ZERO – die Stunde Null der Kunst ist wieder hip

Ausstellungstipp 

ZERO – die Stunde Null der Kunst ist wieder hip

ZERO, die Kunstbewegung der Fünfziger Jahre, ist en vogue, die Preise für ZERO-Künstler gehen durch die Decke. Der Martin-Gropius-Bau zeigt eine Gesamtschau.

ZERO Klassentreffen im Martin-Gropius-Bau

Es hatte ein bisschen was von einem Klassentreffen. Neben Heinz Mack waren auch Hermann de Vries, Paul Van Hoeydonck, Uli Pohl, Christian Megert, Herman de Vries, und die Witwe von Otto Piene, Elizabeth Goldring Piene gekommen. Günther Uecker, der neben Piene und Mack zur Kerngruppe gehörte, war aus gesundheitlichen Gründen fern geblieben. Großes Hallo, Händeschütteln, Umarmungen und ein bisschen staunten sie alle. ZERO, die Kunstbewegung aus den Fünfziger Jahren ist plötzlich wieder hip und cool. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie ihrer Zeit weit voraus waren. Damals, im Muff der Fünfziger, ganz Europa lag in Trümmern, alles grau und schmutzig. Ein Neubeginn musste her. Heinz Mack: 

Meine Generation hat noch den Krieg erlebt und wir alle wollten, dass etwas Neues entsteht. Nicht nur im materiellen Sinne, auch im geistigen. Es war eine Haltung, die uns vereint hat, wir waren ja kein eingetragener Verein. Wir hatten ja nach dem Krieg auch ein intellektuelles Vakuum, da war die große Leere.  Und irgendwann haben wir erkannt, dass man, so einfach wie möglich, das Leben von vorne beginnen musste.

ZERO – Generation Licht

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Vor sechzig Jahren, als man von offenen Grenzen und gemeinsamer Währung noch weit entfernt und Europa allenfalls eine Zukunftsvision war, vernetzten sich die ZERO-Künstler international, unterstützten sich gegenseitig. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass man damals zum Beispiel noch zwölf Stunden von Düsseldorf nach Paris unterwegs war, oder bei einer Reise nach Venedig mehrfach seinen Pass vorzeigen musste. Allen gemeinsam war die Lust am Experiment. Farbe, Struktur, Materialien, Fläche, Raum, Ton, Bewegung, alles kam auf den Prüfstand. Und immer wieder: Licht! Heinz Mack: 

Klares Denken setzt voraus, dass Licht im Kopf ist. Licht wurde zu einem Medium, das selbst gestaltet werden sollte. Mit dem Licht kommt die Klarheit und eine sinnliche Dimension und diese Sinnlichkeit möchte ich auch im fortgeschrittenen Alter nicht missen.

Die ganze Ausstellung verbreitet eine Atmosphäre jugendlicher Leichtigkeit, die Kunst der ZERO-Gruppe ist keine Ausstellung heute alter Männer, sondern von Künstlern, deren Einfluss auf die nachfolgenden Generationen sich erst jetzt herauskristallisiert, Olafur Eliasson sei da zum Beispiel genannt. 

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ZERO – Begleitprogramm zur Ausstellung

Hinter vielen Namen der in der Ausstellung vertretenen Künstler befindet sich schon ein Kreuz. Höchste Zeit also, die ZERO-Gruppe mit dieser großen Gesamtschau zu ehren. Im Lichthof des Martin-Gropius Bau kann man in einer spannenden Ausstellung mit Texten, Fotos und Videos einen ersten Überblick gewinnen, eine von Heinz Mack eigens für die Ausstellung geschaffene Installation überspannt die Halle. In den Ausstellungsräumen zum Teil nie gezeigte Werke und Schätze, die man lange nicht sehen konnte. Piero Manzoni, Lucio Fontana, Yves Klein, Hermann Goepfert, Adolf Luther sind nur einige weitere Namen, insgesamt sind 43 Künstler aus 13 Ländern vertreten. Ein für Arte produzierter Dokumentarfilm („Stunde Null – die Kunstbewegung ZERO“) wird im Martin Gropius Bau uraufgeführt.  Am 11. April gibt es eine Nacht im Museum, von 20 Uhr bis 8 Uhr morgens, wer also schon immer mal im Museum schlafen wollte – hier bietet sich die Gelegenheit. Ein Kinder Workshop, Gespräche, Vorträge, ein Musik und Film Abend – ZERO ist das ganze Frühjahr in Berlin, die Ausstellung wird bis zum 8. Juni laufen.