Was sind Eure Ausstellungs-Highlights auf der Berlin Art Week 2017?
Der Auftakt zur BERLIN ART WEEK beginnt für uns bereits am 10. September mit der zehnstündigen Tanzperformance A Dancer’s Day auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof, einem Projekt der Volksbühne und des Musée de la danse unter der künstlerischen Leitung von Boris Charmatz. Von 12 bis 22 Uhr verwandelt sich die riesige Fläche des Flugvorfeldes für einen Tag in eine kollektive Bühne für den Tanz, zu der die ganze Stadt eingeladen ist: Aufwärmen, partizipative Choreografien, Ensembleszenen, ein riesiger Soul Train, traditionelle Tänze, ein Bewegungslabyrinth aus Solo-Tänzen und einem kollektiven Dancefloor. Boris Charmatz zählt seit vielen Jahren zu den radikalsten Protagonisten des zeitgenössischen Tanzes, ist Leiter des Musée de la danse in Rennes und ab der kommenden Spielzeit als Choreograf und Tänzer im künstlerischen Team der Volksbühne.
Natürlich sind wir auch auf die Neuauflage der Berliner Kunstmesse selbst sehr gespannt, die in diesem Jahr in Kooperation mit der Koelnmesse zum ersten Mal Ihre Türen öffnet. Was werden uns die 110 internationalen und nationalen Galerien aus 16 Ländern in der Station am Gleisdreieck zeigen? Und welcher Dialog ist zu erwarten, der zwischen Kunst der Moderne und jungen etablierten Positionen zeitgenössischer Kunst stattfinden soll?
Nach der schweißtreibenden Ekstase von Tanz und Eröffnungen, freuen wir uns auf loderndes Feuer der Erkenntnis im Haus am Lützowplatz. Am 13. September um 19 Uhr eröffnet die Soloshow PROMETHEUS DELIVERED des österreichischen Künstlers Thomas Feuerstein. Ein wesentlicher Aspekt der Ausstellung, kuratiert von Marc Wellmann, ist die Dekonstruktion des griechischen Mythos über die menschliche Schöpferkraft und Hybris.
Ein besonderer Tipp am 15. September: Eine Führung durch die Ausstellung Barbara Wolff – Fotografien. In eigener Sache in der Collection Regard, die eine Retrospektive der in Berlin lebenden Künstlerin zeigt. Fixpunkte im Werk von Barbara Wolff sind immer wieder Aufzeichnungen von biografischen Augenblicken und prägenden Stationen ihres Lebens in der DDR und in der Bundesrepublik – es entstehen mit persönlicher und subjektiver Bedeutsamkeit aufgeladene fotografische Momente, die den Betrachter in die individuelle Erfahrungswelt der Fotografin einbeziehen. Führung, 15. September, 14 Uhr –mehr Infos
Gibt es Veranstaltungen, die einen Blick hinter die Kulissen der Berliner Kunstszene zulassen?
Ja, die gibt es! Auf folgende Atelierbesuche, die von der Messe art berlin selbst organisiert wurden, freuen wir uns ganz besonders: Am 15, September um 12.30 Uhr ist ein Atelierbesuch bei Peles Empire auf dem Programm und am Tag darauf, am 16. September um 11. 00 Uhr ein Atelierbesuch bei der großartigen Karin Sander und im Anschluss um 13 Uhr beim Künstler Gregor Hildebrandt.
Anmeldung unter: rsvp@artberlinfair.com
Einen spannenden Blick hinter die Kulissen erfährt man bei einem Ausflug in die Herzbergstrasse nach Lichtenberg. Dort finden sich neben der Sammlung Haubrok noch die neuen Räume der Projekts ‘LageEgal’ des Künstlerkurators Pierre Granoux. Wir empfehlen zu seiner Eröffnung “Wanted Duchamp 3” am 15.09. ab 15h in die Herzbergstr 55 zu gehen und von dort aus auch die offenen Ateliers auf dem Gelände zu besuchen, sowie bei der Haubrok Collection vorbei zu schauen. Anlässlich der 50-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Los Angeles führt die Sammlung ein Filmfestival durch. Besucher kommen kostenfrei in den Genuss von Kunstfilmen, die sonst nur in Galerien oder Messekojen gezeigt werden.
