Uns gegenüber befand sich die sichtlich nervöse Geschäftsführerin der Villa Aurora, Frau Dr. Borries-Knopp. Fünf Minuten hatten wir und die haben wir dazu genutzt, die Frau mit dem Traumjob nach den Traum-Stipendiaten zu befragen. Wie um alles in der Welt muss der Künstler beschaffen sein, der mehrere Monate in der Villa Aurora am Meer verbringen und sich in Chateau Marmontscher Atmosphäre seinen Visionen widmen darf?
Was muss man als junger Künstler, Literat oder Musiker mitbringen, um unter den strengen Augen der Jury in die Villa Aurora einziehen zu können?
Wir legen uns da eigentlich nicht fest, es ist natürlich jemand, der sehr kreativ aber auch kommunikativ ist, denn man lebt ja fast wie in einer Künstler-WG. Ich hab das ja hier (sie zeigt auf ihren Anstecker, auf dem ein Foto der Villa abegbildet ist) aufgebaut vor 15 Jahren. Inzwischen waren 250 Künstler in der Villa Autora, und ich muss sagen, der größte Teil der Stipendiaten ist wunderbar! Aber ein Traumstipendiat ist einer, der sich vernetzt, sich aber auch konfrontiert mit der USA und sich von dort inspirieren lässt. Das werden Sie auch in der Ausstellung sehen, deswegen nennen wir sie auch „Transatlantische Impulse“, das sind alles Inspirationen von dem Aufenthalt, die dann in Kunstwerke umgesetzt wurden.
Ist das dann auch das, was die Künstler an die USA zurückgeben? Also die Beschäftigung mit L.A., mit dem Land USA?
Das wird eigentlich nicht in die USA zurückgegeben, sondern wir holen das nach Berlin. Das Berlin Forum der Villa Aurora hat sich zur Aufgabe gemacht, der Öffentlichkeit zu zeigen, was so ein Aufenthalt in den USA mit einem Künstlermacht. Das Interessante ist doch, dass er mit einem bestimmten Projekt dort hin geht, und dann vielleicht ein ganz anderes Projekt realisiert, weil die Umgebung auf ihn wirkt. Ideal wäre, wenn wir diese Ausstellung auch nach Los Angeles bringen könnten, aber da fehlt leider das Geld, das ist ja ein riesiges Projekt.
Wenn ich als Künstler ein Stipendium in der Villa Aurora bekomme, entscheiden ich selber welche Projekte ich machen will?
Nein. Die Voraussetzung bei der Bewerbung ist, dass man ein Projekt einreicht, das von einer nabhängige Jury begutachtet wird, die dann die besten auswählt. Das ist schon eine sehr hohe Auszeichnung, wenn man das Stipendium erhält. Vor 15 Jahren hat sich kaum jemand beworben, und jetzt werden wir bombardiert mit Bewerbungen. Das geht so weit, dass wir bei der Bildenden Kunst keine freie Bewerbung mehr zulassen können, die Bewerber müssen nun von renommierten Experten vorgeschlagen werden.
Wie darf ich mir die Athmosphäre oder den Spirit der Villa vorstellen? So wie das Chateau Marmont – L. A. als Keimzelle von Kreativität?
Da ist schon so etwas wie eine historische Aura zu spüren. In diesem Haus gingen ja alle großen Geister des Exils ein und aus: einschließlich Charly Chaplin, Billy Wilder, Brecht, Thomas und Heinrich Mann, die ganze Palette der damaligen Exilanten trafen sich damals in der Villa. Martha und Lion Feuchtwanger waren große Gastgeber, die auch Streitgespräche nicht scheuten. Es war ein Haus voller Leben und Geist und das versuchen wir jetzt in der selben Weise wieder zu beleben mit unseren Künstlern. Die sind auch nicht immer nur Deutsche, wir haben ein Drittel mit Migrantenhintergrund, Bedingung ist nur, dass sie in Deutschland leben und arbeiten.
Was ist denn für die Zukunft geplant?
In diesem Jahr haben wir den Höhepunkt hier in Berlin mit der Akademie der Künste und der Ausstellung „Transatlantsiche Impulse“. In L.A. haben wir als Highlight ein Konzert auf der neu renovierten Orgel. Wir planen auch eine Serie mit Stummfilmen und Bach Toccatas etc. Wir wollen das Haus weiter so lebendig halten.
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