Unsere Redakteurin Alina lebt in London und hat für ARTberlin und euch die aktuellen Ausstellungen zur Kunstfotografie durchstreift. Hier sind ihre Favoriten und vielleicht eine Inspiration für ein spontanes knackiges London Kunstwochenende. Viel Vergnügen.
Tailor Wessing Photographic Portrait Prize / National Portrait Gallery
Bis 22. Februar 2015
Die diesjährige Ausstellung zur zwölften Verleihung des Tailor Wessing Photographic Portrait Prize zeigt viele bekannte Gesichter: David Cameron im Beisein seiner Familie oder auch Maria Alekhina, eine der Sängerinnen der regimekritischen, russischen Band Pussy Riot. Doch die einprägsamsten Portraits der Ausstellung befinden sich abseits der Prominenz. Die Arbeit der Londoner Photographin Lenka Rayn H. vereint körperliche Zerbrechlichkeit und geistige Tiefe in dem Portrait eines kleinen Mädchens. Im Gegensatz zu diesem eher traditionellem Ansatz steht die Arbeit von Buki Koshoni, der seine Frau während der Geburt ihres gemeinsamen Kindes photographierte. Das Ergebnis ist eine Szene intimen Glückes, die durch die Inperfektion der Aufnahme umso authentischer wirkt. Inmitten der traditionellen und zeitgenössischen Portraitmalerei, die in der National Portrait Gallery ausgestellt ist, verdeutlichen die 60 Arbeiten von internationalen Photographen eine Entwicklung, die das Portrait über die Jahrhunderte vollzogen hat.
National Portrait Gallery// St. Martin’s Place London WC2H 0HE
U-Bahn: Leicester Square/ Charing Cross
Eintritt: 3£/2£ ermäßigt
Viviane Sassen / Photographer’s Gallery
Bis 18. Januar 2015
Wenn die fünf Stockwerke zur Ausstellung Analemma von Viviane Sasse in der Photographers‘ Gallery erst einmal erklommen sind, bietet sich ein überraschender Anblick. In einem verdunkeltem Raum werden Modephotographien mittels Projektoren auf den Boden sowie auf die Wand geworfen. Fast bedrohlich wirkt dabei die Musik, die zur mystischen Stimmung der Installation beiträgt. Etwa 350 Photographien werden hintereinanderweg von einer Leinwand auf die andere proeziert, zeigen Mal das Bild in seiner Gesamtheit und dann wieder nur einen Ausschnitt. Die Gesichter der Models sind meist durch Haare oder bunte Farbschichten verdeckt oder dem Betrachter gänzlich abgewandt. Die Projektion der Photographien auf verschiedene Oberflächen unterstreicht die immer wieder neuen Perspektiven und Formen, die die Künstlerin mit Hilfe der Models inszeniert.
Photographer’s Gallery// Ramillies Street London W1F 7LW
U-Bahn: Oxford Circus
Eintritt: 4,50£/3,50£ ermäßigt, Mo-Fr 10-12.00 frei
Edward Steichen – The Condé Nast Years / Modefotografie
Bis 18. Januar 2015
Wer klassische Modephotographie liebt, kommt bei der Ausstellung von Edward Steichen auf seine Kosten. Zwei Etagen zeigen die Aufnahmen des US-amerikanischen Photographen von 1923-1937, aus der Zeit beim Medienunternehmen Condé Nast, als seine Arbeiten in den Modemagazinen Vogue und Vanity Fair erschienen sind. Als Begründer der modernen Modephotographie bekannt, der Größen wie Bruce Weber oder Horst P. Horst inspirierte, legt Steichen besonderen Wert auf die Arbeit mit Licht und Form. Mehr als 200 Originalabzüge von Mode bekannter Designer sowie Portraits von Marlene Dietrich, Greta Garbo oder Winston Churchill zeigt die Ausstellung In High Fashion, the Condé Nast Years. Ohne viel vom weiblichen Körper Preis zu geben, gelingt es Steichen, Eleganz und Erotik in seinen Bildern zu vereinen.
Photographer’s Gallery// Ramillies Street London W1F 7LW
U-Bahn: Oxford Circus
Eintritt: 4,50£/3,50£ ermäßigt, Mo-Fr 10-12.00 frei
Text: Alina Rapoport