EINE ONLINE DATENBANK ÜBER KUNSTSAMMLER? MUTIG…
Oh nein, es war nicht Larry Gagosian, den Magnus Resch als Namenspatron für Larry’s List, sein neuestes Start Up, bemüht hat. Und ja, liebe Journalisten, ihr braucht das nicht mehr zu fragen, nachdem Bloomberg, Forbes und Blouin Art Info dazu ausführlich nachgehakt haben. Aber Larry, falls du das hier liest: ein Account zum Durchstöbern der größten bis dato auf dem digitalen Markt vorhandenen Datenbank zu Kunstsammlern ist für dich reserviert.
Larry’s List ist gerade mal vier Wochen alt und will transparent machen, was bisher kaum über- und einsehbar war: welcher Sammler sammelt eigentlich welchen Künstler, wieviel davon und wo auf der Welt? Keine leichte Aufgabe, gilt doch die Mehrheit der privaten Kunstsammler, zumindest in Deutschland, als eher zurückhaltend, wenn es darum geht über ihre Sammlung zu sprechen. Das macht im Fall von Larry’s List aber nichts, denn
a) schaut sie weltweit in die privaten Sammlungen und damit auch in die nicht ganz so öffentlichkeitsscheuen Sammlerhäuser in den USA und Asien
b) fragt sie gar nicht erst bei den Sammlern nach, ob sie denn Eingang in die Kunstliste finden wollen
Aua?! Nö.
Wir haben bisher nur positives Feedback bekommen. Die Emails an uns lauteten alle gleich: Congratulations, great job! We like your entrepreneurial spirit. Und dann: Please add this artist to my profile…
Magnus lehnt sich entspannt zurück. Schließlich ist er kein Anfänger, weder im Internetbusiness noch im Kunstmarkt, auch wenn er verdammt jung ist für die Tatsache, dass er bereits Galerist in der Schweiz war, eine Doktorarbeit zu neuen Galeriemanagementmodellen geschrieben hatund mit gymondo.de eine Webseite für Fitness- und Yogavideos in Netz gebracht und kurze Zeit später wieder erfolgreich verkauft hat.
3.000 SAMMLERPROFILE ZUM LAUNCH VON LARRY’S LIST
Schnell rein und wieder raus? Das gilt zumindest nicht für das 25-köpfige internationale Rechercheteam von Larry’s List. Es sorgt mit großer Akribie dafür, dass jede Information, die ein Sammlerprofil füttert, aus öffentlich zugänglichen Quellen stammt: Internet, Magazine, Zeitungen, Archive sind ihre Fundgruben. Und man staunt wieviel dann doch an Informationen zu privaten Sammlungen zu finden ist. Zum Launch standen bereits über 3.000 Sammlerprofile aus 70 Ländern auf Larry’s List.
Suchen kann man nach Sammlername, nach Städten, Ländern, den Künstlern, die gesammelt werden, das Kunstgenre und Geschlecht. Nicht so sehr überraschend sind im Moment zu 70% männliche Sammler in der Datenbank. Die Sammlerinnen müssen also aufholen.
Magnus’ Ziel ist es, mit seinem Online-Verzeichnis und detaillierten Infos zu den Arbeiten und Künstlern zum Standard-Tool für Galeristen, Auktionshäuser und Kunsthändler aufzusteigen. Hört sich also an wie die Schwester von artnet.com, eine der größten Online Datenbanken zu Künstlern und ihrem „Wert“ auf dem Kunstmarkt. Bislang stehen die Chancen auf Vorreiterschaft gut, denn es gibt bzw. gab schlichtweg keine Online Datenbank zu Sammlungen.
Unsere Priorität liegt auf der Datenqualität. Wir sind eine Researchfirma- aber sexy.
INTERVIEW MIT DEM GRÜNDER MAGNUS RESCH
Magnus, wie bist du auf die Idee für Larry’s List gekommen?
