Wohin zum Gallery Weekend Berlin, Dr. Nina Koidl?
Dr. Nina Koidl beeindruckt uns nicht nur mit ihrem Auge für Kunst, sondern auch mit ihrer Umsetzungskraft und Kreativität. Seit 2008 leitet sie zusammen mit Henning Weidemann die auf Konzeptkunst spezialisierte Galerie Campagne Première in Berlin Mitte. Seit 2015 hat sie eine der hochwertigsten digitalen Editionsplattformen für zeitgenössische Kunst mit gegründet. Bei fineartmultiple kümmert sie sich seitdem um die Content Strategie, kreative Umsetzung und die Distribution.
Natürlich schaue ich auch bei Sprüth Magers vorbei. Mit den Einzelausstellungen von Alexandre Singh, Thea Djordjadze und Craig Kauffman werden drei sehr unterschiedliche Künstler gezeigt. Bei Buchholz sehe ich mir die neue Ausstellung von Wolfgang Tillmanns an, die sich um das Künstler-Studio dreht. Am Samstag und Sonntag gibt es in der Berlinischen Galerie das „Video at Midnight“ Gallery Weekend Special. Sicher interessant für alle, die die vorgestellten Videokünstler zwar spannend finden, die übliche Screening-Zeit freitags um Mitternacht allerdings manchmal etwas anstrengend.
Wie verbringst du dein Kunst-Wochenende?
Das Gallery Weekend beginnt für mich bereits am Mittwoch, wenn Ivo Wessel seine neue APP IN BEST HANDS vorstellt. Nicht die Angebote, sondern die Suche steht hier im Vordergrund, die mit interessanten Geschichten verbunden wird. Das Konzept ist neu und spannend und wir sind uns als „Start Ups“ natürlich auch verbunden und tauschen uns häufig aus.
Empfehlen möchte ich die Ausstellung „Film Lexicon of Sexual Practices“ von Maria Eichhorn in der Galerie Barbara Weiss. Die mehrteilige Film-Arbeit ist eine kunstvolle Gratwanderung zwischen Intimität, Voyeurismus und Dokumentation.
Am Donnerstag eröffnet in der Deutschen Bank KunstHalle die Ausstellung „Künstler des Jahres“ mit Basim Magdy. Der ägyptische Künstler ist in den letzten Jahren durch viele internationale Ausstellungen bekannt geworden, aber noch nicht in Berlin gezeigt worden. Man darf also ebenfalls gespannt sein.
Am besten aber läßt man sich am Gallery Weekend einfach treiben, hört sich Tipps von Freunden an, trifft Bekannte und zieht zusammen weiter. Der Sonntag ist dann trotz Gallery Weekend frei. Wir fahren aufs Land, das ist schon fast ein Ritual und die meisten meiner Freunde wissen, dass sie mir nicht unbedingt etwas für sonntags vorschlagen müssen.
Welchen Künstler hast du im Auge und warum?
Jon Rafman. Der kanadische Künstler untersucht mal auf humorvolle, mal auf verstörende Weise, wie wir mit digitalen Medien umgehen. Zur Zeit in einer Einzelausstellung im Westfälischen Kunstverein in Münster und im Haus der Kulturen der Welt in der insgesamt empfehlenswerten Gruppenausstellung „Nervous Systems“. In dieser Ausstellung ist auch das Werk „Bitsa Park (Bitsevski Park) Moscow“ zu sehen, das aus der Sammlung zufälliger Google-Street-View-Bilder des Künstlers stammt. Ein Schnappschuss der Kartografie, der erst durch die Selektion des Künstlers zum Statement wird.
Jon Rafman, Bitsa Park (Bitsevski Park) Moscow, Russia, 2010. Photograph. Courtesy the artist and Future Gallery, Berlin
Seit längerer Zeit verfolge ich auch die Arbeit von Trevor Paglen. Als künstlerischer Aktivist beschäftigt er sich mit brisanten politischen Themen und nutzt Material aus Militär- und Geheimdienstprogrammen. Seine Arbeiten und Installationen umgibt eine geheimnisvolle Aura.
Trevor Paglen, Untitled (Reaper Drone), 2013; Copyright; the artist, Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln
Sehr gerne ins Lokal auf der Linienstraße. Ich mag die Küche – hingebungsvoll im Detail, gute Zutaten, guter Wein und ein sehr sympathischer Service. Mittags auch gerne in die Chipperfield-Kantine (Joachimstraße). Leider bin ich keine Nachteule, Feiertipps können also andere besser geben. Nach dem Dinner gehe ich aber immer gerne in die Victoria-Bar, wenn es näher sein soll auch in die Ehemalige Jüdische Mädchenschule.
Danke Nina!
Foto Credit ganz oben © Petrov Ahner