Was ist das Thema deiner Malerei?
Malerei fasziniert mich bereits mein ganzes Leben, da alles möglich scheint. Da sie aber ein derartig klassisches Medium ist, an dem sich seit Generationen Menschen abarbeiten, ist dieses sehr aufgeladen. Sobald jemand einen Strich mit Farbe auf Leinwand malt, werden zwangsläufig kunstgeschichtliche Assoziationen und deren Aussagen geweckt.
Was ist also ein Bild im 21. Jahrhundert und was wird von ihm erwartet?
Dieses grundsätzliche Interesse an Kontextabhängigkeiten eint meine unterschiedlichen Bildserien. Meine Malerei soll in einer spannungsvollen Schwebe bleiben – zwischen Behauptungen und bewussten Gegenangriffen. Ich möchte die Malerei, Ihre Materialien und deren Aussagen gegeneinander antreten lassen, um deren Grenzen auszuloten. Dabei stelle ich die innewohnenden Aussagen stets in Frage. Aussagen treffe ich mit dem Pinselstrich und nicht durch die dargestellten Gegenstände. Mein Ausgangspunkt ist das Abstrakte und nicht das Abstrahieren.
Wie man sieht, wurden die Bilder mit der Nähmaschine bearbeitet. Wie kam es dazu?
Das Interesse an einer Zusammenschau von Unverbundenem geht auf meinen mehrjährigen Aufenthalt in Shanghai und der dort stark erfahrbaren Koexistenz von Gegensätzen und Widersprüchen zurück. In China verband ich zwei Leinwände gleichen Formats nach dem Zufallsprinzip. Diese Bilder waren physisch nicht miteinander verbunden, da die Zusammenkunft auf separaten Bildoberflächen stattfand. Jetzt lag für mich der Schritt nahe, diese untrennbar miteinander zu verbinden.
Deine neuen Bilder wirken stark objekthaft. Würdest du die neue Bildserie als Malerei im klassischen Sinne verstehen?
Es entsteht eine Doppelbewegung: zum einen besinne ich mich auf die traditionelle Tafelbildmalerei, zum anderen überschreitet ich ihre Grenzen. Für die aktuellen Arbeiten benutze ich bewusst Teile und Ausschnitte von schon existenten Bildern, die ich zuvor für gescheitert erklärte. Leinwandstücke, Samt- und Seidenstoffe oder künstliches Fell verwende ich ebenfalls. Da der zusammengefügte Stoff den Rahmen komplett umschließt und somit auch die Kanten Teil des Bildes werden, entsteht ein dreidimensionales Objekt. So wird das Medium entgrenzt, ohne es aber letztendlich zu verlassen.
Die Ausstellung heißt „best before“, was steckt hinter diesem Titel?
Gezeigt werden Bilder, die mit der Nähmaschine zusammengesetzt wurden. Dafür benutze ich Materialien verschiedener Herkunft. Die Werkschau ist eine Art Recycling bereits entstandener Arbeiten, die ganz im Sinne meiner Denkweise aus ihrem Kontext gehoben werden und so völlig neue Fragen aufwerfen.
MARIO WEINBERG – best before
Eröffnung: 22.3.2018, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 23.3.-25.3.2018, 12 – 18 Uhr
Galerie erstererster | Pappelallee 69 | 10437 Berlin
Autor: Barbara Green
Fotos: Jou Wei Huang, Mario Weinberg