Galerie Tanja Wagner: Senkrechtstarter
Neulich beim Gallery Weekend haben wir es leider nicht mehr um die Ecke geschafft. Zu viel los war auf der Potsdamer Strasse bei den etablierten Klosterfeldes und Sommer & Kohls. Dabei ist die Galerie der 31-Jährigen Tanja Wagner mit das Spannendste was die Galerien Szene in Berlin gerade zu bieten hat.
Warum? Nicht nur des Medienrummels wegen, der sich der populären Fügung aus Newcomer Kunstkiez + junges Talent + der unfassbaren Tatsache, dass Tanja Wagner 2010 schon auf der artforum berlin vertreten war, BEVOR sie ihre erste Galerie überhaupt auch nur eröffnet hatte. Für monopol war das der Anlass sie auf dem Titel der Kunstherbstbeilage zu feiern.
Gelernt hat Tanja Wagner bei den Größen der Kunstwelt. Max Hetzler, das Centre Pompidou, das P.S.1 und die Gagosian Gallery in NYC waren ihre Stationen bis zu dem Moment als sie die Tür zu ihrer eigenen Galerie in der Pohlstrasse aufschloss.
Ausschlaggebend für meine Entscheidung für die Galerie war wohl das Praktikum im Centre Pompidou. Das ist eine fantastische Institution, mit immer wieder tollen Ausstellungen. Aber es ist auch ein riesengroßer Apparat, und um da in eine Position zu kommen, in der man auch etwas entscheiden und inhaltlich umzusetzen kann, also das was man eigentlich will als Kurator, ist eine lange Durststrecke. Mir ist das zu langsam. Aus einem Interview mit stylemag.net
Aber Tanja Wagner ist weit davon entfernt abgehoben oder arrogant zu sein. Für mich ist es wichtig, dass die Kunst be-greifbar ist, erzählt Tanja Wagner und präsentiert als eine der wenigen Galeristen weltweit ein Programm mit ausnahmslos weiblichen Künstlern, das sich von Issa Sants delikater Malerei bis hin zu gesellschaftspolitischen Objekten der Bosnierin Šejla Kameric´ ausdehnt.
Dass es alles Frauen sind, ist kein Konzept. Ich habe viel mit Freunden und Kollegen über Inhalte diskutiert. Und dann kam plötzlich so ein Kommentar: „Ich würde ja gern mal Frauen zeigen, aber es gibt ja keine starken Positionen.“ Und ich dachte, „das kann doch gar nicht sein.“ Und dann habe ich angefangen zu suchen.
Das Suchen und Finden von Begriffen und Positionen, welche die Kunst begreifbar machen, teilt sie mit einer ihrer Künstlerinnen besonders stark.
Mariechen Danz
Mariechen Danz untersucht Wege der Kommunikation am Beispiel von Wissensvermittlung. Mit ihren Performances, Skulpturen, Zeichnungen und Installationen hinterfragt sie das Objektive an der Weitergabe von Geschichten. Ihre Kunst ist der Versuch Vergangenheit neu zu strukturieren, zu kommunizieren und dabei andere Kulturen mit einzubeziehen.
In ihren Performances nutzt Mariechen Danz die Bildsprache ihres Körpers, um Beziehungen, Geschichten und Geographien darzustellen. Und sie singt dabei. Als DANZ arbeitet die Künstlerin mit Alex Stolze und der im Moment überall (zu recht) für ihre Live Performances gehypten Band Bodi Bill an einen Album. Und auch dort, in ihren Liedtexten spielen immer wieder Artikulation, Wiederholungen und Verständigung eine Rolle.
Heute Abend wird um 19.30 Uhr in der Galerie Tanja Wagner eine ihrer Performances stattfinden. Eingebettet in ihre neusten Arbeiten in der Einzelausstellung KNOW AEON, KNOW OMIT: 3 STEPS.
Wir sehen uns dort.
Fotos Marcus Woeller
MARIECHEN DANZ: BIOGRAPHIE
Mariechen Danz, geboren 1980 in Dublin, Irland, lebt und arbeitet in Berlin.
Sie studierte an der Universität der Künste, Berlin und der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam und absolvierte ihren MFA in Art & Integrative Media am California Institute of the Arts in 2008.
Ihre Arbeiten wurden von den folgenden Kunstinstituten gezeigt: Kasseler Kunstverein, Kunsthalle Bremen and Temporäre Kunsthalle Berlin. Sie war ebenfalls Teil der Ausstellung The Generational: Younger Than Jesus im New Museum, New York, 2009.
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