Tipp: Die von Arno Brandlhuber entworfene Werkhalle bei Bilderrahmen Neumann besuchen, das Video von Nina E. Schönefeld findet ihr unter: HACKER ON THE RUN
Eine weitere Ecke Berlins, die selten frequentiert wird und wo sich der Besuch lohnt ist das Funkhaus Berlin. In der DDR befand sich dort die zentrale Sendeanstalt des staatlichen Funk und Fernsehens und es ist eines der architektonischen Wahrzeichens Ostberlins, welches nach der Wende weltbekannt für seine einzigartige Akustik wurde. Vom 8. bis 16. September 2017 wird dort mit „Silent Empire“ erstmals der sogenannte Resonanzkörper, ein funktionaler, akustischer Hohlraum, zum Ausstellungsort erweckt – mit Arbeiten von John Bock, Anselm Reyle, Thomas Zipp und weiteren international arbeitenden Künstlern.
Harun Farocki. Gleich mehrere Orte in Berlin zeigen zur BERLIN ART WEEK Arbeiten des viel zu früh verstorbenen Filmemachers. Wir hatten das Glück Harun Farocki und seine Partnerin Antje Ehmann bei unserer ersten kuratorischen Zusammenarbeit gemeinsam zu erleben, wie sie über ihr Dokumentationsprojekt ‘Eine Einstellung zur Arbeit’ mit uns gesprochen haben. Deswegen freuen wir natürlich außerordentlich über die vielen Tribute an diesen wundervollen Denker und visionären Künstler. Im Kino Arsenal am Potsdamer Platz wird eine Retrospektive gezeigt, der Auftakt hierzu findet am 18.9. im Haus der Kulturen der Welt statt.
Wohin geht die Kunstszene abends zum Feiern?
Während der BERLIN ART WEEK wie auch auf dem GALLERY WEEKEND sind überall in der Stadt Eröffnungen auf denen es bereits munter zugeht. Ansonsten trifft sich die Kunstszene in Mitte in der Bar 3, im Kosmetiksalon Babette oder in der Flow Bar. Rund um die Potsdamer Straße empfehlen wir die Victoria Bar, um den Genuss West-Berliner Charmes bei guten Cocktails zu genießen oder einige Meter weiter das schummrige Kumpelnest für ein bis zehn Absacker. Unser Tipp: Lasst Euch treiben und vom Strom mitreißen – ungeplante Abende sind meist die Besten!
- GREEN|GONZALEZ ist ein Zwei-Frauen-Kollektiv, das Kunstausstellungen und Projekte im Bereich der zeitgenössischen Bildenden Kunst konzipiert und deren Akteure fachlich berät. Um ihre jeweiligen Expertisen und Kenntnisse auf dem Kunst- und Mediensektor in den Feldern der strategischen Kommunikation, Networking & Marketing zusammenfließen zu lassen, starteten Barbara Green und Wayra Schübel als GREEN|GONZALEZ im Januar 2017 die gemeinsame Zusammenarbeit. GREEN|GONZALEZ betrachten Kunst als Verhandlungsort ästhetischer und gesellschaftlicher Weltentwürfe, deren überzeugende Vermittlung einem Publikum wertvolle Erkenntnisse liefert und bestenfalls eine Erweiterung der bisherigen Ideen und Werte ermöglicht. Als Kuratorinnen-Kollektiv aus Berlin widmen sie sich der Vernetzung internationaler und regionaler Akteure, mit einem Fokus auf künstlerische Arbeiten.
BERLIN ART WEEK | 13. – 17. September, 2017
Authors: GREEN|GONZALES
Header Photo: Semra Sevin