BERLIN ART WEEK 2017: Editor’s picks

BERLIN ART WEEK 

BERLIN ART WEEK 2017: Editor’s picks

Es ist soweit! Schon zum sechsten Mal steht die Berlin Art Week vor der Tür und lädt zu zahlreichen Openings, den mit Spannung erwarteten Messen POSITIONS BERLIN Art Fair und der neuen “art berlin” – einem Zusammenschluss aus abc art berlin contemporary und Art Cologne – Preisverleihungen, Partys und weiteren Events ein. Die Übersicht zu behalten fällt da gar nicht so leicht! Managing Editor Saskia Wichert hat für Euch einiges an Highlights zusammengestellt, die ihr nicht verpassen solltet.

Film Still: A Noir and the Woman in the Garden, 2017 | Patricia Reinhart

Film Still: A Noir and the Woman in the Garden, 2017 | Patricia Reinhart

Patricia Reinhart | KANYA Berlin Project Space

Es ist uns eine besondere Freude, dass Patricia Reinhart ihre Arbeit “A noir and the woman in the garden” während der Berlin Art Week präsentieren wird. Wir durften die in Paris lebende Künstlerin und ihr Werk schon beim diesjährigen sommer.frische.kunst-Festival im österreichischen Bad Gastein kennenlernen und waren von der Intensität der Filmarbeit sofort vereinnahmt. Durch die von Patricia Reinhart selbst entwickelte Technik der “ciné collage” legen sich Farben und Bildelemente übereinander, die wie aus einem wahr gewordenen Traum erscheinen – gleichzeitig entrückt und greifbar.

KANYA Berlin | Choriner Straße 81, 10119 Berlin | Opening: Freitag, 15. September 2017, 19 – 23:30 Uhr| Öffnungszeiten während der Berlin Art Week: Samstag 15 – 18:30 Uhr, Sonntag: Nach Vereinbarung

Mehtap Baydu "Long-Neck" 2015

Mehtap Baydu „Long-Neck“ 2015

Mehtap Baydu & Peter Anders | Zilberman Gallery

2016 eröffnete die Zilberman Gallery ihre Dependance in Berlin-Charlottenburg. Zilberman zeigt wichtige Positionen türkischer und anderer internationaler Künstler – in einer Zeit, in der die Ungewissheit gegenüber der politischen Zukunft zunehmend Einfluss nimmt und gerade deshalb gar nicht genug thematisiert werden kann. Besonders deutlich wird das in der aktuellen Ausstellung “Sympathie”, die sich als Ausdruck von Freundschaft versteht, mit Werken zweier sehr unterschiedlicher Künstler. 

Bei Peter Anders waren es besonders die Arbeiten aus seiner Serie Kammerbilder, die uns gefesselt haben. Die Zeitungs Aufnahmen von Museen im Nahen Osten, die durch Bombenanschläge zerstört wurden, bekommen durch die von Anders hinzugefügten Wachsschichten, eine Materialität die einerseits die Brutalität und Wucht des abgebildeten Einschlags dämpft, ja fast träumerisch erscheinen lässt, gleichzeitig aber den Schock der Detonation im Betrachter auslöst. Wir riechen förmlich den Staub, haben das Piepen im Ohr. Das dort damals Geschehene, entfaltet sich noch einmal neu, in einer eindringlichen, dreidimensionalen Realität.

Mehtap Baydu Arbeiten sind das beste Beispiel dafür, warum es so wichtig ist eine Galerie wie Zilberman an einem Standort wie Berlin zu haben. Die türkische Künstlerin die nicht vor außergewöhnlichen Materialien zurückschreckt, wie z.b. einem Koffer aus Brotteig, oder einem Kleid aus getrockneten Fruchtmus, sagt selbst, dass sie nicht weiss wie lange sie noch Kunst machen kann in der Türkei, ohne dass diese verboten wird. Zwischen Istanbul und Berlin lebt sie in zwei Welten: Freie Kunst und ständige Angst vor der Zensur. In ihren Arbeiten die eine besonders subtile Wucht haben, setzt sie sich meist mit der Rolle der Frau in der Türkei auseinander. Unbedingt ansehen!

Zilberman Gallery | Goethestraße 82, 10623 Berlin | Bis 11. November 2017 | Dienstag – Samstag 11 – 19 Uhr

Miet_Warlop

Miet Warlop | photo credit: Reinout Hiel

Miet Warlop Retrospective | HAU Hebbel am Ufer

Hier kommt Bewegung rein: Die belgische Künstlerin Miet Warlop lässt auf der Bühne lebende Skulpturen und animierte Objekten entstehen. Ausgangspunkt von “Dragging the Bone” ist die Bronzeleber von Piacenza, eine antike Skulptur, die als Orakel verwendet wurde. Was passiert: Warlop taucht ihren Körper in Gips und erweckt durch ihre Bewegungen ein riesiges undefinierbares Objekt zum Leben. Nur durch Bewegung erzählt sie von der Figur und ihren Gefühlen, berührt uns und bringt uns auch zum Lachen.