Als ich mit meiner Galerie anfing, habe ich mich gefragt, wie ich Kunden finde. Ich überlegte Adresslisten zu kaufen, aber es gab einfach nichts zu Kunstsammlern. Das ist in keinem anderen Markt so. Es dauert Jahre bis man sich als Galerist eine solide Sammlerschaft aufgebaut hat. Jeder junge Galerist träumt doch vom Telefonbuch eines Iwan Wirth.
Wer „schafft“ es in eure Liste? Wann ist denn ein Sammler ein Sammler?
Für uns ist die Aktivität eines Sammlers entscheidend. Dazu zählt sein Engagement im Kunstmarkt, auf Messen, in Institutionen. Und ein Mindestbestand an 100 Arbeiten in der Sammlung mit Fokus auf Contemporary Art.
Für Berlin tummeln sich im Moment 73 Sammler und Sammlerinnen auf Larry’s List, die hier, wenn man noch nicht gekauft hat, rein mit ihren Initialien angeteasert werden. Wir erspähen u.a. T.O. (Thomas Olbricht), C.B. (Christian Boros), E.H. (Erika Hoffmann), F.H. (Fré Ilgen), I.W. (Ivo Wessel) und A.D.G. (Arthur de Ganay).
WIE LARRY’S LIST GELD VERDIENT: BUSINESS MODELL
Vollständig einsehen kann die Profile von Larry’s List, wer dafür bezahlt. Die günstigste Variante ist der Kauf eines einzelnen Profils für 19$. Für stattliche 950$ erhält man 100 Profile. Dazwischen gibt es die Best Price Variante für 350$ pro Jahr. Das Jahresangebot macht Sinn, wenn man weiss, dass die Profile ständig aktualisiert werden. Das Forscherteam schläft wenig. Und in Asien scheint es hoch her zu gehen.
Der Kunstmarkt in Asien ist extrem in Bewegung. Dort wird Kunst gekauft wie verrückt. Wenn wir das Profil zu einem asiatischen Sammler einstellen, müssen wir es ein paar Tage später bereits updaten.
Vielleicht liegt auch deshalb der offizielle Firmensitz von Larry’s List in Hongkong.
SAMMLER-TOP-OF-THE-POP-RANKING
Ab Anfang nächsten Jahres will Larry’s List den nächsten Coup landen. Basierend auf dem sogenannten ART COLLECTOR REPORT wird Larry’s List ein Sammler Ranking heraus bringen. Im Gegensatz zur tatsächlich neuen Idee mit der öffentlich zugänglichen Sammlerdatenbank, kennen wir Top 10 Listen unter der internationalen Sammlerschaft u.a. von ARTnews, an deren Spitze 2013 Helene und Bernard Arnault standen. Allerdings, weil beginnen sie auch mit einem A…
Die Welt liebt Rankings und Google ganz besonders. Top 10 Listen führen die Suchergebnisse an. Aber wie aussagekräftig sind solche Listen?
Wir basieren unser Ranking auf Daten – und nicht auf persönlichen Empfindungen einer Jury. Für uns ist die Aktivität der Sammler auf dem Kunstmark entscheidend. Wir messen das Engagement eines Sammlers innerhalb von Messen, Museen und auf dem Kunstmarkt. Wie groß ist die Sammlung? Wie oft wird über ihn geschrieben? Hat er ein Museum? etc.
Spielst du mit dem Stolz der Sammler und glaubst du, dass euer Ranking Kunstsammler zu mehr Aktivität motiviert?
Magnus denkt nach und sagt dann mit Bedacht:
Nein, das glaube ich nicht. Die meisten Sammler sind ganz anders motiviert. Sie kaufen Kunst ganz sicher nicht wegen des Wettbewerbs zu anderen Sammlern.
Du sammelst auch, wer ist dein Lieblingskünstler im Moment?
Chris Succo, intelligenter Typ.
Danke, Magnus.