Robert Lucander – Verborgene Geschichten

Maler 

Robert Lucander – Verborgene Geschichten

Robert Lucander ist Maler und lehrt als Professor an der Universität der Künste in Berlin. „Erbeutet“ ist der Titel seiner Ausstellung im Pfefferberg.

Robert Lucander

Robert Lucander – Die Geschichte hinter dem Bild

Was wurde denn da wohl erbeutet, fragen wir uns, während wir in der Galerie Mikael Andersen auf den Künstler warten und seine neuen Bilder betrachten. Denn die Titel erzählen ja meist schon so einiges über eine Ausstellung. Was dann als Erklärung folgt, ist überraschend, und durchaus typisch für die Arbeitsweise von Robert Lucander

Du erinnerst Dich doch sicher an den Steglitzer Tunnelraub. Damals war in allen Zeitungen das gleiche Bild von diesem Loch, dem Eingang des Tunnels. Ein Loch ist schwer zu thematisieren, wie stellt man das dar, das hat mich interessiert, und ich habe mir überlegt, wie könnte ein Bild dazu aussehen.

Auf einen Bankraub als Hintergrund für eine neue Bildserie wäre ich nicht gekommen. Beute machen für neue Bilder – das kann Robert Lucander überall passieren. Ihm fällt etwas in die Hände, ein Zeitungsausschnitt, ein Zitat, ein Foto, dann ist da ein Gedanke und irgendwann vielleicht ein Bild.

Ich überlege mir zum Beispiel, wie würde ich ein Bild malen zu den Wahlen, natürlich ohne die Politiker. Oder von den Nicht-Wählern. Wie könnte man dieses Phänomen darstellen? Das sind nur Beispiele, so was beschäftigt mich. Manchmal fällt mir etwas ein, manchmal nicht. Manchmal wird es abstrakt, manchmal nicht.

Robert Lucander – Professor an der Universität der Künste

In der Arbeit „Mensch ärgere Dich nicht. West und Ost“ von 2006 ist dieses Prinzip perfekt zu besichtigen. Ein alter Mann sitzt seinem eigenen Doppelbild gegenüber, er spielt mit sich selbst, die Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figuren sind schwarz-rot-gold. Entstanden aus einem Foto in einer Zeitschrift, ein alter Mann spielt mit seinem Enkel, Unterschrift: Opa schummelt immer. Die Idee für ein Bild über das neue Deutschland  war da. Die besondere Situation in Berlin, das Thema Ost-West, interessiert den Finnen Robert Lucander sehr, er kam ja auch mitten in der Wendezeit nach Berlin. An der Universität der Künste, wo er heute ordentlicher Professor ist, war die Welt auch aus anderen Gründen in Aufruhr.

Als ich 1988 nach Berlin kam, hat man an der Uni sozusagen gerade die Pinsel zerbrochen, alle setzten auf Fotografie und Installationen. Die Fotografen hatten die besseren Partys, aber ich wollte das nicht machen, obwohl man in der Malerei-Klasse ausgelacht wurde. Mich hat immer mehr der Inhalt beschäftigt, als das Medium, also „was wird dargestellt?“ und nicht „wie wird es dargestellt?.“   

Robert LucanderRobert Lucander

Robert Lucander – Ansichten zur Malerei

Die Grenzen der Malerei sind bekanntermassen fliessend, es ist nicht immer einfach festzumachen, wo das Abbild aufhört, und das Objekt beginnt. So ist es zum Beispiel auch mit Robert Lucanders „rausgeschnittenen“ Bildern. Sorry, da wird nichts rausgeschnitten, es sieht nur so aus, am Rahmen kleben bemalte Leinwandreste eines nie vorhandenen Bildes. Ist das schon ein Objekt? Oder doch ein Bild? Sicher ist nur, dass es auch hier wieder eine Geschichte hinter dem Bild gibt – diesmal den spektakulären Kunstraub von Rotterdam, bei dem die Räuber die Bilder nicht los wurden und sie deshalb zerstörten. Denkbar schlechte Ausbeute für die Diebe, aber eine gute für Robert Lucander. Die neuen Werke des Künstlers, der seit vielen Jahren international ausstellt und in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten ist, kann man vom 13. September bis zum 2. November in der Galerie Mikael Andersen im Pfefferberg besichtigen. Die Galerie präsentierte Robert Lucander auch auf der abc vom 19.-22. September.    

Fotos: Matias Sauter für ARTberlin