Berlinale: Extrem laut und unglaublich nah
Oskar Schell ist neun Jahre alt und ein typischer Film-New-Yorker: feinnervig, hochintelligent, großspurig und verängstigt gleichzeitig. Um seinen Vaterverlust zu verarbeiten geht er auf eine Entdeckungsexpedition durch die fünf Borrows (obwohl es natürlich eigentlich sechs sind, wie man mit Oskar lernt) der Stadt, entfremdet sich von seiner Mutter, öffnet seine Verschlossenheit gegenüber fremden Menschen, findet neuen Familienanschluss und wächst über sich heraus.
Die Geschichte ist überkonstruiert wie manche Konzeptkunst der 1970er Jahre und erhebt den Film aber gerade dadurch auf eine höhere Ebene. Nur in der Vorstellungskraft, in der Fantasie, in der Überwindung der Angst kann er die persönlichen Traumata des 9. September 2001 loswerden. Stephen Daldry gelingt mit der Verfilmung des gleichnamigen Roman von Jonathan Safran Foer („Alles ist erleuchtet“) eine intensive Annäherung an den „schlimmsten Tag“ wie Oskar (außerordentlich dargestellt von Thomas Horn) ihn nur nennt.
Und auch im Film, der im Berlinale Wettbewerb außer Konkurrenz läuft, spielt ein Buch eine Rolle. Während seiner Reise erstellt Oskar ein Logbuch, ein sublimiertes Kunstobjekt seiner Erfahrungen. Und so passt der Film doch bestens in unsere Reihe auf ArtBerlin.
„Extremely Loud and Incredibly Close“, USA 2011, Regie: Stephen Daldry, Darsteller: Thomas Horn, Tom Hanks, Sandra Bullock, Max von Sydow
Berlinale Date
„Extrem laut und unglaublich nah“ läuft auf der Berlinale:
Montag, 13. Februar 2011, Friedrichstadt-Palast, 23:15 Uhr
Sonntag, 19. Februar 2011, Berlinale-Palast, 12:45 Uhr
Text: Marcus Woeller
Fotos: „Extremely Loud and Incredibly Close“ © Warner Bros. Ent.
Mehr zur Berlinale