Meret Oppenheim – eigenwillige Künstlerin im Surrealismus
Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen.
Das hat sich Meret Oppenheim, 1913 im damals noch nicht zu Berlin gehörenden Charlottenburg geboren, zeitlebens zu Herzen genommen. Schon als 20-jährige mischte sie die Männerwelt der Pariser Kunstszene auf, aber beileibe nicht „nur“ als Muse der Surrealisten, sondern als selbstständige, eigenwillige Künstlerin. Wer sie nicht für voll nahm, wurde schnell eines Besseren belehrt. So Pablo Picasso, der ihren mit Pelz besetzten Armreif bespöttelte. Als Antwort schuf sie ihre berühmte Pelztasse, die nur Wochen später vom MoMa in New York gekauft wurde. Dort ist sie übrigens auch geblieben, das haarige Kunstwerk war zu fragil für den Transport nach Berlin.
Meret Oppenheim – Vertreterin des Feminismus
Das Verhältnis zwischen Mann und Frau war immer ein großes Thema im Schaffen von Meret Oppenheim. In ihrer Generation waren Künstlerinnen, die offen mit den Thema Erotik und Sexualität spielten, noch die Ausnahme. Sie hat viel von späteren Vertreterinnen des Feminismus vorweg genommen. Nicht nur in ihrer Kunst, sondern auch im Leben.
Ich möchte sogar sagen, dass man als Frau die Verpflichtung hat, durch seine Lebensführung zu beweisen, dass man die Tabus, mit welchen die Frauen seit Jahrtausenden in einem Zustand der Unterwerfung gehalten werden, als nicht mehr gültig ansieht.
Die Nacktportraits, die der Fotograf Man Ray von ihr in den 30er Jahren fertigte, erzeugten eine Skandal. Nur scheinbar eine Männerphantasie, war Meret Oppenheim alles andere als Sinnbild weiblicher Unterwerfung.
Pelzhandschuhe und mehr
Der Blick ins Unbewusste spielte bei Meret Oppenheim, wie bei vielen ihrer künstlerischen Zeitgenossen, eine große Rolle. Die Suche nach einer visuellen Form für das, was im Verborgenen liegt. Gedichte und Tagebücher. Die Natur, Fruchtbarkeit, Träume, Mythen und Märchen, die Lust an Verkleidung und Verwandlung, die Basler Fasnacht, Masken, Kostüme, Mode, Accessoires… Fast alles, was die Künstlerin beschäftigte, wurde auch Gegenstand ihrer Kunst. Die Pelzhandschuhe, aus denen rotlackierte Fingerspitzen herausschauen, sind schauerlich – die Frau als Raubtier – und gleichzeitig hocherotisch. Die Ausstellung im Martin-Gropius Bau hat die große Schaffensbreite von Meret Oppenheim in thematischen Räumen geordnet, ergänzt mit Briefen und Fotos, die eingangs Einblick in ihr Leben geben. Absolut sehenswert ist das Portrait der Filmemacherin Christina von Braun („Frühstück im Pelz“, NDR, 1977), das am Ende des Rundgangs zu sehen ist.
Foto Credits: Copyright VG Bild-Kunst Bonn, 2013 / bei Man Ray: zusätzlich Man Ray Trust, Paris. // Bei „Sechs Wolken auf einer Brücke“: Copyright bei Margit Baumann, Archiv Christiane Thoss, Ffm.