Hermès bringt sein Festival des Métiers am 13. Mai nach Hamburg
Was mich am meisten überrascht hat? Die Begeisterung der Besucher für das Handwerk. Sie kamen teilweise täglich, um die Entstehung der Produkte mit zu verfolgen. Toll war ein Sattler aus München, der einen selbst gefertigten Sattel mitbrachte, um sich mit unserem Sattler auszutauschen. Heute kaufen wir so viele Dinge mal schnell und möglichst billig ein. Kleidung wird günstig durch die billigen Importe aus China erworben, kaum noch jemand näht selbst. Wo wird noch per Hand etwas zugeschnitten? So selten, dass ein Handwerker ein ganzes Produkt fertig stellt und die Produkte nicht durchs Fließband gehen.
Christina Rosenberg, Geschäftsführerin von Hermès Deutschland
Das „Festival des Métiers“ tourt seit drei Jahren durch die Welt und wird ab kommenden Dienstag bis zum 18. Mai im Hamburg Museum am Holstenwall Station machen. London hat es gerade aus der Saatchi Gallery mit 40.000 Besuchern pro Woche verabschiedet. Es scheint als sei die Faszination für das Kunsthandwerk ungebrochen oder besser gesagt: neu entdeckt.
Auf dem Festival kann man in die „Handwerkswaben“ von Hermès schlüpfen und zusehen wie unter den feinen Fingern der Kunsthandwerker die berühmten Sättel, Carrés (Seidentücher) und die Birkin Bag entstehen. Und man lernt, dass zur Fertigstellung eines der Seidenschals immerhin ein bis zwei Jahre vergehen. Der Illustrator zeichnet ca. 2000 Stunden an dem edlen Stück. Für jede Lage wird ein neuer Rahmen aufgelegt und eine eigene Zeichnung angefertigt bis es in den Seidendruck geht. Das können schon mal 46 Rahmen werden.
Guillaume de Seynes (Executive Vice President / Manufacturing Division & Equity Investments):
We wanted to demonstrate that for us, craftmenship is something that happens everyday. Behind each Hermès product there is a dedicated craftman, proud of his know-how, and it was important for us that, not only visitors could see it, but that we offer the possibility of a dialog.
Und das könnte interessant werden.
Die Familie Hermès: In Liebe zum Handwerk – mit Eleganz zur Perfektion
Man kann sich Hermès wie eine typische Pariser Familie mit langer Tradition vorstellen. Schönheit, Feinheit und Disziplin sind wichtig. Die Liebe zum Handgefertigten in hoher Präzision und die Gabe zur Innovation wird von Generation zur Generation sorgfältig weitergegeben. Das seltene Talent Eleganz und soliden Pragmatismus zu vereinen, macht die Sattlerei in Gestalt des jungen Thierry Hermès um 1837 in Paris zum Sattelmacher des Königs. Sein Sohn Charles-Émile Hermès führt sein Erbe fort und beliefert einflussreiche Familien wie die Rothschilds, Voguës, Pereires und Potockis mit edlem Zaumzeug und Reiterkleidung. Hermès wird berühmt für seinen Sattelstich. Der piqué sellier kann nur von Hand getan werden. Der Faden aus Leinen wird in Bienenwachs getränkt, hat eine Nadel an beiden Enden und verbindet zwei Lederstücke, indem er überkreuzt hinein gestochen wird. Man sagt, richtig ausgeführt, würde er nie an Spannkraft verlieren.
So geht es über die Jahrzehnte bis Hermès die erste Tasche entwirft. Die „Haut à Courroie“, eine praktische Tasche für die Reitutensilien verdankt ihrem Namen der Tatsache, dass sie recht groß (französisch haut) und von einem Lederriemen (courroie) umschlossen war. Man weiss es nicht genau, aber man munkelt, dass Charles-Émiles zweiter Sohn, Émile- Maurice, der Erfinder der legendären Tasche war. Schon in jungen Jahren ein begeisterter Sammler und allen schönen Dingen hoffnungslos verfallen, wies er leidenschaftlich gern jedem noch so alltäglichen Gegenstand einen neuen Zweck zu.
Als die Eisenbahn gebaut wird, nimmt die Nachfrage nach Reisegepäck rapide zu. Eigentlich eine Goldgrube. Aber die Familie Hermès lehnt die maschinelle Massenproduktion ab. Zu groß ist die Liebe zum Handwerk, zu wertvoll die Familientradition. Stattdessen erfindet sie den Reisverschluss und das erste Gepäckstück für Automobilisten.
1937, lanciert Hermès zum 100. Geburtstag des Hauses ein Objekt, das sich als großartiger Erfolg herausstellen wird. Das bedruckte Seidentuch mit den Maßen 90 auf 90 Zentimetern, ein so genanntes „Carré“ ist die Geburtsstunde der Tradition der begehrten Hermès-Carrés. Und so schließt sich der Kreis.
Nach Hamburg reist das Festival des Métiers nach Sydney im Oktober und nach Chengdu in China im November.
Hermès – Festival des Métiers in Hamburg
Vom 13. bis 18. Mai 2014
im Hamburg Museum am Holstenwall
Öffnungszeiten: 12 – 20 Uhr
Fotos: Hermès // Sponsored Post – thank you Hermès