Studio Visit. Video 

Jaybo Monk: Im Kreuzberger Atelier

Jaybo Monk, einer der bekanntesten Urban Art Künstler in Berlin und Mitbegründer des Magazin style, will kein Künstler sein. Und doch verkauft er nichts anderes als Kunst bei der Berliner circleculture Gallery. Das musste er uns genauer erklären.

Das Atelier von Urban Artist Jaybo Monk steht im zweiten Hinterhof einer ruhigen Strasse in Kreuzberg, an der Nahtstelle zu Neukölln. Wie ein Hexenhäuschen erhebt es sich dort auf dem wackeligen Untergrund. Eine steile, enge Treppe führt hinauf. Wir machen uns daran, sie zu erklimmen. Der Atelierbesuch bei Jaybo ist der erste in einer Serie von Filmen über die Protagonisten der Berliner Kunstszene, die private curators zusammen mit unserem Videopartner aus London, Crane.tv, dreht. Und schon fliegt uns das Wort „Kunstszene“ um die Ohren.

Ich will kein Künstler sein. Ich mag das Wort „Künstler“ nicht. Ich bin ein… Maler

eröffnet Jaybo unser Gespräch. Und doch ist Jaybo ist einer der bekanntesten Urban Art Künstler in Berlin. Urban art heißt in seinem Fall Pop Art, Graffiti, Installationen, Perfomances und Street Art, von ihm selbst beschrieben als beeinflusst von Dadaismus und Surrealismus.

Jaybo Monk Interview

Geboren ist Jaybo aka Monk in Frankreich, Südfrankreich um genau zu sein. Bilder von blassblauem Lavendel tauchen vor meinen Augen auf, während meine, immer klammer werdenden Finger, über Skateboards, Farbeimer, Werkzeuge, Moleskine Skizzenbücher, einen ausgestopften Vogel und gesprühte Kunst an den Atelierwänden streichen.

Seitdem er in Berlin ist, hat er alle Schattierungen von Grau kennen, und auch lieben gelernt, sagt Jaybo. Warum er hier trotzdem lebt und malt? Eine Frau war es, die ihn 1985 in die Stadt gezogen hat. Die Liebe also, nicht der Berlin Mythos. Warum er geblieben ist? Jaybo zuckt mit den Schultern. Vielleicht, weil ihn das Grau und die Kälte im Winter antreiben, seiner Kunst Ausdruck zu geben. In seinem Atelier gibt es keine Heizung, denn Jaybo schätzt die Kälte, das Getriebensein, das Essenzielle.

Jaybo aka Monk KunstJaybo Monk AtelierJaybo Monk Urban ArtJaybo Monk AtelierJaybo Monk AtelierJaybo Monk Atelier

Später am Tag werden wir Jaybo in der Circleculture Gallery beim Opening von „New Art, formerly known as: New Art“ wiedertreffen. Dort hat er die Medusa von Géricault interpretiert. Hat das berühmte Werk aus dem Louvre zu seinem gemacht, ohne dessen Seele zu verändern.

Johann von Haehling, der Gründer der Circleculture Gallery, einer der interessantesten Urban Art Galerien in Berlin, hat Jaybo für seine Galerie gewinnen können. Wie ist das, wenn Street Art zu Urban Art wird? Wenn die Kunst von der Strasse an die Wände einer Galerie gehängt und damit erwerbbar wird. Hört man dann auf ein Street Artist zu sein? „Ich bin immer noch in den Strassen. Das ist der beste Weg für meine Kunst“, stellt Jaybo klar und führt uns immer weiter in die Tiefen seines Ateliers, das auf mich wie ein Spiegelbild für die Vielseitigkeit ihn ihm, das Nicht-Festgelegtsein wirkt.

Jaybo Monk AtelierJaybo Monk AtelierJaybo

Jaybo aka Monk will immer anders sein. Will nicht festgenagelt werden, weder auf einen Namen, noch auf einen Stil und schon gar nicht auf ein Image.

Banksy hat kein Gesicht. Ich habe keinen Namen. Oder andersherum gesagt: ich erfinde jeden Tag einen neuen.

Jaybo war schon Koch, Straßenschauspieler und Teil der Hip-Hop-Crew Reality Brothers. Jaybo hat kein Dogma, das ihn Kreativräume auschließen lassen lässt. Er setzt seine kreative Kraft dort ein, wo sie ihn hinzieht. Fast wie nebenbei ist er damit zu einem der Formgeber der Berliner Fashion und Street Kultur geworden.

Jaybo: Irie Daily und Style

Als Chefdesigner betreibt er das Streetwear und Skateboard Label Irie Daily und gibt das von ihm gegründete Magazin Style and the family tunes heraus. „Natürlich nicht allein, sondern mit anderen zusammen“ wie er betont. Überhaupt liegt Jaybo viel daran zu teilen.

Jaybo's Label Irie Daily

So hat er für die Avantgarde-Fashiondesignerin Esther Perbandt das Kreativkonzept für deren Defilée zur Berlin Fashion Week im Januar entwickelt. Eine Live Painting Performance des italienischen urban art Künstlers Marco Pho Grassi war Teil des Konzepts. Den Titel Creative Director hat er dabei inne gehabt, aber nicht angenommen. „Ich war eher der Papi, der alle beruhigt hat“.

Bevor wir sein Atelier verlassen, frage ich ihn, was ihn ihm geschieht, wenn er anfängt zu malen.

Ich male wie ich die Zukunft sehe. Und da ist keine Zukunft. Es gibt nur die Momente. Den einen Moment. Jetzt.

Jaybo

Mehr zu Künstler in Berlin