönigs“. Eine solche, fast schon verdächtige, Einstimmigkeit erlebt man selten im Kunstbetrieb, schon das allein ist Grund genug, die heute eröffnende Ausstellung anzuschauen und sich ein eigenes Bild zu machen.
Die Ausstellung „Gerhard Richter: Panorama“ wird vom 12. Februar bis zum 13. Mai 2012 in der Neuen Nationalgalerie, Berlin, zu sehen sein. Der Zyklus „18. Oktober 1977″ wird während der Ausstellungsdauer in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel Berlin gezeigt. Begleitend eröffnet die Sammlung Olbricht heute im „me collectorsroom“ in der Auguststrasse „Gerhard Richter – Editionen 1965-2011“.
Gerard Richter: Panorama in der Neuen Nationalgalerie
Neue Nationalgalerie, Berlin
Opening 12. Februar (bis 13. Mai 2012)
Alte Nationalgalerie, Museumsinsel Berlin
Zyklus „18. Oktober 1977″
„me collectorsroom“, Auguststrasse
„Gerhard Richter – Editionen 1965-2011“.
Opening 12. Februar 2012
Text: Alisa Ehlert
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Foto oben: Gerhard Richter Betty, 1977, Öl auf Holz Museum Ludwig, Köln / Privatsammlung © Gerhard Richter, 2012