250 Künstlerateliers an einem Wochenende? Nicht machbar. Möglich ist jedoch die Ausstellungshalle des Museums Pankow zu besuchen, in dem alle teilnehmenden KünstlerInnen unter dem Titel artspring central eine Arbeit präsentieren. Wer schon jetzt die Ausstellung besuchen will, um von dort aus die persönlichen Favoriten für einen Atelierbesuch auszusuchen hat Glück, denn die Show läuft bereits. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind in größeren Atelierhäusern ansässig, was für Besucher die angenehme Möglichkeit bietet, gleich eine größere Anzahl von Ateliers zu besuchen.
Den Auftakt zum Wochenende der offenen Ateliers gibt eine gemeinsame Eröffnungs-veranstaltung am Freitag, den 25. Mai ab 19 Uhr im Hof der Ateliergemeinschaft Milchhof e.V. in der Schwedter Str. 232 im Prenzlauer Berg. Vierzig Künstler des Milchhofs öffnen ihre Türen, gleichzeitig spielt die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot auf. Das schreit nach Revolte in der Kunstwelt, besonders revolutionär sind auch die bühnenartigen Skulpturen von Daniela Fromberg. Ihr Atelier ist eins von rund fünfundzwanzig Werkstätten im interkulturellen Haus Pankow in der Schönfließer Straße 7. Das Werk der Künstlerin (HH li., 1. OG, Raum 157) umfasst eine Vielzahl plastischer Arbeitsformen mit einem Schwerpunkt auf abformenden und verbindenden Mischtechniken mit Naturmaterialien, Fundobjekten und variationsreichen Materialien.
Damit zum dritten Tipp: das Atelierhaus an der Industriebahn 12-16. Mit der Tram M12 geht es vorbei am Weißensee bis hin zur Endhaltestelle Pasedagplatz. Das denkmalgeschützte Backsteinensemble beherbergt achtzig KünstlerInnen unter anderem die aufstrebenden Malerinnen Susanne Bonowicz und Wanda Stang (Haus 404 / 1 OG).
Susanne Bonowicz Kunstwerke beschreiben die Beziehungen zwischen Kultur und Natur. Sie erzählen von Urbanität und präsentieren sich in konstruierten Farbflächen, Linien und Überlagerungen. Stadtlandschaften werden mit ihren Kontrasten und ihrer Dynamik dargestellt, immer mit dem Bewusstsein, sich in einem vergänglichen Konstrukt zu bewegen. Wanda Stangs Räumlichkeiten befinden sich direkt nebenan, die Künstlerin macht in ihren Arbeiten die Dialektik zwischen Erfolg und Scheitern mit natürlichen Lebenszyklen, zeitlosen Mustern und Symbolen begreifbar. Ihre Darstellungen sind ein Versuch eine sich entgrenzende globale Kultur zu beschreiben.
Im Nebengebäude malen, sprühen, nähen und trinken drei junge Maler auf einer Etage – Moritz Neuhoff, Mario Weinberg und Nils Leimkühler (Haus 408, 2 OG). Die Beschreibung seines Galeristen Rolf Hengesbach trifft Neuhoffs Kunst: „Er hat sich inzwischen eine so virtuose Technik angeeignet, dass selbst der Fachmann nicht zu entschlüsseln vermag, mit welchen malerischen Mitteln seine Bilder entstehen. Seine Bilder täuschen reliefartige Malstrukturen vor und sind doch plan“ (Hengesbach Gallery). Sein Atelier- Kollege Nils Leimkühler beschäftigt sich derzeit im Wesentlichen mit Materialität (Farbe und Malgrund) und Malprozess. Mario Weinberg haben wir vor einigen Wochen auf ARTBerlin vorgestellt, der talentierte Maler war bereits in der Gruppenausstellung „Von Beckman bis Wahrhol“ im Martin-Gropius-Bau neben den großen Expressionisten zu sehen und öffnet nun die Tür zu seinen abstrakten Arbeiten.
Die bekannteste Galerie im Umkreis ist die SEXAUER Gallery, wer sich für junge, aufstrebende, internationale Positionen interessiert ist hier richtig. 2017 mit dem Berliner Galerien-Preis ausgezeichnet; werden Genres wie Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Video und Installation präsentiert. Aktuell läuft die Ausstellung Exit von Isabelle Graeff.
Indem die sonst verschlossenen Produktionsstätten bildender Kunst für Besucher zugänglich gemacht werden, wird damit auch die eigentliche Arbeit der KünstlerInnen sichtbar. Kontakt zum Publikum, persönliche Gespräche mit den Kunstschaffenden und die Öffnung einer intimen Welt führen auch die Problematiken, mit denen KünstlerInnen in Berlin zu kämpfen haben, auf: Steigende Mieten, Verdrängung aus Stadtvierteln dessen Charme von ihnen geprägt wurde, eine immense Konkurrenz und eine daraus resultierende Notwendigkeit der Selbstvermarktung machen Kunstevents wie den art spring unabdingbar. Positiv für jeden Kunstkäufer ist, dass ein Erwerb im Atelier oft günstiger ist, da keine Kosten für die Galerie miteinfließen – also unbedingt investieren!
Art Spring
Samstag – Sonntag 26. + 27. Mai | 12 bis 20 Uhr offene Ateliers
Eröffnung: Freitag 25 Mai, 19 Uhr im Milchhof
Author: Barbara Green
Header Photo: Ausstellungsansicht Museum Pankow, Foto Credit: Julia Brodauf