Grill Royal: Das Restaurant
Mittwochabend 22 Uhr. Ich nuckle an meinem Drink mit der Gurke und starre die Filetstücke an, die in dem warm erleuchtenden Kühlschrank in meinem rechten Augenwinkel baumeln. So schrecklich es ist, selbst das ist hier ästhetisch.
Um mich herum summt das so genannte neue Berliner Establishment und ein paar Hollywoodgrößen. Künstler. Galeristen. Museumsdirektoren. Schauspieler. Nachtlebeneulen. Der Gault Millaut schimpft ihn den „Grill Banal“, aber der Clubmacher Boris Radczun, der Kunstsammler Stefan Landwehr und der Galerist Thilo Wernke haben hier ein Restaurant geschaffen, das eine soziale Lücke in Berlin geschlossen hat. Ich nenne es lässig mondän abhängen. Und exzellentes Steak essen. Und mir anschauen was die internationale Kunstszene treibt.
Grill Royal: Die Kunstsammlung
Die ZEIT betitelt den Grill Royal das „neue Hauptquartier erfolgreicher Galeristen, Sammler und Künstler“. Und, ja, die Kunst und ihre Szene spielen im Grill keine geringe Rolle. Der Freundeskreis von Boris Radczun ist mit Künstlern gespickt. Stefan Landwehr besitzt eine der beliebtesten Rahmenwerkstätten Berlins, sammelt passioniert und betreibt den Schinkel Pavillon.
Der Grill Royal ist voll von Kunst. Etwa die aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammende Skulptur von zwei sich gegenseitig stützenden russischen Soldaten. Oder der leicht degenerierte Knabe in Öl über dem neoklassizistischen grünen Samt-Sofa am Eingang. Stefan Landwehr hat ihn online ersteigert.
Ein lebensgroßer Haikopf aus Plastik ragt aus der Wand. Er ist von einer Performance übrig geblieben. Eine alte Vespa, mit Wachs betropft, stammt von dem Künstler Mark Handforth. Dazwischen leuchten zwei Neon-Skulpturen des Schotten Keith Farquhar. Die Kunst ist hier nicht gerade leise, und doch soll sie unauffällig bleiben. Selbstverständlich und unprätentiös sein, so wie das Lebensgefühl in Berlin.
Grill Royal: Preise
Ob die alte Tradition aus der Paris Bar Steak gegen Kunstwerk auch für die im Grill Royal speisenden Künstler gilt, weiss ich allerdings nicht. Vielleicht sie hier auch keine Rolle mehr. Wer im Grill speist, der hat Erfolg. Eberhard Havekost, Neo Rauch, Jonathan Meese und Daniel Richter schauen hier regelmäßig vorbei.
Viele von jenen, die nach der Wende als junge und unbekannte Künstler nach Berlin gekommen sind, werden heute international von großen Galerien vertreten und knabbern nun an handmassierten japanischen Kobe-Rindern.
Als ich das Restaurant verlasse, streichle ich wie immer dem kleinen grünen Dinosaurier auf der Bar über den Bauch, bevor mein Cape aus den Händen des hübschesten Garderobenmädchen dieser Stadt über meine Schultern gleitet. Im Grill Royal gibt viel Skurriles aber nichts Geschmackloses.
Grill Royal: Die Speisekarte
No frills – no fuss – just: Fleisch. Das Entrecôte vom australischen Wagyu-Rind oder das Filet Mignon gehören zu den besten der Stadt. Vegetariern empfehle ich das Kräuterei mit Kartoffelstampf. Einfach, aber ein Gedicht. Der Kopfsalat ist überbewertet, aber die Artischocke ein Traum. Champagner fließt natürlich selbstredend, aber der Gin Hendricks ist mehr Berlin. Finden wir.
Reservieren sei dringend empfohlen. Zur Fashion Week, der Berlinale und dem Gallery Weekend Berlin am besten zwei Wochen vorher.
Gute Unterhaltung.
Grill Royal: Öffnungszeiten
Di – So ab 18h
Mo geschlossen
Fotos: Stefan Korte