HAU 3 Hebbel am Ufer | Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin | 14.–16. September 2017

KW_WillemDeRooij_

Jeroen de Rijke/Willem de Rooij, I’m Coming Home in Forty Days, 1997, Produktions-Standbild, Courtesy von Galerie Buchholz und Willem de Rooij

Willem de Rooij “Whiteout” | KW Institute for Contemporary Art

Die Ausstellung „Whiteout” von Willem de Rooij zeigt Werke des niederländischen Künstlers aus den letzten 20 Jahren. Interessant dürften dabei vor allem seine frühen Werke sein, die in Zusammenarbeit mit Jereon de Rijke unter dem gemeinsamen Namen Rijke/de Rooij entstanden sind. Man darf sich also auf eine Retrospektive freuen, die sowohl einen Blick auf Solo Arbeiten als auch Kollaborationen zulässt und im KW dafür den perfekten Ort gefunden haben.

KW Institute for Contemporary Art | Auguststraße 69, 10117 Berlin | Eröffnung: 13. September 17, 19 Uhr | Öffnungszeiten während der Berlin Art Week: Donnerstag–Freitag 11–21 Uhr, Samstag–Sonntag 11–19 Uhr

Muhannad Shono, Film Still ZomeZome

Muhannad Shono, Film Still ZomeZome

Muhannad Shono – Lebendige Spuren | Haus der Kulturen der Welt

Ein weiterer Künstler des diesjährigen sommer.frische.kunst-Festivals wird eine neue Filmarbeit bei der Berlin Art Week präsentieren: der aus Saudi-Arabien stammende Muhannad Shono, der seinen Arbeitsprozess als vorsätzliches Chaos bezeichnet. Denn das Ende einer Story, an der arbeitet, muss ihn selbst überraschen und darf nicht vorhersehbar sein. Für den Film  hat der Künstler Szenen Zomë Zomë animiert und jede Menge fließende Tinte gefilmt. Die Zusammenarbeit mit Freunden ist ein wichtiger Teil seiner Arbeit, auch wenn es nicht immer leicht fällt diese in etwas zu involvieren, von dem man selbst nicht weiß wie es aussehen soll. So verdankt er Artur Weber einen Großteil seiner künstlerischen Entwicklung in diesem Projekt, von dem er sagt “Our attempts at collaboration often resemble two pissed off cats staring at each other with random people on the street trying to break it up with clapping and stomping.” Wir sind gespannt auf das Ergebnis!

Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin | 16. September 2017 | 19:30 – 22 Uhr

© Institut für Raumexperimente, UdK Berlin

© Institut für Raumexperimente, UdK Berlin

Festival of Future Nows | Hamburger Bahnhof

Dort, wo vor einem Jahr noch Anne Imhof ihre unvergessene Performance “ANGST” zeigte, findet dieses Mal das zweite Festival of Future Nows statt. Die diesjährige Kooperation zwischen der Nationalgalerie und Olafur Eliassons “Institut für Raumexperimente e.V.” bringt Arbeiten von über 100 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Dabei kann alles passieren: Performances, spontane Choreographien, musikalische Aufführungen, Interventionen und vieles mehr. Die ganze kreative Energie der Stadt an einem Ort: Das heißt auch, das Projekte sich überschneiden und zu Neuem formieren werden. Solltet ihr also nur wenig Zeit für die Art Week haben, solltet ihr euch hier die volle Ladung künstlerischer Positionen und Ideen abholen.

Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin | 14. – 17. September 2017

Skunk, Ann Schomburg Choreographiestudien

Skunk, Ann Schomburg Choreographiestudien

Female Ejaculation Vol. 1 | Kosmetiksalon Babette

Diese Gruppenausstellung zeigt sich nur eine Nacht – aber eine Nacht, die es in sich hat! Kuratiert von Jonny Star werden die Künstlerinnen Katharina Arndt, Sindy Butz, Lena von Goedeke, Honey Jernquist, Abigail Lane, Maik Schierloh, Ann Schomburg, Raven Schlossberg, Tanja Selzer & Berit Uhlhorn präsentiert. Worum es geht? Nun, der Titel sagt es eigentlich schon: Es geht – nicht nur, aber auch – um die weibliche Ejakulation, Sinnlichkeit und Lust außerhalb von Männerfantasien und Pornoindustrie. Dabei ist die Ausstellung in ihrer Gesamtheit, als Ausdruck von Weiblichkeit und dem Aussprechen von bislang Unaussprechlichem zu sehen. Denn darüber reden wir ja eigentlich nur hinter vorgehaltener Hand. Zu Unrecht, denn auch in diesem Bereich wird es Zeit, der patriarchalen Gesellschaft zu einem neuen Denken zu verhelfen.

Kosmetiksalon Babette | Bar in der Karl-Marx-Allee 36, 10178 Berlin | 13. September 2017, 20 – 3 Uhr

Header Photo: Peter Anders, Kollateral (2016), © CHROMA

Author: Saskia Wichert