Zarte Metamorphosen in der Galerie Kornfeld
Metamorphosen II ist wahrscheinlich die zarteste Ausstellung, die er je gezeigt hat. Thomas Paul wird sie am 29. März 2014 in der Galerie Kornfeld eröffnen. Geplant ist sie als Teil einer Ausstellungsreihe in der Kornfeld Arbeiten von Künstlern zeigt, die sich tief nach innen wühlen, um nach außen zu tragen, was den menschlichen Wesenskern ausmacht. Den Anfang hat Robert Fry mit Metarmophosen I gemacht.
Thomas Paul ist gestern aus Darmstadt angereist wo eines seiner Ateliers liegt. Das zweite ist sein Sommersitz in Griechenland, ein Ort, wo er in Literatur und Natur eintaucht, die seine Jahreszeitenbilder nähren.
Um uns herum lehnen 20 Werke an der Wand. Thomas Paul hat sie gerade zur Probe aufgestellt, will sicher gehen, dass sie bei Ausstellungseröffnung die richtige Geschichte erzählen. Der dramaturgische Leitfaden reicht dabei von innerer Stille im Zenkreis, zu Sinnlichkeit in schimmernden Schwarz bis zu mystischer Fröhlichkeit in Die Wesen der Nacht beobachten die Entstehung der Farben. Das Werk von Paul ist nicht einfach auf den Punkt zu bringen. Oder vielleicht doch?
Die Arbeiten habe ich zusammen mit Freddy Kornfeld ausgewählt. Er besitzt eine Sensitivität für Künstler, wie ich es selten erlebt habe. Bei den Bildern hier sind wir sofort hängen geblieben. Sie alle stehen für Leichtigkeit und Unbeschwertheit.
Atem 1 bis 4 hat Paul in der Tradition der japanischen Kaligraphie und des Zen Buddhismus gemalt. Dabei hat er sich nur drei Farben, einen Pinsel, einen Pinselstrich pro Farbe und einen Atemzug pro Strich gegeben. Kein Zurück, kein Überlegen, das Sein im puren Moment. Er schätzt diese extreme Form des ganz bei sich Seins.
Ich habe mit einem Kaligraphie-Meister studiert aber bald musste ich meine eigene Version davon entwickeln. In der Kaligraphie geht es darum möglichst perfekt den Meister zu imitieren. Das geht nicht für mich, geht nicht für unsere Kultur, weil es den eigenen Weg ausschließt.
Im Raum nebenan schimmert das Triptychon „Mediation, schwarz“ in verschiedenen Schwarznuancen. Thomas Paul nimmt eines der Werke hoch und lässt es im Licht aufblitzen.
Schwarz ist eine extrem sinnliche Erfahrung. Sie ist wie ein Köder für Farben und gibt ihnen eine völlig neue Bedeutung.
Thomas Paul kann aber auch verdammt laut malen.
Seine Knallerbilder in der Ausstellung „Paradise Bird“ (1013 Dortmund) schleudern einem die Wucht ihrer Farben geradezu ins Gesicht. Unwillkürlich formt sich das Bild vom Künstler mit Rockstar Attitüde vor den Augen. Thomas Paul scheint davon aber, zumindest äußerlich, weit entfernt. Angenehm ruhig aber nicht weniger aufmerksam wirkt er, als wir ihn treffen. Einen sehr intelligenten Verstand hat er, was ihn als Biochemiker und bis vor Kurzem im Management arbeiten ließ. Wie geht das zusammen?
Mich beschäftigt Polarität und wenn ich mir anschaue, was mich ausmacht als Künstler, dann sehe ich drei Persönlichkeitsanteile: Das Expressive / das Stille / das Kontrolliert Verkopfte…Wenn Letzteres über Hand nimmt, dann male ich nicht unbedingt die besten Bilder.
Das Phänomen der Stille fasziniert ihn, auch weil es dann laut wird. In seinen Collagen und Bildern macht er Verborgenes sichtbar. Also ist die innere Wildheit immer da? Vier Mal im Jahr zieht sich Thomas Paul mit acht Künstlerfreunden zurück und lebt sein Inneres aus. Dann malt er wie besessen. Der Malprozess für seine so genannten „Erzählbildern“ ist komplex. Schicht für Schicht trägt er auf, mischt dabei Öl mit Kaffee mit Zeitungsausschnitten mit Acryl und Lasuren.
Das dauert ewig. Das limitierende Element ist dabei nicht die Zahl der Leinwände sondern die richtig verwendete Zeit. Für mich ist diese Zeit ein dramatischer Akt der Selbstentäußerung bis zur Erschöpfung.
Metamorphosen II wird gut werden, weil sie ehrlich ist.
Ausstellung: Metamorphosen II / Galerie Kornfeld
Opening: Samstag 29. März 2014 18 -21 Uhr
Laufzeit der Ausstellung bis 28. Juni 2014
Galerie Kornfeld / BUREAU / Fasanenstrasse 28 / Berlin